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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Lars Kepler
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Mädchen, denkt Joona.
    Während alle schliefen, wurde ein Mädchen ermordet und in ihr Bett gelegt. Nach Einschätzung der örtlichen Polizei war die Tat extrem gewalttätig und aggressiv. Es gibt keinen Verdächtigen, und für Straßensperren ist es längst zu spät, aber alle Kollegen in der gesamten Provinz sind informiert worden, und Kommissar Olle Gunnarsson leitet die Ermittlungen.
    Es ist kurz vor zehn, als Joona parkt und vor der äußeren Absperrung der Polizei aus dem Wagen steigt. Im Straßengraben sirren Insekten. Der Wald hat sich zu einer großen Lichtung hin geöffnet. Feuchte Bäume glitzern im Sonnenlicht auf dem zum See hin abfallenden Gelände. Auf einem Metallschild am Straßenrand steht: Haus Birgitta, Wohneinrichtung für Jugendliche .
    Joona geht zu einer Gruppe falunrot gestrichener Gebäude, die wie bei einem typisch hälsingländischen Bauernhof üblich um einen offenen Platz gruppiert stehen. Ein Krankenwagen, drei Streifenwagen, ein weißer Mercedes und drei andere Autos parken vor den Häusern.
    An einer Laufleine zwischen zwei Bäumen bellt unablässig ein Hund.
    Ein älterer Mann mit Walrossschnäuzer und Bierbauch, der einen zerknitterten Leinenanzug trägt, steht vor dem Hauptgebäude. Er hat Joona entdeckt, macht jedoch keine Anstalten, ihn zu begrüßen. Stattdessen dreht er seine Zigarette fertig und leckt am Blättchen. Joona steigt über eine weitere Absperrung, und der Mann steckt sich die Zigarette hinters Ohr.
    »Hallo, ich bin als Beobachter der Landeskripo hier«, erklärt Joona.
    »Gunnarsson«, sagt der Mann. »Kommissar.«
    »Ich soll Ihre Arbeit begleiten.«
    »Ja, solange Sie uns nicht im Weg stehen«, entgegnet der Mann und sieht Joona mit kühlen Augen an.
    Joona schaut zu dem großen Haus hinüber. Die Spurensicherung ist bereits eingetroffen. Scheinwerferlicht durchflutet die Zimmer, so dass die Fenster künstliche Helligkeit verbreiten.
    Ein Polizist tritt mit kreideweißem Gesicht vor die Tür. Er hält sich eine Hand vor den Mund, stolpert die Treppe hinunter, stützt sich an der Hauswand ab, lehnt sich vor und übergibt sich in die Brennnesseln neben der Regenwassertonne.
    »Wenn Sie im Haus gewesen sind, werden Sie das Gleiche tun«, sagt Gunnarsson lächelnd an Joona gewandt.
    »Was wissen wir bis jetzt?«
    »Wir wissen absolut nichts … Der Anruf kam diese Nacht, der Therapeut des Heims rief an … er heißt Daniel Grim. Das war um vier. Er war daheim, in seinem Haus in der Bruksgatan in Sundsvall, und war unmittelbar davor von hier aus angerufen worden … er wusste nicht viel, als er die Notrufzentrale alarmierte, nur dass die Mädels was von einer Menge Blut geschrien hatten.«
    »Dann haben die Mädchen selbst angerufen?«, fragt Joona.
    »Ja.«
    »Aber nicht in der Notrufzentrale, sondern bei diesem Therapeuten in Sundsvall.«
    »Exakt.«
    »Aber hier muss doch auch Betreuungspersonal gewesen sein?«
    »Nein.«
    »Müsste nachts nicht eigentlich immer jemand hier sein?«
    »Wahrscheinlich schon«, antwortet Gunnarsson mit müder Stimme.
    »Welches Mädchen hat den Therapeuten angerufen?«
    »Eines von den älteren«, antwortet Gunnarsson und wirft einen Blick in seinen Notizblock. »Caroline Forsgren heißt sie … Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat nicht Caroline die Leiche gefunden, sondern … es ist ein verdammtes Durcheinander, ein paar von den Mädels haben in das Zimmer geschaut, und ich muss schon sagen, es ist wirklich ein grauenvoller Anblick. Eine haben wir ins Krankenhaus bringen müssen. Sie war völlig hysterisch, und die Sanitäter meinten, so sei es am sichersten.«
    »Wer war als Erster hier?«, fragt Joona.
    »Zwei Kollegen … Rolf Wikner und Sonja Rask«, antwortet Gunnarsson. »Und ich war dann … so gegen Viertel vor sechs hier und habe die Staatsanwältin angerufen … und die hat dann anscheinend kalte Füße bekommen und sich mit Stockholm in Verbindung gesetzt … und jetzt haben wir Sie am Hals.«
    Er lächelt Joona ohne Freundlichkeit an.
    »Gibt es einen Verdächtigen?«
    Gunnarsson holt tief Luft und beginnt zu dozieren:
    »Meine langjährige Erfahrung sagt mir, dass man die Ermittlungen ihren Lauf nehmen lassen muss … wir müssen Leute herschaffen, die Zeugen vernehmen, Spuren sichern …«
    »Kann man ins Haus gehen und sich ein bisschen umschauen?« Joona wirft einen Blick zur Tür hinüber.
    »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen … wir haben sicher bald Fotos.«
    »Ich muss
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