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Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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dem Weg zum Thaneller. Halt auf den Gipfel zu. Die Hütte liegt unterhalb einer glatten Felswand zwei Meilen weiter, zur Linken“, leierte Johann herunter.
    Während er Käthe in den Sattel half, lief Mila schnell um das Pferd herum, um Ilyas Bein zu greifen und einen Kuss darauf zu drücken. „Auf Wiedersehen, mein Schatz, ich komme heute Abend nach, in Ordnung? Du reitest mit Tante Käthe.“
    „Tante Tete, heiten“, freute sich Ilya juchzend.
    „Und Mama kommt nachher“, bestätigte die Tante noch einmal.
    „Mama tommt. Mattich auch.“
    Der wohl eher nicht. Mila biss sich auf die Lippen. Dass ihr das so sehr widerstrebte, war wirklich nicht gut.
     
    Gar nichts war gut. Mila lag versteckt in einer Mulde im Gebüsch unweit der mittlerweile nur noch vor sich hin rauchenden Trümmer und – heulte.
    Nie hätte sie gedacht, dass nach all den Jahren noch so viele Tränen in ihr auf der Lauer liegen könnten. Die nur darauf gewartet zu haben schienen, irgendwann aus ihr herausquellen zu können. Sie weinte und schluchzte und wimmerte und musste ihre Arme um sich pressen. Fühlte sich trotzdem so haltlos und verloren wie ... damals.
    Wo sie auch dagelegen war, genauso verzweifelt, genauso hoffnungslos, genauso allein.
    Frank ist gegangen, wir haben es nicht geschafft, haben uns verloren. Und ich werde für immer allein sein.
    Sie schluchzte laut auf. Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte nicht gewollt, dass dieser Schmerz jemals zu ihr zurückkehrte.
    Überall schwarze Trostlosigkeit, um sie wie in ihr. Sie hatte nur daliegen können damals, stumm und gelähmt. In der Flederhöhle, an der Stelle, wo sie zuvor auf Frank, der weggeflackert war, gewartet hatte, ihn mit aller Kraft herbeisehnend.
    Und dann war er gekommen, war tatsächlich wieder aufgetaucht, ganz nah bei ihr – nur damit sie erleben musste, dass sie nichts hatte ausrichten können. Sie hatte ihn in ihren Armen gehalten, doch ... Es war zu schrecklich, sich daran zu erinnern.
    Danach war sie reglos geblieben, eiskalt, krank, endlos lange, ohne ein Gefühl für Zeit oder Raum. Bis sie irgendwann an den Punkt gekommen war, da sie sich hatte entscheiden müssen. Will ich wirklich aufhören? Zu sein, zu leben? Immer in der leeren Schwärze bleiben? Oder? Gibt es ein Oder?
    Sie hatte sich entschieden. Dafür, dem Durst nachzugeben. Dafür, das, was von ihr übrig war, zusammenzuklauben und zum Wasser zu krabbeln, weil ihre Beine sie nicht mehr hatten tragen können. Und schließlich weiter, den langen Weg durch die Höhle. Hinaus, zum Licht, an die Luft.
    Draußen in der Sonne war sie zusammengebrochen, doch dann hatte sie sich aufgerappelt. Und war nach Hause zu Tante Käthe zurückgekehrt.
    Nie wieder. So leiden will ich nie wieder. Das hatte sie sich geschworen und keinen der Zeitreisenden mehr an sich herangelassen.
    Und das habe ich ja auch nicht. Das hier jetzt, das ist anders. Diesmal war sie gewarnt gewesen. Diesmal hatte sie genau gewusst, was geschehen würde und in welcher Reihenfolge, und dass sie sich hatte in acht nehmen müssen. Diesmal ...
    Es ist nur so, dass es mich so sehr an damals erinnert. Weil Mattis ...
    Weil sie so angeschlagen war. Weil sie endlich dabei war, sich von Johann zu lösen. Weil sie dadurch ...
    Weil ich wieder vollkommen allein sein werde. Für immer allein ...
    Verdammt, das war Selbstmitleid. Sie hatte nicht aufgepasst und sich in eine Wehleidigkeit fallen lassen, die zu nichts führte, die nichts änderte, die einfach nur erbärmlich und beschämend war.
    Und vor allem hat es überhaupt nichts mit Mattis zu tun. Er war gerade erst ein paar Tage hier gewesen, sie kannte ihn doch noch nicht einmal richtig. Man war nicht so plötzlich an jemanden gebunden. Das war Unsinn und dämliche Gefühlsduselei – und überhaupt.
    Entschlossen riss Mila sich hoch und setzte sich auf. Wischte sich die Tränen von den Wangen. Fand ein geeignetes Blatt und schnäuzte sich. Rappelte sich gänzlich auf.
    Sie würde gehen. Ihrem Kind nach, ihrer Tante. Johann, der ja trotzdem da war – und immerhin half, was das Äußere betraf. Denn sie war nicht allein. Anders als früher. Mit Frank hatte sie das Leben im Glück verloren, das sie mit ihm hätte führen können – heute hatte sie ein Leben. Und zwar unabhängig von den Zeitreisenden. Ohne ...
    Ihr stockte der Atem. Stimmen. Mehrere. Die unheilvoll lauter wurden. Meinhards Männer. Sie kamen tatsächlich zurück, mitsamt ihren Pferden.
    Mila duckte sich zwischen die Büsche.
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