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Flashback

Titel: Flashback
Autoren: Dan Simmons
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Vorstellungsgespräch rückwärtslief. »Ich war neun Jahre lang Detective. Insgesamt war ich siebzehn Jahre bei der Truppe.« Er widerstand der Versuchung, einige seiner Erfolge zu zitieren. Nakamura hatte sowieso alles in seiner Pergamentdatenbank.
    »Detective im Dezernat Gewaltverbrechen und im Dezernat für Raub und Mord?« Nakamura las die Informationen ab und fügte nur aus Höflichkeit ein Fragezeichen an.

    »Ja.« Bringen wir es endlich hinter uns .
    »Und aus welchem Grund wurden Sie vor fünf Jahren entlassen ?« Nakamura schaute nicht mehr auf sein Blatt. Diesmal brachte nur die erhobene linke Augenbraue ein Fragezeichen zum Ausdruck.
    Arschloch. Insgeheim war Nick erleichtert, dass sie den schwierigen Teil des Gesprächs erreicht hatten. »Meine Frau kam vor fünfeinhalb Jahren bei einem Autounfall ums Leben.« Nick ließ sich keine Emotionen anmerken. Ihm war klar, dass Nakamura und sein Sicherheitschef mehr über sein Leben wussten als er selbst. »Das hat mich … etwas aus der Bahn geworfen.«
    Nakamura wartete, aber nun war es Nick, der es seinem Gegenüber nicht leicht machte. Du weißt genau, warum du mir den Auftrag geben wirst, Blödmann. Also raus damit.
    Schließlich fuhr Mr. Nakamura leise fort. »Sie wurden demnach nach einer neunmonatigen Bewährungsfrist aus dem Polizeidienst entlassen – wegen Flashbackmissbrauch.«
    »Ja.« Nick bemerkte, dass er die beiden zum ersten Mal anlächelte.
    »Und diese Sucht, Mr. Bottom, war auch der Grund für das Scheitern Ihrer Privatdetektei, ein Jahr nach Ihrer … äh … Ihrem Ausscheiden aus dem Polizeidienst?«
    »Nein«, log Nick. »Eigentlich nicht. Es sind einfach schwere Zeiten für Kleinunternehmen. Das Land ist im dreiundzwanzigsten Aufschwungjahr ohne Arbeitsplätze, wissen Sie.«
    Keinem der beiden Japaner schien der alte Witz etwas zu sagen. Der gelassen an dem Tansu lehnende Sato erinnerte Nick an Jack Palance in Mein großer Freund Shane , obwohl die Körperformen nicht unterschiedlicher hätten sein können. Der Blick unver wandt. Auf der Hut. Auf der Lauer. Und wenn Nick eine falsche Bewegung macht, kann Sato-Palance ihn niedermähen. Als wäre Nick immer noch bewaffnet nach den zahlreichen Sicherheitschecks auf
dem Gelände, nach dem CMRI-Scan seines Wagens, den er einen knappen Kilometer weiter unten hatte stehen lassen, und nach der Beschlagnahmung der Neun-Millimeter-Glock – selbst Sato musste einsehen, dass es lächerlich gewesen wäre, ohne Waffe durch die Stadt zu fahren.
    Mit der tödlichen, auf alles gefassten Konzentration eines professionellen Bodyguards behielt ihn Sato im Blick. Oder der eines Killers wie Jack Palance.
    Statt weiter auf der Sache mit dem Flashback herumzureiten, wechselte Nakamura plötzlich das Thema. »Bottom. Das ist ein ungewöhnlicher Name in Amerika, oder?«
    »Ja, Sir.« Nick gewöhnte sich allmählich an das Sprunghafte der Befragung. »Das Komische daran ist, dass der ursprüngliche Familienname durchaus englisch war: Badham. Aber ein Schreiberling in Ellis Island hat ihn falsch verstanden. Muss so ähnlich gewesen sein wie in der Szene aus Der Pate II , wo der stumme kleine Michael Corleone umbenannt wird.«
    Mr. Nakamura, der offenbar wirklich kein Fan alter Filme war, bedachte Nick erneut mit seinem vollkommen leeren und undurchdringlichen Japanerblick.
    Nick seufzte vernehmlich. Der Versuch, Konversation zu machen, ermüdete ihn allmählich. »Bottom ist ein ungewöhnlicher Name, aber es ist der Name unserer Familie, seit sie vor ungefähr hundertfünfzig Jahren in die US A gekommen ist.« Auch wenn mein Sohn ihn nicht benutzt.
    Als hätte er Nicks Gedanken gelesen, sagte Nakamura: »Ihre Frau ist verstorben, aber meines Wissens haben Sie einen sechzehnjährigen Sohn, er heißt … « Der Milliardär stockte und neigte sich wieder über sein E-Pergament, so dass Nick die rasiermesserscharfe Vollkommenheit seiner Salz-und-Pfeffer-Frisur bewundern konnte. »Val. Ist das eine Abkürzung, Mr. Bottom?«
    »Nein«, antwortete Nick. »Einfach nur Val. Es gab einen alten
Schauspieler, den meine Frau und ich mochten und … Jedenfalls heißt er einfach Val. Vor ein paar Jahren hab ich ihn nach L.A. geschickt, er lebt dort bei seinem Großvater – meinem Schwiegervater, einem pensionierten Professor. Bessere Bildungschancen dort. Aber Val ist erst fünfzehn, Mr. Nakamura, nicht … «
    Nick unterbrach sich. Val hatte am 2. September Geburtstag gehabt, vor acht Tagen. Nick hatte es vergessen. Nakamura
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