Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
allerhöchstens bis zum Juni gedulden.«
    Ärgerlich runzelte sie die Stirn. »Und ich muß mich natürlich seinen Wünschen fügen, nicht wahr?«
    »Mach mir bloß keine Vorwürfe! Ich wiederhole nur die Worte meines Bruders …« Auf der Straße erklangen Hufschläge, eine Kutsche hielt vor dem Haus. »Erwartest du Gäste, Roxie?«
    »Nein. Keine Ahnung, wer das sein könnte. Aber ich habe Samuel angewiesen, niemanden hereinzulassen. Er wird die Leute wegschicken.«
    Wenig später erklangen laute Stimmen in der Halle.
    »Einer deiner gekränkten Verehrer?« fragte Johnnie grinsend.
    »Meines Wissens habe ich niemanden gekränkt …«
    In diesem Augenblick verstummte das Stimmengewirr, und Roxane seufzte erleichtert. »Ah, Samuel hat den unwillkommenen Besucher abgewimmelt.«
    Doch das war ein Irrtum. Energische Schritte näherten sich dem Salon, begleitet von Samuels Protest. Dann flog die Tür auf, und Roxane hielt entsetzt den Atem an.
    »Endlich treffe ich Sie zu Hause an, Gräfin.«
    »Tut mir leid, Mylady …« Ein zutiefst bestürzter Samuel tauchte hinter Harold Godfrey auf. »Aber er ließ sich einfach nicht zurückhalten.«
    »Hinaus mit Ihnen, alter Narr!« befahl Godfrey, versetzte dem Haushofmeister einen kräftigen Stoß und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Blitzschnell drehte er den Schlüssel im Schloß herum und steckte ihn ein. »Und nun werden wir uns ungestört vergnügen, Madam.«
    »Möchten Sie sich nicht lieber mit mir amüsieren?« Johnnie erhob sich hinter dem Sofa, dessen hohe Lehne ihn verborgen hatte.
    Falls Harold Godfrey verblüfft war, überspielte er das sehr geschickt. »Oh, bin ich in ein Liebesnest eingedrungen?« fragte er ironisch. »Kein Wunder, daß die Gräfin so selten in der Gesellschaft erscheint … Eine willige Hure – während Ihre Gemahlin der Niederkunft entgegenblickt, Ravensby?«
    »Ziehen Sie doch Ihr Schwert, damit ich Sie in die Hölle befördern kann!« Johnnies Hand näherte sich seinem Waffengurt.
    »Wie ich sehe, haben Sie stark abgenommen. Fühlen Sie sich einem Duell gewachsen?«
    »Finden Sie’s doch heraus!« Plötzlich lag der Dolch in Johnnies Hand. »Geh zum Fenster, Roxie, und rühr dich nicht von der Stelle!«
    »In der Tat, es wird mir Spaß machen, Sie zu töten, Ravensby …« Lässig schlüpfte der Earl von Brusisson aus seinem Satinjackett. »Zum Teufel mit Queensberry und seinem Gerichtsprozeß!«
    Auch Johnnie zog seinen Mantel aus, ohne Godfrey aus den Augen zu lassen. Er kannte die Tücke seines Feindes. »Versuchen Sie’s doch!«
    Reglos standen sie einander gegenüber, Godfrey hielt sein Schwert in der Rechten, den Dolch in der Linken. Im Kerzenschein glänzten die ziselierten Silbergriffe. Auf Johnnies deutscher Klinge funkelte das Wolfszeichen von Passau, das einem bösen Auge glich. Wie alle Carres ein Linkshänder, begegnete der Laird dem Dolch seines Widersachers mit dem Schwert.
    »Allzulange werden Sie nicht durchhalten, Ravensby«, prophezeite Godfrey.
    »Dann muß ich Sie eben so schnell wie möglich töten.«
    Mit einem Wutschrei sprang der Earl von Brusisson vor, sein Dolch zielte auf die Kehle seines Gegners.
    Johnnie wich zur Seite. »Früher waren Sie viel behender.« Um Haaresbreite glitt die Schneide an seinem Ohr vorbei.
    Danach schwiegen sie. Nur das metallische Klirren der blitzenden Waffen und keuchende Atemzüge durchbrachen die Stille.
    Auf den ersten Blick erkannte Redmond die blaue Kutsche, die im Laternenlicht vor Kilmarnock House stand. »Die Equipage Ihres Vaters, Mylady!« Hastig zog er Elizabeth um die Ecke des Gebäudes zum Hintereingang. »Offenbar versucht er wieder einmal, Roxane zu besuchen.«
    Sie durchquerten die Küche und erreichten die Halle, wo helle Aufregung herrschte.
    Verängstigt drängten sich die Dienstmädchen aneinander. Vor der Treppe hielten zwei Lakaien Wache, mit Küchenmessern bewaffnet. Redmond legte das Paket beiseite, das er gemeinsam mit seiner Herrin aus der Apotheke geholt hatte, und ließ sich von Samuel erzählen, was geschehen war. »Bleiben Sie hier unten, Mylady!« mahnte er. »Ich gehe hinauf und versuche, dem Laird zu helfen.«
    Aber Elizabeth hatte nicht die Absicht, untätig abzuwarten, während ihr Mann womöglich den Tod fand. Sobald Redmond hinter dem ersten Treppenabsatz verschwunden war, rannte sie ihm nach.
    Splitterndes Holz verriet den Kämpfern, daß die Tür aufgebrochen wurde. Aber keiner durfte es wagen, einen Blick hinüberzuwerfen.
    Ans Fenstersims
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher