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Flöte und Schwert

Flöte und Schwert

Titel: Flöte und Schwert
Autoren: Christoph Lode
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Steintür! Unter einem Eisenring befand sich ein Schlüsselloch. Seine Hand fand den Dietrich an seinem Gürtel, und er begann, sich am Schloss zu schaffen zu machen.
    Sein Freund Ern, einer der fähigsten Kunstschmiede von Kaman-Share, hatte dieses Werkzeug für ihn gemacht. Es hatte Dunaris noch nie im Stich gelassen. Manchmal dachte er, dass nicht einmal die verzauberten Schlösser der corsanischen Schatzkammern Erns Dietrich standhalten würden. Vielleicht war es seinem Freund gelungen, selbst ein wenig Magie in dieses Stückchen Schmiedekunst fließen zu lassen ...
    Ein leises Klicken drang aus dem Innern des Schlosses, und Dunaris zog die Tür auf. Eine Treppe führte nach oben. Zufrieden mit sich verstaute er den Dietrich und folgte den Stufen.
    Oben erwartete ihn eine gewaltige Halle. Säulen aus Obsidian erhoben sich bis zur Decke. Steinerne Fabelwesen starrten von den Wänden herab. Das flackernde Fackellicht hauchte ihnen gespenstisches Leben ein.
    Durch einen Deckenschacht fiel eine Säule aus alabasterfarbenem Mondlicht auf ein Podest.
    Dunaris näherte sich ehrfürchtig. Das Podest war mehr als mannshoch und wie eine Stufenpyramide geformt. Ein mächtiger Quader befand sich auf der abgeflachten Spitze – ein Sarkophag. Das Böse, das die Pyramide wie eine dunkle Aura umgab, war körperlich spürbar. Es hinterließ einen üblen Geschmack in seinem Mund, und Dunaris musste seine gesamte Willenskraft aufbieten, um gegen die Bilder anzukämpfen, die mit Macht in sein Bewusstsein drängten. Bilder von Tod und Verderben. Bilder seines eigenen Todes.
    Ein Schutzzauber!
, durchfuhr es ihn. Dunaris erlebte dergleichen nicht zum ersten Mal, wenngleich ihm die pure Macht des Zaubers den Atem raubte. Natürlich, Aphragus war ein Großmeister der dunklen Künste gewesen. Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Die Magie hatte begonnen, seinen Verstand zu zersetzen. Wenn er nichts dagegen unternahm, würde der Wahnsinn nach ihm greifen.
    Dunaris umfasste das silberne Amulett des Taynor, das er an einem Lederbändchen um den Hals trug, und sammelte sich. Der Zauber fuhr wieder und wieder wie ein Rammbock gegen seinen Geist. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn, und die Kanten des Amuletts schnitten in seine Finger. Dunaris begrüßte den Schmerz.
Ich bin stark
, sagte er sich,
ich bin stark.
Mit einem Gebet auf den Lippen formte er seine Willenskraft zu einem Schutzwall, an dem der Rammbock zerschellte.
    Erschöpft ging der Dieb in die Knie. Mit zitternden Händen holte er seine Feldflasche hervor. Er nahm einen Schluck und genoss das Gefühl des Wassers in seiner Kehle. Es spülte die Nachwirkungen des Zauberbanns fort, und Dunaris richtete sich auf.
    Aphragus’ Sarkophag war ein steinernes Ungetüm ohne jeden Schmuck. Kleine Berge von Geschmeide und Edelsteinen, goldene Kronen und Zepter umgaben den Quader. Leuchteten verheißungsvoll. Dunaris setzte einen Fuß auf die erste Stufe der Pyramide. Welch ein Schatz! Er sah Waffen, mit Runen versehen. Schimmernde Kettenpanzer, die jedem Schwerthieb widerstanden. Stufe um Stufe erklomm er die Pyramide. Schon ein Bruchteil dieses Schatzes würde ihn reicher als alle Kaufleute von Kaman-Share machen. Sogar reicher als Trojus.
    Oben angekommen ließ er seinen Blick über die Reichtümer gleiten. Aphragus hatte seine Macht und seinen Wohlstand mit dem Blut der Menschen von Kaman-Share bezahlt, und nun türmten sich die Schätze in seinem von den Göttern verlassenen Mausoleum. Dunaris schüttelte den Kopf. Wie sinnlos das alles war.
    Inmitten der Schmuckstücke fand er Kajas Licht. Die verzauberte Lampe lag auf den Steinplatten, als wäre sie ein achtlos fortgeworfenes Spielzeug. Dunaris hob das Artefakt auf und drehte es im Licht seiner Fackel. Zwei sich aufbäumende Pegasoi aus Silber fassten einen milchigen Splitter ein, in dessen Innern ein winziger Funken aufzuglühen schien. Die Kunstfertigkeit der Lampe war vollendet, und für einen Augenblick vergaß er bei ihrem Anblick sogar das Böse, das in diesen Mauern wohnte. Wenn doch nur Ern hier sein könnte! Der Schmied würde vor Freude weinen.
    Behutsam verstaute er das Artefakt in seinem Beutel und wandte sich wieder dem Schatz zu. Verglichen mit der Lampe wirkte selbst das erlesenste Schmuckstück wie billiger Tand. Dunaris machte sich daran, seine Taschen mit Edelsteinen, Ringen und Ketten vollzustopfen. Er nahm gerade so viel mit, dass seine Beweglichkeit nicht eingeschränkt wurde. Bevor er sich zum Gehen
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