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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Höhen im Osten erhoben und warf blendende Speere auf die Welt. Brechdan begrüßte sie, wie es sein ererbtes Recht war. Hoch über ihm drehte sich ein Fangryf auf der Jagd; das Sonnenlicht brannte golden auf seinen Federn.
    Als die Burg erwachte, erhob sich leises Stimmengewirr in der Luft, ein Klappern, ein Hornruf, ein Gruß und ein wenig Gesang. Der Wind roch nun nach Holzrauch. Von der Terrasse aus war die Oiss nicht zu sehen, doch das Rauschen ihrer Stromschnellen war deutlich zu hören. Nur schwer vorstellbar war, dass dieser Strom gerade zweihundert Kilometer weiter westlich durch Ländereien floss, die zu einer einzigen riesigen Stadt geworden waren, welche sich vom Vorgebirge bis an den Wilwidh-Ozean erstreckte. Genauso schwer war es, sich die kleinen Ortschaften, Bergwerke, Fabriken und Viehbetriebe vorzustellen, die östlich des Gebirgszugs von Hun die Ebenen bedeckten.
    Und doch gehörte ihm auch das – nein, nicht ihm, sondern den Vach Ynvory, deren Hand er nur einige wenige Jahrzehnte sein würde, bis er sein Fleisch dem Erdboden und seinen Geist dem Gott zurückgab. Dhangodhan hatten sie sich mit wenigen Änderungen erhalten, weil es das Land war, dem sie vor langer Zeit entsprungen waren. Heute indessen wurde die eigentliche Arbeit in Ardaig und Tridaig geleistet, den Hauptstädten, wo Brechdan dem Großen Rat vorsaß. Und außerhalb dieses Planeten, außerhalb des Korychanischen Systems, draußen zwischen den Sternen.
    Brechdan holte tief Luft. Das Machtgefühl floss ihm durch die Adern, doch war es für ihn wie ein vertrauter Wein; heute erwartete er ein weitaus sanfteres Vergnügen.
    Anzumerken war es ihm nicht. Er war zu lange zum Sippenhäuptling geschult worden. Groß, nüchtern in seiner schwarzen Robe, die Stirn von einer alten Kampfnarbe gezeichnet, die durch Bioskulp zu entfernen er für unter seiner Würde hielt, wandte er der Welt nur das Gesicht von Brechdan Eisenrat zu, der niemand anderem Untertan war als dem Roidhun.
    Schritte waren zu hören. Brechdan drehte sich um. Chwioch, sein Vogt, trat näher. Er trug eine rote Jacke, eine grüne Hose und einen modischen Umhang mit hohem Kragen. Nicht umsonst nannte man ihn den Stutzer; doch er war treu und tüchtig und ein Ynvory von Geburt. Brechdan erwiderte den Verwandtengruß, rechte Hand an linker Schulter.
    »Nachricht von Shwylt Schiffstod, Schutzherr«, meldete Chwioch. »Seine Geschäfte im Gwelloch werden ihn doch nicht länger aufhalten, und wie Ihr gewünscht habt, wird er heute Nachmittag hier eintreffen.«
    »Gut.« Brechdan war tatsächlich erfreut. Shwylts Rat würde höchst hilfreich sein, weil er zwischen Lifriths Ungeduld und Priadwyrs übersteigertem Vertrauen in die Computertechnik hervorragend auszugleichen wusste; aber auf ihre Art waren sie alle gute Männer, diese drei Hände ihrer jeweiligen Vachs. Brechdan war auf ihre Ideen ebenso sehr angewiesen wie auf ihre Unterstützung, um die Kontrolle über den Rat zu behalten. In den nächsten Jahren würde er sich noch mehr auf sie verlassen müssen, während die Ereignisse auf Starkad ihrem Höhepunkt zustrebten.
    Ein Donnerschlag spaltete den Himmel. Als Brechdan aufblickte, sah er einen Flitzer, der sich mit brutaler Hast niedersenkte. Die Festonierung der Flossen identifizierte ihn als Allgemeinbesitz der Ynvorys. »Euer Sohn, Schutzherr!«, rief Chwioch jubilierend.
    »Kein Zweifel.« Brechdan durfte seine Förmlichkeit nicht ablegen, auch nicht, wenn Elwych nach drei Jahren zurückkehrte.
    »Ach … soll ich Eure Morgenaudienz absagen, Schutzherr?«
    »Ganz gewiss nicht«, antwortete Brechdan. »Unsere Klienten haben ein Recht, angehört zu werden. Ich bin ohnedies schon viel zu selten für sie da.«
    Doch wir werden eine Stunde für uns allein haben.
    »Ich werde den Erben Elwych empfangen und ihm sagen, wo er Euch finden kann, Schutzherr.« Chwioch eilte davon.
    Brechdan wartete. Die Sonne begann ihn durch die Robe zu wärmen. Er wünschte, Elwychs Mutter würde noch leben. Die Gattinnen, die er noch hatte, waren selbstverständlich gute Frauen – sparsam, vertrauenswürdig und kultiviert, wie Frauen sein sollten. Mit Nodhia aber … Nun, er konnte genauso gut einen terranischen Ausdruck benutzen … Mit Nodhia hatte er Spaß gehabt. Elwych war Brechdans Lieblingskind, und nicht nur, weil er der Älteste war, nachdem zwei andere tot auf fernen Planeten lagen, sondern auch, weil er Nodhias Sohn war, mochte die Erde leicht auf ihr liegen.
    Die Schere des Gärtners
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