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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition)
Autoren: Petra Röder
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konnte man nur vor einem so wichtigen Ereignis ans Essen denken?
    Auf Trom Castle trafen mittlerweile die Gäste ein, und als ich einen Blick aus dem Fenster warf, sah ich die Zigeuner auf den Hof reiten. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, denn ich war froh, dass auch ein paar mir vertraute Personen zu unserer Hochzeitsgesellschaft gehörten. Die meisten Gäste hatte ich noch nie zuvor gesehen und sie mich ebenfalls nicht.
    Einige Zeit später tauchte Mistress Graham auf und schickte Caleb in das Zimmer seines Bruders, wo er sich umziehen sollte. Er nahm mich ein letztes Mal in den Arm und küsste mich leidenschaftlich.
    »Wir sehen uns vor dem Altar«, flüsterte er und verschwand dann aus der Tür.
    Mistress Graham und zwei weitere Frauen halfen mir in das Kleid und frisierten mir die Haare. Mit kleinen kupferfarbenen Nadeln steckten sie mir die Locken nach oben und befestigten den goldenen Blumenkranz mit dem Schleier.
    Als ich fertig angezogen war, merkte ich wie meine Hände zitterten. Ich hatte plötzlich Angst alles zu vergessen, was ich vor dem Altar zu sagen hatte und auch das Treuegelöbnis, dass ich selbst verfasst hatte, war plötzlich aus meinem Kopf verschwunden.
    »Keine Angst, Janet, sobald du neben Caleb vor dem Altar stehst, ist die Aufregung wie weggeblasen«, erklärte Rona mir und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
    Dann griff sie in ihre Schürze und zog einen goldenen Ring hervor, den sie mir in die Hand drückte. Ich sah auf das Schmuckstück und dann zu ihr.
    »Was mache ich damit?«, fragte ich zaghaft. Mistress Graham runzelte die Stirn und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Du steckst ihn deinem Mann an den Finger, würde ich vermuten.« Ich schnappte kurz nach Luft, denn an Ringe hatte ich gar keine Gedanken verschwendet. Mistress Graham kam mir zuvor, als ich sie fragen wollte, woher sie ihn hatte.
    »Caleb hat sie anfertigen lassen«, sagte sie ruhig und zupfte mir eine Haarsträhne zurecht.
    »Caleb«, murmelte ich leise und bewunderte ihn dafür, dass er einen so kühlen Kopf bewahrte und an alles gedacht hatte. Die Tatsache, dass er seinen Teil so gewissenhaft und gelassen bewältigte, nahm auch mir ein wenig von meiner Aufregung. Ich steckte den Ring in die kleine, bestickte Tasche, die an meinem Kleid befestigt war.
    »Nun gehe ich mich ankleiden«, erklärte Mistress Graham und hob warnend den Zeigefinger. »Dass du mir nicht auf die Idee kommst, das Zimmer zu verlassen, bevor ich dich abhole.«
    Hoch und heilig versprach ich, mich nicht von der Stelle zu rühren und beteuerte, dass nur eine Feuersbrunst mich dazu veranlassen könnte, die Tür zu öffnen.
    Ich tigerte in meinem Zimmer umher und sah immer wieder hinunter auf den Hof, wo die Knechte die Kutschen und Pferde der Gäste entgegennahmen. Immer wieder warf ich einen prüfenden Blick in den Spiegel, um zufrieden festzustellen, dass alles noch an seinem Platz war.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Mistress Graham zurück und ich staunte nicht schlecht, als die mollige Hauswirtschafterin eintrat.
    Sie trug ein zitronengelbes Kleid, ihre Haare waren kunstvoll nach oben gesteckt und mit gelben Bändern verflochten. Wenn sie nicht gerade ihre Schürze trug und sich ein wenig herausputze, war sie eine echte Schönheit. Sie überprüfte ein letztes Mal mein Brautkleid und den Schleier. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass alles perfekt war, klatschte sie freudig in die Hände.
    »Dann ist es jetzt wohl so weit. Caleb und die Gäste sind schon in der Kapelle. Wollen wir?«, fragte sie. Ich schluckte und war kurz davor mich erneut zu übergeben, bekam meine Übelkeit aber zum Glück wieder in den Griff. Ich rieb mir die schweißnassen Hände und nickte.
     

 
     
     
     
    Die Kapelle war kein separates Gebäude, sondern ein riesiger Raum in der Burg. Es gab einen hofeigenen Priester, der die wöchentlichen Gottesdienste abhielt und der auch auf Trom Castle lebte. Ich war erst kurz zuvor hier gewesen, um mir anzusehen, wo ich Caleb heiraten würde, doch als ich jetzt langsam den Gang entlang schritt, erkannte ich die Kapelle kaum wieder.
    Überall waren weiße Lilien und rote Rosen angebracht und zwei kleine Mädchen mit lockigen, roten Haaren liefen mir voraus und streuten Blumen auf den Boden.
    Dann sah ich Caleb und ich war dankbar, dass mein Gesicht mit einem Schleier bedeckt war. Mein Mund stand weit offen, als ich zu dem Mann blickte, den ich in wenigen Augenblicken heiraten würde.
    Vorne am Altar
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