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Flirte nie in Italien

Flirte nie in Italien

Titel: Flirte nie in Italien
Autoren: Lucy Gordon
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hier kann es entsetzlich kalt werden. Manchmal zeigt sich die Sonne wochenlang nicht, und der Schneefall ist so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht sieht."
    "Du könntest während der Wintermonate doch in die Villa am Meer ziehen", schlug Angie vor.
    "Das wäre eine Möglichkeit", erwiderte Bernardo. „Bislang habe ich jedoch noch nie Gebrauch davon gemacht."
    "Und warum nicht?" fragte Angie, obwohl sie die Antwort zu kennen glaubte.
    Bernardo zögerte lange, bis er etwas erwiderte. "Ich nehme an, du hast davon gehört, dass die Familienverhältnisse etwas kompliziert sind."
    "Du hast es mir doch selbst erzählt."
    "Ich?"
    "Als ihr Heather und mich am Flugp latz abgeholt habt, hat Lorenzo dich als deinen Bruder vorgestellt. Du aber hast ihn sofort korrigiert, zwar nur leise, aber ich stand direkt neben dir. Und dich selbst hast du als Bernardo Tornese vorgestellt, als wäre es dir unangenehm, zur Familie Martelli gezählt zu werden."
    "Genau genommen, gehöre ich nicht weniger dazu als Renato und Lorenzo", erklärte Bernardo. "Baptista hat mich adoptiert, als ich noch ein Kind war. Doch in meinem Herzen bleibe ich ein Tornese. Und keiner im Ort käme auch nur auf die Idee, mich Martelli zu nennen."
    "Macht es dich denn nicht stolz, den Namen deines Vaters zu tragen?"
    "Doch", gab Bernardo zögernd zu. "Und ich mache Baptista auch keinen Vorwurf daraus. Im Gegenteil. Ich bin ihr zutiefst dankbar für alles, was sie für mich getan hat. Schließlich hat sie mich nicht nur bei sich aufgenommen, obwohl sie dadurch täglich an die Untreue ihres Mannes erinnert wurde, sondern auch dafür gesorgt, dass ich wirtschaftlich unabhängig bin. Meinem Vater gehörten mehrere Häuser im Ort, darunter auch dieses hier.
    Ursprünglich wollte er sie meiner Mutter schenken, damit meine Zukunft gesichert war. Doch als der tragische Unfall passierte, waren sie noch in seinem Besitz und fielen damit automatisch an Baptista. Sie hat sie mir überschrieben und sie verwaltet, bis ich volljährig war."
    "Die Größe hätten sicherlich nur wenige Frauen besessen", sagte Angie tief beeindruckt.
    "Allerdings", stimmte Bernardo ihr zu. "Ihr Pflichtbewusstsein ist wirklich außergewöhnlich."
    "Glaubst du, sie hat das alles nur getan, weil sie sich dazu verpflichtet fühlte?"
    Bernardos Erklärungsversuch befremdete Angie. "Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie aus Zuneigung zu dir so gehandelt hat."
    "Das halte ich für ausgeschlossen", entgegnete er bestimmt. "Dafür muss sie meine Mutter viel zu sehr gehasst haben."
    "Hat sie sich je so verhalten, dass du Grund zu der Annahme hast?"
    "Nicht direkt“, musste er zugeben. "Sie hat mich nicht anders behandelt als ihre leiblichen Söhne. Doch wenn wir in Bella Rosaria waren, konnte ich jede Nacht hören, wie sie im Garten saß und um ihren verstorbenen Mann weinte. Ich musste doch annehmen, dass sie mir mit dem Namen auch die Erinnerung an meine Mutter nehmen wollte. Deshalb habe ich bis heute daran festgehalten."
    Ehe Angie ihm widersprechen konnte, fiel ihr die erste Begegnung mit Baptista ein, bei der sie selbst den Eindruck gewonnen hatte, dass sich hinter der Freundlichkeit ein eiserner, unbeugsamer Wille verbarg.
    Bernardo schien die Erinnerung an die Vergangenheit innerlich aufgewühlt zu haben, denn er wirkte mitgenommen. Gleichzeitig meinte Angie zu erkennen, dass es ihn erleichtert hatte, ihr sein Herz zu öffnen.
    Doch plötzlich lächelte er gezwungen. "Der Tag ist viel zu schön, und wir sollten nicht über solch deprimierende Dinge reden. Wollen wir nicht in den Garten gehen?"
    Er nahm ihre Hand und führte Angie zum Brunnen, wo es trotz der Hitze angenehm kühl war. Lange standen sie schweigend nebeneinander und betrachteten ihre Spiegelbilder im Wasser.
    Eine kaum merkliche Veränderung in Bernardos Gesicht ließ Angie den Atem stocken. Er wirkte unsicher wie ein kleiner Junge, und doch wusste sie, dass er sie im nächsten Moment küssen würde.
    Angie reagierte nicht weniger unsicher. Sie war es gewohnt, sich in jeder Lebenslage unter Kontrolle zu haben. Davon konnte jedoch keine Rede mehr sein. Die Situation war ihr völlig entglitten - erst recht ihre Gefühle. Je größer die Gewissheit wurde, dass Bernardo sie endlich küsste, desto Angst erregender begann ihr Herz zu rasen.
    Das Klingeln des Handys traf sie wie ein Schock. Auch Bernardo schien Mühe zu haben, in die Wirklichkeit zurückzufinden, denn es dauerte eine ganze Weile, bis er sein Telefon gefunden hatte.
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