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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut
Autoren: Jonathan Kellerman
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etwas zu sagen. Sie war die Beste in meinem Kurs, also gab es keinen Interessenkonflikt, keinen Kuhhandel von Noten gegen -«
    Er verschluckte sich an seiner Spucke, bekam einen Hustenanfall, füllte seinen Becher mit kaltem Kaffee und trank.
    »Wir reden von einem Monat, maximal fünf Wochen, Alex.«
    »Direkt am Anfang des Quartals.«
    »Bald danach, ja. Beim zweiten Mal, als sie zu mir kam.
    Kleines weißes Kleid. Wie ein Tenniskostüm. Sie hatte diesen frischen sauberen Geruch - dieses Parfüm der Jugend. Es ist passiert, ich kann es nicht ändern. Aber danach war ich diskret. Traf sie nur noch außerhalb des Campus - wir fuhren immer in die Hügel oberhalb von Bei Air. Suchten uns eine Stelle aus.« Er lächelte. »Wir parkten, und dann machte sie eine Inszenierung daraus, wie sie sich auszog - oh, Mann, Alex, es war genauso, wie man sich die High School immer gewünscht hat. Dann wurde es kompliziert. Sie war außerdem - das war das Seltsame an ihr, sie war außerdem narzisstisch. Ernsthaft narzisstisch, sie war richtig in ihr Aussehen verknallt, ihren Verstand, das ganze Theater. Einmal sagte sie zu mir, sie könnte den Präsidenten haben, wenn sie wollte.«
    »Das ist ja keine große Herausforderung.«
    »Aber sie meinte es global, Alex. Jeden Präsidenten. Von jedem Land. Diese Allmachtsphantasie, die sie hatte - achtzehn Jahre alt, all das sexuelle Selbstvertrauen.« Sein Gesicht verlor jegliche Farbe. »Sogar jetzt, wenn ich an sie denke - ich kann nicht ändern, was passiert ist. Versuch ein bisschen Einfühlungsvermögen zu zeigen, du bist ein Psychofritze, kein Richter.«
    »Narzisstisch«, soufflierte ich. »Inwiefern hat das die Dinge kompliziert?«
    »Es hat sie in schlechte Gesellschaft gebracht. Die falschen Leute, dumme Entscheidungen. Sie hat eine Anzeige im Cub gelesen - nicht eines dieser Experimente, von denen ich dir erzählt habe. Ich schätze, die hab ich erwähnt, um dich von der Spur abzubringen. Ich wollte, dass du der Sache nachgehst, wollte aber nicht - ich bin verkorkst. All die Therapie, all diese Jahre auf beiden Seiten der Couch, und es hat nicht den geringsten -«
    »Was für eine Anzeige?«
    »Für Fotomodelle. Irgendein Schmuddelladen in Hollywood, ich kann mich nicht mal mehr an den Namen erinnern. Jedenfalls behaupteten die Typen, freiberuflich für Duke, Playboy und Penthouse zu arbeiten. Sie hat es nicht mit mir abgesprochen, hätte wahrscheinlich nicht zugehört, wenn ich ihr davon abgeraten hätte. Sie und ihre Zimmergenossin sind hingegangen - haben erst Probeaufnahmen gemacht und dann Modell gestanden. Eigentlich sollten es Fotos im Bikini sein, dann wurden es Nacktaufnahmen. Dann haben die Schleimbeutel sie und ihre Zimmergenossin gebeten, Lesbenkram zu machen - zu simulieren -, und die Zimmergenossin wollte nicht und ging. Aber Shawna blieb. Verdammt noch mal - sie war so scheißverliebt in sich selbst. Sie haben sich ein anderes Modell besorgt, und sie - die beiden haben es dann gemacht. Dabei müssen sie gemerkt haben, dass man Shawna leicht motivieren konnte, also haben sie einen Typ angeschleppt, und sie hat schließlich - sie haben Bilder von ihr gemacht, wie sie so ein Eselsgerät ablutscht, okay? Und sie bringt mir die Fotos zu unserem nächsten - das nächste Mal, als wir uns getroffen haben - als ob sie stolz darauf wäre. Hatte einen ganzen Packen dabei - im Bikini, Nacktfotos, weiche Pornobilder und dann, ganz unten, ihr kleiner Mund, der einen auf Hoover macht. Hatte sich das Beste für den Schluss aufgespart. Als müsste ich das großartig finden. Davon aufgegeilt werden.«
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Papiere flogen in die Höhe.
    »Ich bin ausgerastet, Mann. Einfach explodiert, hab sie angeschrien, mit allen möglichen Schimpfworten belegt. Anstatt zu weinen, schreit sie zurück, wird aggressiv. Erzählt mir, der Fotograf würde für all die Spitzenmagazine arbeiten, hätte ihr einen Job bei Playboy, Penthouse oder Duke versprochen, das wäre ihre Eintrittskarte zu Ruhm und Vermögen. Hältst du das für möglich, Alex? Ein kluges Mädchen, das auf eine solche Geschichte reinfällt, für die man eigentlich Scheiße im Gehirn haben muss? Der Narzissmus - ich wünschte, ich könnte dir klar machen, wie sehr dieses Mädchen sich selbst geliebthat, Alex. Die Hälfte der Zeit, die wir zusammen waren, kam ich mir vor wie ein Vibrator.«
    Er hörte auf zu reden. Starrte an die Wand. Bekam einen glasigen Blick.
    »Was ist passiert, Gene?«
    »Es ging
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