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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn
Autoren: Laura Bickle
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Sie begriff augenblicklich, warum die Menschen ihn und seinesgleichen als Götter verehrt hatten, und ihr Herz brach beim Anblick der gnadenlosen Schönheit, die sich vor ihr entfaltete. In einer fließenden Bewegung richtete sich sein schuppiger, flammender Körper vor ihr auf, und sein schlangenartiger Leib glänzte in einem prächtigen Farbenspiel aus Kupfer und Gold. Transparente Kiemen umrahmten wie Schwingen sein Gesicht, das von einem so hellen Gold war, dass Anya sogar die Adern unter seiner Haut erkennen konnte. Seine gepanzerten Vorderpfoten erinnerten an die kraftvollen Pranken einer Katze, und seine Krallen bohrten sich in den Boden. Die Hinterbeine endeten in schrecklichen Adlerklauen, die sich auf dem Salz ausstreckten, und sein schimmernder Schwanz schlang sich um ihn, so frei von beschränkenden Knochen wie das Feuer selbst.
    Er reckte den goldenen Kopf hoch, um der Decke entgegenzubrüllen, und dabei offenbarte er drei Reihen elfenbeinweißer Zähne, jeder einzelne so groß wie ein ausgewachsener Mann. Das Gebrüll erschütterte das Salz unter Anyas Füßen, und sie fiel neben Sparky auf die Knie.
    »Altehrwürdiger«, flüsterte Mimi mit Anyas Stimme. »Ich habe dir ein Geschenk gebracht.« Sie breitete Anyas Arme weit aus, eine Geste der Hingabe.
    »Nein.« Die störende Stimme gehörte Drake. Er stand zu Sirrushs Füßen, winzig klein im Angesicht der Pracht jener Kreatur, die er gerufen hatte. Er stand in dem brodelnden Salz, barfuß und mit nacktem Oberkörper, und seine Narben glänzten im gleißenden Lichtschein. Sein Blut befleckte das Salz wie Rost, und er blickte zu Sirrush hinauf. »Deine Opfer sind über dir. Die ganze Stadt ist dein. Kannst du sie hören?«
    » Oooopffffer.« Sirrush legte den Kopf schief, und seine Kiemen bewegten sich, als versuche er zu lauschen. Anya hatte diese Stimme schon so viele Male zuvor gehört. Sie hatte sie im Herzen jedes brennenden Gebäudes gehört, das sie je betreten hatte. Wenn er sprach, so tat er das mit dem knisternden Tosen des Feuers.
    »Sirrush«, sagte Anya nun mit ihrer eigenen Stimme. »Nimm stattdessen mich und schlaf. Brenn die Stadt nicht nieder, ich bitte dich.«
    Sirrush blickte von weit oben auf sie herab. Auf sie und Sparky. »Noch eine Laterne.«
    »Sie gibt sich dir nicht aus freien Stücken hin«, brüllte Drake. »Sie trägt einen Dämon in sich, der sie dazu zwingt.«
    Sirrushs Zunge schoss hervor, schlängelte über ihre Wange und ihren Hals. Sie zischte und brannte auf Anyas Haut, doch diese machte keinerlei Anstalten, sich ihm zu entziehen. Sein Atem roch wie der Ozonhauch nach einem Blitzschlag.
    »Mimiveh.« Sirrush verzog das Gesicht, als sich seine Zunge zurückzog. »Schmutziger Dämon. Du riechst nach Fäulnis.«
    Anya ballte die Fäuste. »Ich sage die Wahrheit. Ich gebe mich dir aus freien Stücken hin!« Sie zeigte auf Drake. »Er kann den Dämon von mir nehmen. Wenn er das tut, werde ich dir danach das gleiche Angebot machen.«
    Sirrushs Augen, leuchtend wie die Mittagssonne, richteten sich auf Drake. »Weder Mensch noch Dämon werden mich hintergehen. Nimm den Dämon von ihr.«
    Drake rührte sich nicht, starrte Anya nur mit bleierner Miene an.
    »Laterne«, knurrte Sirrush. »Nimm den Dämon von ihr!«
    Drake trat zu ihr, umfasste Anyas Gesicht mit beiden Händen und beugte sich vor, um sie zu küssen.
    Ayna fühlte, wie Mimi in ihrer Brust emporwallte, wie sie sich seiner erwehrte. Anya umklammerte seine Hände und kämpfte ebenfalls, doch sie spürte, wie Drakes brennende, rote Aura immer tiefer in ihre Brust vordrang und die sich windende Dämonin herauszog wie einen Holzsplitter.
    Sie schrie. Sie schrie, als Drake Mimi durch die infizierte Brandwunde auf ihrer Brust zerrte, schrie als er an den widerstrebenden Wurzeln zog, die sich tief in ihre Knochen und ihre Haut geschlagen hatten. Die Wurzeln dehnten sich, brachen und wurden von dem roten Lichtregen aufgesogen, der sie durchströmte.
    Keuchend sackte Anya zu Boden. Ihr Körper bebte wegen der plözlichen Leere, die Mimi hinterlassen hatte; einer Lücke in ihrem Herzen. Sie blickte zu Drake hinauf, und sie sah, wie er mit Mimi kämpfte. Sie spürte, dass seine Aura geschwächt war von der Beschwörung Sirrushs. Er zerrte die tintigen Tentakel des Dämons von seiner Haut fort, packte hart zu, während Mimi um ihr Unleben kämpfte. Einer von Mimis gierigen Armen fuhr durch seine Schusswunde tief in den Brustkorb hinein.
    Mimi spielte mit Drakes Stimme, als
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