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Fluch per Mausklick (German Edition)

Fluch per Mausklick (German Edition)

Titel: Fluch per Mausklick (German Edition)
Autoren: Sarah Lark
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Duft hinzugeben, zerrte ich ihn weg. Verärgert verkroch er sich in einem der hundehüttenähnlichen Gelasse, die um den Hof herumgebaut waren.
    »Erstaunlich, er kriecht in den Kay-myste von Papa Legba!«, wunderte sich die Mambo.
    Entschuldigungen murmelnd versuchte ich, ihn wieder herauszuziehen. Aber die Mambo wehrte gütig ab.
    »Nein, lassen Sie nur. Wenn der Geist ihn duldet, ist er willkommen.«
    Die diversen Hütten gehörten also verschiedenen Loas. Und der Mittelbalken repräsentierte eine Achse, die in unvorstellbare Tiefen reichte, bis hinüber in die jenseitige Welt. »Guinée« nannte man die, auch »Dahomey« – Wohn- und Aufenthaltsort von Göttern, Geistern und den Seelen aller nichtzombifizierten Verstorbenen.
    Inzwischen plätscherten die ersten Gläubigen herein – von ein paar exotisch gestylten Jugendlichen abgesehen ganz normale Leute. Die wären auch bei den Zeugen Jehovas nicht weiter aufgefallen.
    Mama Laya begrüßte sie mit ein paar Worten und warf ein Tonband mit Anrufungs- und Klagegesängen an. Dann verabschiedete sie sich noch kurz, um das Opfertier zu holen. Mir wurde angst und bange, aber das erwies sich schnell als unbegründet. Die Mambo erschien mit einem eindeutig toten Huhn vom Schlachter und einem Beutel, der aussah wie eine angetaute Blutkonserve.
    »Wir schlachten nicht selbst, weil …«
    »… dies ein Wohngebiet ist«, vervollständigte ich verständnisvoll.
    Die Mambo nickte strahlend. Aus dem gleichen Grund verwandte sie auch kein Holzfeuer, sondern entzündete einen Gaskocher in der Mitte des Raums. Anscheinend waren Voodoo-Geister flexibel, ich hätte mir wegen des Räuchermännchens gar nicht solche Sorgen machen müssen. Inzwischen begannen ein paar Männer Trommeln zu schlagen, und die ersten Stimmen der Voodoo-Adepten mischten sich in die Tonbandmusik. Die meisten Gemeindemitglieder zeigten sich jedoch noch etwas schüchtern.
    Das legte sich, als die Mambo zunächst eine helle Flüssigkeit in eine Schale goss und anschließend die Kalebasse kreisen ließ. Ich schaute etwas misstrauisch, als das Gefäß zu mir kam. Von welchen menschlichen und tierischen Bestandteilen war gestern noch die Rede gewesen?
    »Das ist Clairin, Zuckerrohrschnaps«, klärte mich meine Nachbarin auf.
    Beruhigt nahm ich einen Schluck. Das Zeug schmeckte nicht übel, allerdings war es höllisch scharf. Nachdem die Flasche dreimal herumgegangen war, lösten sich die Zungen der Ritualteilnehmer. Gesang setzte ein und wurde schnell fordernder, man konnte sich seiner Wirkung kaum entziehen. Ich merkte, dass ich zunächst mitsummte, mich im Takt wiegte und dann die einfachen Silben wiederholte. Die Mambo begann nun auch zu tanzen, der Rhythmus der Trommeln zog uns alle in seinen Bann und ließ uns erstarren, als er abrupt endete. In der plötzlichen Stille klang der Schrei der Mambo umso schauerlicher. Mit geübtem Schwung ließ sie ein Messer durch die Luft sausen und schlug dem toten Huhn mit einer einzigen Bewegung den Kopf ab. Die Aktion machte erwartungsgemäß wenig Eindruck auf das Tier, aber sie schleuderte die Leiche trotzdem in unsere Mitte, als erwarte sie, das Vieh würde gleich wieder zum Leben erwachen. Einer der Adepten hob es auf und hielt es über die Schale mit dem Trankopfer. Die Mambo goss schnell das Blut aus dem Plastikbeutel dazu. Die Trommeln peitschten uns erneut auf, als sie das Gebräu umrührte und auf dem Campingkocher erhitzte. Übel riechender Rauch stieg auf, die Mambo verbrannte weitere Kräuter. Wie hatte ich danach nur eine Duftserie benennen können? Tatsächlich schrie die Situation nach einem Raumspray!
    Jedenfalls tanzten und trommelten wir weiter, die Mambo schwenkte eine Rassel, und inzwischen fingen auch die ersten Tänzer an, sich ekstatisch zu winden. Eine Frau verfiel auf einer der Bodenzeichnungen in Zuckungen.
    »Sei gegrüßt, Lenmba Zawo!«, freute sich die Mambo.
    Ich hätte ja eher einen Arzt angerufen, aber dieses Verhalten schien bei Geistererscheinungen normal zu sein. Gleich danach nahm noch ein Loa namens Méet Kalfou Besitz von einem dicklichen Jugendlichen. Der Knabe stieß dabei schrille Schreie aus. Der schwarze Hund blieb allerdings weg. Dafür kam Fido.
    Ehrlich gesagt war ich selbst schon ein bisschen high von den Dämpfen und mehr als angetrunken von dem Schnaps. Ich griff deshalb nicht gleich ein, als mein gelbes Ungetüm zielstrebig aus der Hütte von Papa Legba trottete und die Kreismitte ansteuerte.
    Die Mambo hatte
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