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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman
Autoren: Christine Feehan
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geschüttelt und die Zähne gefletscht hatte wie einer der gefangenen Wölfe, die er hin und wieder in seinen Unterschlupf mitbrachte, um sie zu quälen.
    Doch so schlimm ihre Erinnerungen auch waren, dies war nun einmal ihre Lebensweise. Die Tanten hatten ihr gesagt, dass ein Kind geliebt und gut behandelt werden müsse und nie, niemals als Nahrung dienen dürfe, doch außer den gemeinsamen Erinnerungen an ihre Kindheit mit ihrer Mutter hatten sie alle drei nichts, worauf sie sich wirklich verlassen konnten. Nicht einmal die Tanten hatten sehr viel mehr erlebt als das, was Laras Leben war. Und Erinnerungen – besonders alte - konnten täuschen.
    Er zwingt mich, in den großen Raum zu gehen. Lara versuchte, die in ihr aufsteigende Panik zu bezwingen, um sich nicht zur Wehr zu setzen und ihre Fähigkeiten zu offenbaren, aber ihr Selbsterhaltungstrieb war stärker.
    Danach kommst du zu uns zurück, erinnerten ihre Tanten sie. Denk nur daran! Und dann verlässt du diesen furchtbaren Ort, um weit weg von hier ein neues Leben zu beginnen, wo sie dir nie wieder etwas anhaben können.
    Lara nickte und bremste ihre Kampfeslust. Sie durfte nicht die Beherrschung verlieren, oder Razvan würde argwöhnen, dass sie etwas im Schilde führte. Er versuchte, sie durch Furcht und Schrecken zu beherrschen, das wusste sie. Wenn sie nicht verängstigt genug war, würde er einen Weg finden, ihr Angst zu machen, um sie unter seiner Fuchtel zu behalten und sich ihre Fügsamkeit zu sichern.
    Sie zählte jeden Schritt, obwohl sie die genaue Zahl schon kannte, weil sie diesen Weg schon unzählige Male gegangen war. Siebenunddreißig Schritte durch den Gang, dann würde ihr Körper wie von selbst nach rechts abbiegen und durch den Eingang in die große Kammer gehen, in der Razvan und Xavier ihre rituellen Zeremonien abzuhalten pflegten. Der lange Gang war eigentlich ein Tunnel mit bläulicher Decke und dicken Eiswänden. Das Eis unter ihren Füßen war glatt und fest, fast kristallklar und immer hell erleuchtet von den Lichtkugeln in den Wandleuchtern. Das Licht, das über die Wände flackerte, offenbarte einen Regenbogen von Farben, die wie in das Eis eingelassene Juwelen glitzerten.
    Lara liebte die Schönheit dieser gefrorenen Welt, die orangeroten und blauvioletten Skulpturen, die vom Boden aufragten und sich zu funkelnden Fontänen verjüngten. Sie schienen nur darauf zu warten, vom Licht erfasst zu werden, um zum Leben zu erwachen. Mit kurzen, stockenden Schritten ging Lara an den vertrauten Gebilden vorbei, bis sie in der Mitte des großen, saalartigen Raumes stand. Alle paar Schritte stiegen riesige Säulen zu der gewölbten Decke auf, uralte Waffen bedeckten eine ganze Wand, und gegenüber, vollkommen in Eis eingeschlossen, waren die beiden wunderschönen Drachen, der eine rot, der andere blau.
    Lara blickte auf, und ihr stockte der Atem. So erging es ihr jedes Mal beim Anblick ihrer Tanten, die nicht nur in Eis eingeschlossen, sondern auch in mächtigen Körperformen gefangen waren, die nicht ihre wahren Gestalten waren. Lara konnte sich noch nicht verwandeln, aber sie spürte, dass es kein sehr weiter Weg mehr bis dahin war. Die Tanten hatten das Wissen tief in ihrem Geist verankert, damit sie die Prozedur niemals vergessen würde, doch sie hatte bisher noch nicht den Mut gefunden, sich tatsächlich zu verwandeln. Und die Tanten hatten ihr verboten, es innerhalb der Höhlen zu versuchen, wo Razvan oder Xavier das Ansteigen von Macht bemerken würden.
    Der rote Drache hatte sein großes Auge an das Eis gepresst, und während Lara hinsah, schloss sich das Lid langsam und öffnete sich dann wieder über dem runden Augapfel. Dieses kleine Zeichen gab Lara die Kraft, den Mann anzusehen, der stirnrunzelnd in der Mitte des Raumes stand. Razvan – ihr Vater – schaute sie böse an und winkte ihr mit einem langen Finger.
    Die Falten in seinem Gesicht hatten sich vertieft, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, und das war erst vor ein paar Tagen gewesen. Sein Haar hatte sich von dem einstigen Kupferrot zu einem Braun verdunkelt, das auch schon mit Grau durchsetzt war. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren von dunklen Ringen umgeben. Sowie sein Blick auf Lara fiel, begann er, schwerer zu atmen; er keuchte schon fast vor Erregung. In einer Hand hielt er ein rituelles Messer, bei dessen Anblick Laras Herz zu rasen anfing.
    Er hat das Messer .
    Zähne, die ihr Fleisch zerfetzten, waren schlimm genug, doch das Eindringen dieser
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