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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus
Autoren: Poul Anderson
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andere Vision, nebulös, ungewiss und gigantisch.

 
III
     
     
    Djana war nicht leicht zu schockieren. Doch als sich die Apartmenttür hinter ihr schloss und sie sah, was sie erwartete, entwich ihr das »Nein!« beinahe als Schrei.
    »Nur keine Sorge«, sagte die kauernde Gestalt. Ein Vokalisator wandelte die Summ- und Pfeiflaute, die aus ihrem unteren Schnabel drangen, in verständliche anglische Silben. »Sie haben nichts zu fürchten und viel zu gewinnen.«
    »Sie … ein Mann hat mich angerufen …«
    »Ein Strohmann. Ammon sollte von unserem privaten Zusammentreffen nichts erfahren, und ganz gewiss hört er Ihre Gespräche ab.«
    Djana tastete heimlich hinter sich. Wie erwartet reagierte die Tür nicht; sie war auf Selbstverriegelung gestellt. Sie packte ihre große, verzierte Handtasche fester. In der Tasche lag eine Schockerpistole. Schon früher war sie in unvorhergesehene Situationen geraten.
    Sie fasste sich, leckte sich die Lippen und sagte: »Ich mach’s nicht. Nicht mit Xenos …« Hastig, aus Furcht, ihre Formulierung könne als Beleidigung aufgefasst werden, verbesserte sie sich: »Nichtmenschliche Sophonten, meine ich. Das gehört sich nicht.«
    »Ich vermute, Sie würden es sich bei einer hinreichend großen Summe anders überlegen«, erwiderte ihr Gegenüber. »Sie sind für Ihre Habsucht bekannt. Der Vorschlag, den ich Ihnen zu machen habe, beinhaltet indes etwas ganz anderes.« Es bewegte sich langsam näher, ein plumper grauer Körper auf vier dünnen Beinen, die den Kopf in der Leibesmitte auf die Höhe ihrer Taille brachten. Mit einem Tentakel warf das Wesen sein lose hängendes Kleidungsstück in geschmeidiger Bewegung umher. Ein anderer hielt mit knochenlosen Fingern den Vokalisator. Das Gerät wurde mit beträchtlichem Können benutzt: Ihm gelang tatsächlich ein schmeichlerischer Unterton. »Sie müssen Ihrerseits von mir gehört haben. Ich bin nur Rax, der harmlose alte Rax, der einzige Vertreter meiner Spezies auf dieser Welt. Ich versichere Ihnen, dass sich mein Fortpflanzungsverhalten von dem Ihren genügend weit unterscheidet, dass ich Ihre Annahme als komisch empfinden kann.«
    Djana entspannte sich ein wenig. In den drei Jahren, seit sie auf Irumclaw war, hatte das Wesen tatsächlich ihre Aufmerksamkeit erregt. Eine beiläufige Frage und die Antwort darauf gingen ihr durch den Kopf: Jawohl, Rax handelte mit Drogen, legalen wie illegalen, von … wie hieß das noch? Niemand wusste es oder interessierte sich dafür. Der Planet hatte den ein oder anderen unaussprechlichen Namen und kreiste weit entfernt um seine Sonne. Vermutlich hatte Rax die Welt aus gesundheitlichen Gründen sehr rasch verlassen müssen und war umhergetrieben worden, bis er zuletzt an diesen toleranten Gestaden gestrandet war. Solche Fälle waren schon langweilig, so alltäglich waren sie.
    Und wer konnte schon alle Spezies im Kopf behalten, die zum Terranischen Imperium gehörten? Niemand: nicht wenn dessen Grenzen, so unklar sie auch waren, eine ungefähre Kugel von vierhundert Lichtjahren Durchmesser umschlossen. Dieses Volumen enthielt schätzungsweise vier Millionen Sonnen, davon die meisten mit Trabanten. Vielleicht die Hälfte davon war einmal oder öfter von Schiffen besucht worden, die gelegentlich eingeborene Rekruten aufnahmen. Und die etwa hunderttausend Welten, die ein gewisses Maß an wiederholtem Kontakt mit dem Menschen genossen – wenngleich er häufig eher sporadisch ausfiel – und dem Imperium ein gewisses Maß an Gefolgschaft schuldeten – welche oft rein nomineller Natur war –, waren viel zu zahlreich, als dass irgendjemand sie alle hätte im Kopf behalten können.
    Djanas Blick zuckte durch den Raum. Das Apartment war für einen Menschen eingerichtet, der einen abscheulichen Geschmack besaß. Es musste sich um den handeln, der sie angerufen hatte; er war nun fort. Obwohl eine zweite Tür geschlossen blieb, bezweifelte sie nicht, dass sie mit Rax allein war. Eine Stille lastete auf ihr, die von dem dumpfen Verkehrslärm, der von außen hereindrang, genauso wenig gemildert wurde wie das Halbdunkel der Fenster durch die spärliche Straßenbeleuchtung. Djana wurde sich ihres eigenen Parfüms bewusst. Verdammt, viel zu süßlich, dachte sie.
    »Setzen Sie sich doch.« Rax drängte sich noch näher an sie heran, und seine Unbeholfenheit wies darauf hin, dass die Schwerkraft auf seiner Heimatwelt beträchtlich niedriger war als die 0,96 g von Irumclaw. Hatte er bei sich zu Hause vielleicht
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