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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion
Autoren: B Perplies
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Kuppeldach auf sie ausübte, wurde dadurch jedoch nicht im Geringsten geschmälert.
    Das Hauptportal des Doms war geschlossen. Es wurde nur für besondere Zeremonien geöffnet. An den Seiten daneben gab es allerdings kleinere Eingänge, durch die man zu jeder Tages- und Nachtzeit den Kirchenbau betreten konnte. Es gehörte zu den Grundpfeilern des Kodex des Lux Dei, dass der Dom den Bürgern von Arcadion jederzeit offen stehen sollte. Nur in ungewöhnlichen Ausnahmefällen, etwa bei der Wahl des neuen Ordensprimus, wurde die Öffentlichkeit ausgesperrt. Das hieß natürlich trotzdem nicht, dass jedem uneingeschränkt Zutritt gewährt wurde. Es gab Mönche, die sehr genau darauf achteten, dass keine Straßenkinder, Taugenichtse oder Störenfriede die Würde des Ortes verletzten.
    Vor den Eingängen des Doms stand eine Einheit aus acht Templern der Purpurgarde. Die Männer allein waren sicherlich schon kräftige Kerle. Nur die Besten wurden zum Dienst in der Purpurgarde zugelassen. In ihren massiven Kampfanzügen wirkten sie jedoch geradezu riesenhaft. Sie waren fast zweieinhalb Meter groß, und die dicken Panzerplatten ihrer Ganzkörperrüstung erweckten den Eindruck, als könnten sie einer Kanonenkugel standhalten. Die purpurrote Lackierung der Rüstung glänzte in der Nachmittagssonne, und die weißgoldenen Insignienwimpel an den Schulterstücken wehten träge in der leichten Brise, die hier auf dem Platz herrschte.
    Carya wusste, dass Männer wie diese, wenn auch in nicht ganz so prunkvollen Anzügen, an den Grenzen des Reichs gegen die Feinde des Ordens kämpften. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand ihnen zu widerstehen vermochte.
    »Wenn ich groß bin, werde ich auch in der Purpurgarde dienen«, flüsterte ein Junge hinter ihr seinem Nebenmann zu.
    »Na klar«, spöttelte dieser. »Du Zwerg wirst denen höchstens die Rüstung polieren dürfen.«
    »Halt’s Maul, ich bin kein Zwerg«, empörte sich der erste.
    »Schau mal in den Spiegel«, riet ihm der zweite.
    Ramin wandte den Kopf zur Seite. »Ruhe da hinten!«, befahl er.
    Sofort verstummten die beiden Streithähne.
    Schweigend passierten sie die Wachen und betraten das Gebäude. Im Inneren war der Dom beinahe noch eindrucksvoller als von außen. Der ganze Kirchenbau schien aus einem einzigen, riesigen Raum zu bestehen. Er war so groß, dass ein kleines Dorf darin Platz gefunden hätte, und die Decke wölbte sich dermaßen hoch über ihren Köpfen, dass ein Dutzend Männer übereinander sie nicht erreicht hätten. Getragen wurde sie von gewaltigen, reich verzierten Säulen aus weißem Stein.
    Im Zentrum des Doms konnte Carya den unter der Kuppel hängenden Baldachin sehen, unter dem der Ordensprimus des Lux Dei, auf einem reinweißen Thron sitzend, seine Gottesdienste abhielt. Die geschickte Anordnung der Fenster in der Kuppel oberhalb des Baldachins sorgte dafür, dass, wann immer draußen die Sonne schien, ein scharf gebündelter Lichtstrahl auf den Sitz des Ordensprimus fiel. Laut Kodex des Lux Dei handelte es sich dabei um das Licht Gottes, das dem Orden seinen Namen verliehen hatte und der Erleuchtung der Gläubigen diente.
    »Jungtempler Ramin, ich freue mich, Sie zu sehen.« Eine Stimme zu ihrer Rechten riss Carya aus ihrem Staunen. Sie wandte den Kopf und sah zwei Männer näherkommen. Der eine war drahtig und hatte ein scharfkantiges Gesicht. Die Erfahrungen seines Lebens hatten tiefe Furchen in seinen Zügen hinterlassen, und sein dunkles Haar war von silbernen Strähnen durchzogen. Seine Haltung hingegen war aufrecht und sein Blick kein bisschen weniger wach als der seines jüngeren Begleiters, ein Mann Anfang zwanzig, der sein Assistent zu sein schien. Beide trugen schwarze Templeruniformen mit weißgoldenen Schärpen.
    Carya hielt unwillkürlich den Atem an. Schwarz … Bedeutete das nicht, dass sie zu den Schwarzen Templern gehörten, der Sondereinheit des Tribunalpalasts? War die Purpurgarde so etwas wie eine Ehrenformation, konnte man die Schwarzen Templer, die korrekterweise Garde des Tribunalpalasts genannt wurden, wohl am besten mit einer Geheimpolizei vergleichen. Ihre Aufgabe war es, sich um Gefahren zu kümmern, die Arcadion und dem Lux Dei von innen drohten: Häretiker, Dissidenten und, wie manche munkelten, Invitros.
    Was machen zwei Mitglieder der Schwarzen Templer hier?, fragte sich Carya.
    Ramin neben ihr schien nicht weniger überrascht zu sein. »Inquisitor Loraldi, Euch hatte ich hier nicht erwartet. Ich war mit
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