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Flitterwochen zu dritt

Flitterwochen zu dritt

Titel: Flitterwochen zu dritt
Autoren: Catherine Spencer
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Flüstern verwandelte. Doch angesichts der Situation war sie nur dankbar, dass es für Stephanie Montgomery auf der Liste der gesellschaftlichen Etikette ganz oben stand, den Schein zu wahren.
    “Ganz richtig, Mutter.” Julia nahm ihre Schleppe über den Arm und schwebte so würdevoll zur Tür, wie sie nur konnte.
    “Was sonst, glaubst du, steckt in diesem Tuch und trägt eine Windel? Ein gefüllter Truthahn?”
    Wie Julia und er die nächste Stunde überstanden, wusste Ben nicht. Selbst ein Idiot hätte begriffen, dass zwischen dem ersten Tanz und dem Hinaustanzen der Brautleute in einem Regen von Konfetti und Rosenblättern irgendetwas schief gelaufen war.
    Die Braut vermied es, den Bräutigam anzusehen, und warf ihren Brautstrauß, als würde sie eine Handgranate in die feindlichen Reihen schleudern. Das Lächeln ihrer Mutter war verkrampft, und der Gesichtsausdruck ihres Vaters hätte den Verkehr zum Stehen gebracht. Aber falls irgendeiner der gut gekleideten, vornehmen Gäste es gemerkt hatte, war doch niemand so ungehobelt, etwas zu sagen.
    Natürlich mussten die Pläne für die Flitterwochen gestrichen werden. Statt sich umzuziehen und zum Flughafen zu fahren, stiegen Julia und Ben in ihrer Hochzeitskleidung in die Limousine und baten den Fahrer, zur Rückseite des Clubs zu fahren, wo Felicity mit dem Baby wartete. Die Übergabe fand in aller Eile statt. Glücklicherweise ließen die getönten Scheiben des Fahrzeugs den Kindersitz auf der Rückbank nicht erkennen.
    Auf der Fahrt durch die Stadt versuchte Ben mehrfach, mit Julia zu reden. Aber ein Blick auf ihr Profil reichte, und er besann sich eines Besseren. Sie saß da wie versteinert, blind und taub für alles um sie her, vor allem für den Mann und das Kind, die den Rücksitz der Limousine mit ihr teilten.
    Kurz vor ihrem Ziel machte Ben einen weiteren Versuch.
    “Ich liebe dich, Julia. Ich brauche dich. Bitte vergiss das nicht.
    Egal, wie schlecht das alles auch aussieht, wenn du an mich glaubst, an meine Liebe, dann schaffen wir es. Wir können es schaffen.”
    “Das Baby weint”, sagte sie.
    Erstaunt blickte er hinüber zu dem kleinen Bündel, das sein Sohn war, und sah eine Bewegung unter der Decke, hörte ein Geräusch, das mehr wie das Maunzen einer kleinen Katze in Not klang. Was musste er nun tun? Er wusste fast gar nichts von Babys, außer dass sie viel Aufmerksamkeit brauchten. Das Baby aus dem sicheren Kindersitz zu nehmen schien ihm aber nicht sehr schlau. Was war, wenn das Auto plötzlich ausweichen oder anhalten musste? Wenn er das Baby auf den Kopf fallen ließ?
    “Was ihn auch stört, es kann warten”, sagte er leise. “Wir sind in fünf Minuten zu Hause.”
    Julia neigte den Kopf, als wollte sie sagen: Wie du willst. Es ist dein Sohn, und blickte wieder unbewegt auf den Hinterkopf des Fahrers.
    Als sie schließlich vor dem Haus ankamen, war das Maunzen zu einem wütenden Schreien geworden. Julia ließ ihn allein damit zurechtkommen, stieg aus dem Auto und ging auf die Haustür zu. Der Fahrer folgte ihr mit dem Gepäck. Ben brachte den Sitz mit dem Baby, das aus Leibeskräften schrie.
    “Wie bringe ich ihn dazu, dass er aufhört?” fragte er, als sie im Haus waren.
    “Frag mich nicht”, sagte Julia. “Ich habe noch nie ein Baby gehabt. Aber ich vermute, dass der Inhalt der Tasche, die deine Freundin dir dagelassen hat, dir weiterhilft.”
    “Sie ist nicht meine Freundin, Julia”, erwiderte er gereizt.
    “Dann deine frühere Geliebte.” Sie drehte sich zum Spiegel, der die ganze Höhe der Halle einnahm, und nahm ihren Schleier und ihr Krönchen ab. “Es war ein langer, um nicht zu sagen, verheerender Tag, und ich bin müde. Ich nehme eines der Gästezimmer und überlasse dir das Schlafzimmer, du brauchst ja mehr Platz.”
    “Julia …” begann er. Aber er wurde durch das Geschrei des Babys abgelenkt, und selbst wenn es nicht der Fall gewesen wäre, hatte Julia kein Interesse daran, ihm zuzuhören. Sie hob ihren Rock geschickt über den Arm und verschwand die Treppe hinauf.
    Er konnte es ihr nicht übel nehmen. Nach außen hin mochte es so aussehen, als wäre alles in Ordnung, aber in ihm herrschte Chaos. Wie Julia sich fühlen mochte, konnte er sich nur ansatzweise vorstellen. Und das Schlimme war, dass er sich nicht in erster Linie damit beschäftigen konnte, sie zu trösten.
    Ben nahm das Baby hoch und versuchte, es zu beruhigen, indem er es an seine Brust lehnte. Das Köpfchen sank nach vorn, als wäre es nicht
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