Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Toten: Roman (German Edition)

Fluch der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Toten: Roman (German Edition)
Autoren: Z. A. Recht
Vom Netzwerk:
Er selbst verfügte nicht mehr über die Stärke, die Ausrüstung und den Spielraum, so zu handeln, wie es erforderlich war.
    Trotzdem, ungeachtet der belastenden Einschränkungen, denen er ausgesetzt war, ging es ihm sehr gut. Monate nach dem Ausbruch der Seuche, als der Kampf noch lange nicht vorbei war, befand er sich unter den ranghöchsten Agenten des Zweiten Amerikanischen Bürgerkrieges.
    Eine Seite, geführt von Teilen des Kongresses, des Senats und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, versuchten fieberhaft, den Städten, die noch gegen den Erreger kämpften, Unterstützung und Verstärkung zukommen zu lassen. Man sandte ihnen Medikamente – in der vergeblichen Hoffnung, diese würden die Ausbreitung der Seuche zumindest verlangsamen. Sawyer sah mit Abneigung, dass ihre Bemühungen fehlschlugen.
    Sie sind mit dem Herzen dabei, aber nicht mit dem Kopf. Man kann die Welt nicht mit dem Herzen verändern. Man ändert sie mit Gewalt.
    Die andere Seite, geführt vom Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs und unterstützt vom Rest des Kongresses und des Senats, suchte ein Heilmittel gegen den Erreger und wollte vor nichts zurückschrecken, um es zu finden. Diese Art der rücksichtslosen Entschlossenheit war etwas, mit dem sich Sawyer identifizieren konnte. Da gehörte er hin.
    Sie hatten bereits mehrere erfolgreiche Operationen durchgeführt. Die Wiedervereinigten Staaten von Amerika, wie sie sich nannten, hatten Truppen ausgeschickt, um sowohl die USAMRIID in Fort Detrick als auch die Laboratorien der Seuchenschutzbehörde mit ihren Fachkräften in Atlanta zu überfallen. Die Wissenschaftler hatten sich zunächst gesträubt, für die Rebellen zu arbeiten, sahen ihren Irrtum aber schnell ein. Vor allem wegen Sawyers einzigartiger Überzeugungsmethode. Man hatte die gesamte Beute und das Personal nach Mount Weather gebracht.
    Alle diese Leute arbeiteten rund um die Uhr in behelfsmäßigen Labors aus umgebauten Munitionsbunkern – und alle waren bisher kläglich gescheitert. Tag für Tag legte man ihnen immer wieder enttäuschende und negative Berichte vor. Die Suche nach einem Heilmittel war eine Totgeburt.
    Und das, überlegte Sawyer, war wahrscheinlich der Grund, warum er zu einem Gespräch mit dem Vorsitzenden beordert wurde.
    Die Gebäude in Mount Weather waren modern und standen unter ausladenden Bäumen. Sie hatten nicht die Architektur der typischen Regierungsgebäude. Sie hätten mit ihren glänzenden einfarbigen Glas- und Stahlfassaden zu einem Gewerbegebiet passen können. Sawyer schritt die gepflasterten Wege entlang, vorbei an den weiß getünchten Wänden im größten der Gebäude, das den Führungskräften vorbehalten war.
    Eine schicke junge Frau saß an der Rezeption, sie sah aus wie eine Bibliothekarin. Sie blickte auf, als Sawyer sich näherte, sagte aber nichts, sondern griff nach ihrem Telefon-Headset und drückte einen Knopf. Einen Augenblick später sagte sie ins Mikrofon: » Er ist da. «
    Sawyer hatte damit gerechnet, dass er die Antwort nicht hören konnte. Die Frau nickte, klinkte ihr Headset aus und stand auf. » Der Vorsitzende erwartet Sie bereits. Bitte folgen Sie mir. «
    Sawyer nahm die Sonnenbrille ab und richtete seine Kleidung. Jetzt war Schluss mit lustig. Der Vorsitzende ergötzte sich daran, wichtig zu erscheinen. Er hatte es gern, wenn man als Bittsteller zu ihm kam. Es spielte aber keine Rolle. Jeder durfte nach Sawyers Meinung einen Spleen haben. Oder auch zwei. Sein persönlicher Favorit unter den sieben Todsünden war Zorn. Aber der Vorsitzende meinte wohl, Stolz und Überheblichkeit würden ihm mehr Macht verleihen.
    Die Frau führte Sawyer durch eine Tür ins Privatbüro des Vorsitzenden. Es war einfach und sachlich eingerichtet und entsprach dem Charakter des Mannes hinter dem Schreibtisch. An der Seite stand ein kleiner Beistelltisch mit einer Kaffeemaschine und nicht gespülten Kaffeetassen. Das Bücherregal war halb leer, aber was dort stand, hatte ausschließlich mit Regierung oder Gesundheitswesen zu tun. Sawyers angeborene Neugier ließ ihn einen Blick auf das aufgeschlagen Buch auf dem Schreibtisch des Vorsitzenden werfen. Es war zu weit weg, um lesen zu können, was dort stand, aber anhand zweier Schwarz - Weiß-Bildchen, die er sah, konnte er erahnen, dass es eine Abhandlung über Epidemien war. Der Vorsitzende machte seine Hausaufgaben.
    Der Mann selbst war fast widerlich charmant, eben der geborene Politiker. Sein grau meliertes Haar wirkte, als würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher