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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman
Autoren: Jessica Brody
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würde. Insbesondere nicht in einer Situation, in der er mich nicht einmal zu erkennen scheint.
    »Nun gut«, setzt Jamie an, seine Stimme wieder vollkommen professionell und emotionslos. »Ich finde, wir sollten zunächst die Auflösung der vorherigen Vereinbarung erörtern, damit wir die wesentlichen Problembereiche identifizieren und eine Lösung für das neue Abkommen finden können.«
    Ich nicke vorsichtig, gebe aber keinen Laut von mir. Bis auf das leise Gurgeln, das aus meiner Kehle kommt. Aber das habe ich nicht in meiner Gewalt.
    Will er das wirklich durchziehen? Das kann nur ein Scherz sein. Ein Witz. Ein Streich.
    Aber wenn dem so ist, dann ist Jamie offensichtlich nicht eingeweiht, denn er holt ein umfangreiches und ziemlich abschreckend wirkendes Dokument aus seiner Aktentasche und lässt es mit einem lauten Knall auf den Tisch fallen. Dann schlägt er ruhig eine markierte Seite etwa zwanzig Seiten vom Anfang auf und fängt an zu lesen. »In Absatz 2c unserer vorherigen geschäftlichen Vereinbarung hieß es: Mit der Schaffung dieser Partnerschaft und ganz allgemein sämtlicher Partnerschaften dieser Art vereinbaren beide Vertragsparteien ausdrücklich, dass sie dafür sorgen werden, die andere Vertragspartei in vollem Umfang über sämtliche Entwicklungen zu unterrichten, die für die Partnerschaft von Bedeutung sind.« Seine Stimme klingt unerträglich monoton, wie bei einem Roboter.
    Er hört auf zu lesen und sieht mir direkt ins Gesicht, seine Augen durchdringen meine wie eine Klinge. »Meiner Ansicht nach haben Sie – als Vertreterin Ihres Auftraggebers – unmittelbar gegen diesen Absatz verstoßen.«
    Da ich nicht antworte, interpretiert Jamie mein Schweigen als Aufforderung zum Fortfahren. »Ich gehe weiter zu Absatz Vier F.« Mechanisch blättert er zu einer weiteren markierten Seite und liest mit derselben kalten, distanzierten Stimme weiter: »Dieser Absatz besagte ausdrücklich, dass Sie Ihre bisherigen Geschäftspraktiken nach der Gründung der Partnerschaft aufgeben mussten, da sie in direktem Widerspruch zu den in unserer Vereinbarung festgesetzten Zielsetzungen und Absichten standen.« Er holt Luft und sieht mich wieder an. »Meiner Ansicht nach haben Sie auch gegen diesen Absatz eindeutig verstoßen.«
    Einen Augenblick . Plötzlich rasen meine Gedanken. Bisherige Geschäftspraktiken aufgeben? Wieso sollte mein Vater eine Vereinbarung unterzeichnen, die von ihm verlangt, dass er seinen Job aufgibt? Er liebt seinen Job. Darauf würde er sich niemals einlassen.
    Irgendwas stimmt hier nicht. Irgendwas ergibt keinen Sinn.
    »Geben Sie zu, dass Sie Ihre im Widerspruch zu dieser Abmachung stehenden Geschäftspraktiken nicht wie vereinbart aufgegeben haben?«
    »Was?«, stoße ich hervor. Es ärgert mich ungemein, dass ich so aus der Fassung geraten bin. »Nein. Das gebe ich nicht zu. Ich meine, ich weiß gar nicht, wovon du redest. Jamie, was geht hier vor?«
    Er sieht mich fragend an, die Augenbrauen arglos gehoben. »Also bestreiten Sie, dass dieser Absatz einen berechtigten Grund für die Auflösung darstellt?«
    Doch ich gehe nicht auf seinen nervigen Geschäftsjargon ein, sondern frage ihn rundheraus: »Hast du mit meinem Dad Geschäfte gemacht, ohne mir davon zu erzählen? War das, während wir zusammen waren?«
    Doch er schweigt, sagt kein Wort. Und das macht mich noch wütender. »Ich will jetzt endlich wissen, was hier vorgeht. Und tu nicht so, als wüsstest du von nichts.«
    Jamie klingt jetzt nachsichtig, aber immer noch distanziert. »Ich dachte, es wäre klar, dass der Zweck des heutigen Meetings darin besteht, eine neue, verbesserte Partnerschaft auszuhandeln.«
    Ich kneife die Augen zusammen und starre ihn durchdringend an, versuche, in seinen Worten irgendeinen Sinn zu erkennen. Mein sechster Sinn hat bei Jamie noch nie funktioniert. Aber man sollte doch meinen, nach so langer Zeit, nach allem, was ich durchgemacht habe, um an diesem Punkt in meinem Leben anzukommen, müsste ich zumindest einen klitzekleinen Gedankenfetzen in seinem Kopf lesen können. Doch leider Fehlanzeige.
    Und gerade als ich aufstehen und als Zeichen des Protests aus dem Büro stürmen will, entdecke ich ein fast unmerkliches Zwinkern in seinen Augen und einen Hauch von einem Lächeln auf seinen Lippen.
    Und als mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen, passt auf einmal alles zusammen. Bisherige Geschäftspraktiken aufgeben. Direkter Widerspruch zu den in unserer Vereinbarung festgesetzten
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