Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
müßten wir dort in Sicherheit sein. Auf jeden Fall wird dort niemand nach uns suchen.«
    Erin sammelte den Rest ihrer Kraft, hob den Rucksack und folgte Cole aus der Höhle. Während der ersten Minuten kam ihr die dampfige Hitze himmlisch vor. Aber bis sie den Hubschrauber erreicht hatte, schwitzte sie schon wie in der Hölle. Cole nicht. Als er ihr half, in den Hubschrauber zu steigen, fühlte sich seine Haut deutlich kühl an.
    Sie waren kaum zehn Minuten in der Luft, da wurde Erin klar, daß Cole darum kämpfte, nicht das Bewußtsein zu verlieren.

37. Kapitel
    Der Regen fiel in dichten Schwaden auf den Hubschrauber, so daß sie eine Sicht von nur ein paar hundert Metern hatten. Erin las für Cole die Instrumente ab, auf die er deutete. Ihre Stimme klang leer, so dumpf wie ihr Denken. Sie hätte schreckliche Angst haben müssen, war aber einfach zu matt, um sich noch darum zu kümmern.
    Sie wußte, daß es für Cole noch schlimmer sein mußte. Sie spürte seine ungeheure Erschöpfung. Seine Koordinationsfähigkeit und sein Sehen setzten gelegentlich aus. Er schwitzte, aber seine Haut war kühl. Immer wieder sackte der Hubschrauber zur einen oder anderen Seite ab, wenn ein Windstoß ihn packte, und jedesmal reagierte Cole langsamer darauf. Die Gehirnerschütterung hatte den Rest seiner Kräfte aufgezehrt, er handelte nur noch instinktiv. Um sie herum ergriff der Zorn eines Gewitters die Welt.
    »Wir sollten besser landen«, sagte Erin.
    »Zu weit zum Laufen. Wir würden es nicht schaffen.«
    Sie widersprach ihm nicht. Er hatte recht. Sie war schließlich kaum mit dem Rucksack bis zum Hubschrauber gekommen.
    »Du hast eine Gehirnerschütterung«, sagte sie.
    »Kein Quatsch. Lies den Kompaß.«
    Dumpf konzentrierte sich Erin auf den Kompaß.
    Ein Blitz zischte neben ihnen aus einer Wolke zur Erde hinunter und erzeugte in den Kopfhörern schmerzhaftes Krachen. Cole zuckte zusammen und stellte das Funkgerät leiser ein.
    Ebenso plötzlich wie sie in das Gewitter geflogen waren, endete es auch. Innerhalb weniger Minuten hatte der Wind Löcher in die schwarze Front der Wolken gerissen. Die Sonne brach wieder mit unnachgiebiger Kraft durch die Risse hindurch und sog dichte Dampfschwaden vom durchnäßten Erdboden auf. Links von ihnen glänzte ein Blechdach wäßrig unter einer düsteren Gewitterwolke, aus deren dichtem Schwarz noch massiv wirkende Regenströme fielen.
    »Da!« sagte Erin, berührte Coles Arm und zeigte nach links. »Ist das nicht die Station?«
    »Hallelujah.«
    Das Wort klang gedehnt. Coles Gesicht war verzerrt, als er sich bemühte, den Kurs des Hubschraubers zu ändern. Sie flogen in den Regenguß, den die Wolke wie eine Schleppe hinter sich herzog. Der Hubschrauber bäumte sich auf und schüttelte sich wie ein aufgebrachtes Pferd. Cole fluchte, weil seine Reaktion einfach nicht so gut war, wie sie hätte sein sollen. Der Hubschrauber flog schwankend und vibrierend durch Regen und Wind, bis die Lichter der Windsor-Station nur noch etwa dreihundert Meter entfernt waren.
    »Sieh dich nach unbekannten Fahrzeugen um«, befahl Cole.
    Er schwenkte den Hubschrauber und flog in einem großen, unsicheren Kreis um die Gebäude der Station herum. Erin schaute durch dichte Regenschleier zum Boden hinunter. Mehrere Laternen erleuchteten das große Zelt, das als Wohnhaus für die Chinesen errichtet worden war, aber niemand war draußen im Hof. Offensichtlich hatten sich alle unter ein Dach zurückgezogen, um das Ende des Gewitters abzuwarten.
    Erin fiel ein bleiches Schimmern ins Auge. »Hinter dem Haus steht ein weißer Geländewagen.«
    »Von Street. Noch andere?«
    »Nein.«
    Cole stieß ein Seufzen aus, das schon fast ein Ächzen war. »Gut.«
    Als er über das Haus nach vorn flog, öffnete sich die Tür und jemand trat heraus.
    »Da ist Lai«, sagte Erin.
    »Allein?«
    »So weit ich sehen kann, ja.«
    Lai trat unter dem Schutz des Sonnensegels hervor und sah zum Himmel auf, wobei sie ihre Augen mit der Hand vor dem Regen schützte.
    Cole schüttelte den Kopf und zuckte zusammen. »Die Flinte. Hol sie.«
    Erin beugte sich zurück und zog das Gewehr hinter Coles Sitz hervor.
    »Schußbereit?« fragte er.
    Sie prüfte die Flinte, entsicherte sie und antwortete: »Ja.«
    »Leg sie mir auf den Schoß. Und halte die Pistole im Rucksack bereit. Wenn die sich hier unten eine Falle für uns ausgedacht haben, wird niemand damit rechnen, daß du bewaffnet bist.«
    Wortlos nahm Erin den Rucksack auf den Schoß, zog die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher