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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde
Autoren: Poul Anderson
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bestimmt geflohen, bevor Hilfe kommen konnte – und sei es nur, dass er sich dem Zugriff durch Selbstmord entzog.
    Abrams stellte die Waffe auf Nadelstrahl. Mit etwas Glück würde er den Einbrecher handlungsunfähig machen, statt ihn zu töten. Es sei denn natürlich, er wurde als Erster getroffen. Sein Herz schlug kaum noch. Die Nacht schloss sich dicht um ihn.
    Abrams schlich zur Tür und berührte den Schlossschalter. Vor Kälte brannte ihm das Metall auf den Fingern. Nachdem er identifiziert worden war, drückte er die Tür nach innen und beugte sich um die Kante.
    Licht fiel über seine Schulter und durch die Fenster. Vor seinem Panzerschrank wirbelte jemand herum. Abrams’ Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte einige Einzelheiten ausmachen. Während die Gestalt die Basis durchquerte, musste sie wie ein gewöhnlicher Arbeiter im Strahlenschutzanzug ausgesehen haben. Jetzt aber waren dem einen Arm Werkzeuge entsprossen, und der zurückgeklappte Helm enthüllte ein Gesicht mit elektronischen Augen, die in einem metallenen Kopf saßen.
    Es war ein merseianisches Gesicht.
    Ein blauer Blitz zuckte aus der Werkzeughand. Abrams hatte schon den Kopf zurückgerissen. Funkensprühend und zischend schlug der Energieblitz in die Tür ein. Abrams stellte seinen Strahler auf mittlere Leistung, ohne es vor sich zu begründen, und feuerte.
    Die andere Waffe erlosch, zerstört. Die gepanzerte Gestalt griff mit der normalen Hand nach einer gewöhnlichen Waffe, die sie vorher auf die Oberseite des Safes gelegt hatte. Abrams stürmte durch die Tür, während er wieder auf Nadelfeuer schaltete. Ein solch intensiver Strahl zerschnitt auf diese Entfernung mühelos Beine. Mit Rattern und Klirren brach der Eindringling zusammen.
    Abrams aktivierte sein Funkgerät. »Wachen! Nachrichtendienstbüro … Schnell!«
    Mit dem Strahler bedrohte Abrams den am Boden Liegenden, während er mit einer Handbewegung das Licht anschaltete. Das Wesen rührte sich. Aus den Beinstümpfen floss kein Blut; stattdessen waren Energiezellen, piezoelektronische Verstärker und Normaltemperatur-Supraleiter zu sehen. Abrams erkannte, was er da gefangen hatte, und stieß einen leisen Pfiff aus. Das war nicht einmal ein halber Merseianer: kein Schweif, keine Brust, kein Unterleib, kaum noch natürlicher Schädel, ein Arm und das Fragment eines zweiten. Der Rest war Maschine. Eine bessere Vollprothese hatte er noch nie gesehen.
    Nicht dass er von vielen wusste. Gebräuchlich waren sie nur unter Spezies, die nicht wussten, wie man Gewebe zur Regeneration anregte oder die kein geeignetes Gewebe hatten. Aber die Merseianer mussten doch … Was für ein hübsches Allzweckwerkzeug sie hier doch gebaut hatten!
    Das grüne Gesicht fiel in sich zusammen. Zorn und Schmerz flossen von den Lippen. Die Hand nestelte an der Brust. Um das Herz abzuschalten? Abrams trat die Hand beiseite und stellte den Fuß auf das Gelenk. »Immer mit der Ruhe, mein Freund«, sagte er.

 
III
     
     
    Morgen auf Merseia …
    Brechdan Eisenrat, Hand der Vach Ynvory, schritt über eine Terrasse der Burg Dhangodhan. Ein Gardist knallte Stiefel mit Schweif zusammen und drückte den Strahler an die Brustplatte. Ein Gärtner in braunem Arbeitskittel, der gerade die zwergenhaften Koirbäume stutzte, die zwischen den Steinfliesen wuchsen, verschränkte die Arme und verbeugte sich. Vor beiden berührte Brechdan seine Stirn, denn sie waren keine Sklaven; ihre Familien waren schon Klienten der Ynvorys gewesen, bevor die Nationen zu einer einzigen verschmolzen waren. Wie sollten sie stolz darauf sein, wenn der Sippenhäuptling ihnen keine eigene Würde zugestand?
    Wortlos ging er zwischen den Reihen gelber Blüten hindurch, bis er die Brustwehr erreichte. Dort blieb er stehen und ließ den Blick über sein Heimatland schweifen.
    Hinter ihm reckten sich die grauen Steintürme der Burg in die Höhe. Banner knallten an einem unendlichen blauen Himmel im kalten Wind. Vor Eisenrat fielen die Wälle zu Gärten ab, jenseits derer sich die bewaldeten Hänge des Bedh-Ivrichs in den Abgrund senkten, tiefer und tiefer, bis sie sich in Nebel und Schatten verloren, die noch im Tal hingen. Daher konnte Brechdan nicht die Höfe und Dörfer sehen, über die Dhangodhan herrschte, nur die Berge auf der anderen Seite. Sie erhoben sich, bis ihre grünen Flanken granitenen Felsspitzen wichen, Schneefeldern und fernen Gletschern, die in der Sonne funkelten. Die Sonne, Korych, hatte sich inzwischen über die
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