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Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten

Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten

Titel: Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten
Autoren: Thomas Ziegler
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halten. Was meinen Sie?«
    Der Mann hüstelte erneut. »Nun, ein kluger Mann hat einmal gesagt, dass man entweder ein Kunstwerk sein oder ein Kunstwerk tragen muß. Und in Anbetracht des desolaten Äußeren unseres Dichters fürchte ich, daß weder die eine noch die andere Alternative zutrifft … Ah, da kommt der Meister auch schon!«
    Er deutete auf Nelson »Biggs« Beiderbecke, der in diesem Moment – mit wehenden, schlohweißen Haaren und bodenlangem Plastikmantel — aus der holografischen Darstellung einer langhalsigen Vurguzzflasche trat und unter dem Applaus der Gäste einen Lehnstuhl zum Panoramafenster schleppte.
    »Andererseits«, fuhr der blasse Fremde fort, »hat derselbe kluge Mann auch gesagt, daß zwar die Kunst die einzige ernste Sache auf der Welt, der Künstler aber die einzige Person ist, die niemals ernst ist. So betrachtet, könnte Beiderbecke doch ein Künstler sein … «
    Katzenstein nippte bedächtig an seinem Venusiac. »Wer sind Sie, daß Sie so kluge Menschen kennen, die so kluge Dinge sagen?«
    Der blasse Fremde hüstelte und deutete eine Verbeugung an. »Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit; ich vergaß, mich vorzustellen: Di-Analytiker Grey, Heimatplanet Dragensteyn im Sternbild des Reiters.«
    »Di-Analytiker? Dann sind Sie Fremdweltenspezialist?« Katzenstein musterte den blassen Mann mit neu erwachtem Interesse.
    »Bis zum Krieg gegen die Herculeaner war ich im aktiven Dienst des Kolonialkorps von Centrus tätig«, bestätigte Di Grey. »Doch seitdem liegen meine Fähigkeiten bedauerlicherweise brach. Nun, vielleicht bietet sich im Lauf dieser Reise die eine oder andere Gelegenheit, meine Spezialausbildung zum Nutzen aller anzuwenden. Obwohl auch für meine Ausbildung gilt, was jener bereits zitierte kluge Mann über alle Bildung gesagt hat … «
    »Und was«, warf Vira mit neugierig funkelnden Augen ein, »hat er gesagt?«
    Di Grey lächelte erneut sein eigentümlich blasses Lächeln. »Daß die wirklich wissenswerten Dinge nicht erlernt werden können.« Er wiederholte seine Verbeugung. »Sie entschuldigen mich? Wie ich sehe, ist der Künstler soeben vom Stuhl gefallen. Das könnte bedeuten, daß die Lesung beginnt.«
    Mit würdevollen Schritten ging er davon und ließ sich an einem der Tische nieder, die entlang der Wände aufgestellt waren.
    Katzenstein sah ihm kopfschüttelnd nach. »Ein seltsamer Bursche.«
    »Ich finde ihn süß«, erklärte Vira Mandala. »Er wirkt so kultiviert … Ganz anders als die anderen Männer, die ich kenne.«
    Katzenstein verzichtete auf einen Kommentar.
    Nelson »Biggs« Beiderbecke hatte sich derweil wieder vom Boden erhoben. Er versetzte dem Lehnstuhl einen wütenden Tritt und ließ sich dann fluchend auf ihm nieder. Wie es schien, war er selbst am meisten überrascht, daß er nicht erneut den Halt verlor.
    Das Publikum klatschte begeistert.
    »Offenbar alles Fans«, bemerkte Katzenstein.
    »Vurguzzfans«, nickte Harp, der Barkeeper, und füllte unaufgefordert Katzensteins Glas.
    Während Beiderbecke in den ausgebeulten Seitentaschen seines Plastikmantels kramte und schließlich eine halbvolle Flasche zum Vorschein brachte, musterte Katzenstein die Gäste.
    Weiter vorn, rechts von Beiderbecke, entdeckte er Gahl Beifort und Calvin Kospodin. Gahl wirkte entspannt und fröhlich; ihr Gesicht leuchtete beim Lachen, und ihr Blick war klar, nicht mehr stumpf und verängstigt wie in jener Zeit, als sie unter Mahmeds Einfluß gestanden hatte.
    Katzenstein spürte einen leisen Stich, als er sah, wie sie Kospodin zärtlich küßte.
    »Eifersüchtig?« fragte Vira spitz.
    »Gahl ist eine gute Freundin«, erklärte er. »Mehr nicht. Ich freue mich für sie, daß sie jemand wie Calvin Kospodin gefunden hat. Sie hat schwere Zeiten hinter sich.«
    »Haben wir das nicht alle?« sagte Vira leise.
    Wieder brandete Applaus auf - Beiderbecke hatte die Vurguzzflasche geleert, warf sie hinter sich und starrte sein Publikum an, als würde ihm gar nicht gefallen, was seine getrübten Augen sahen.
    Er rülpste.
    Dann schnippte er mit den Fingern.
    Dunkelheit senkte sich über den Raum. Die einzige Lichtquelle waren die gespenstisch fahlen Sterne und die glosenden Gaswolken hinter dem Panoramafenster.
    Beiderbecke schnippte zum zweiten Mal, und aus versteckten Lautsprechern perlte Synthi-Musik: Silberne Schlittenglöckchen und das Fauchen eines eisigen Winterwinds.
    Wieder ein Fingerschnippen, und die Aromen einer Duftplatte sättigten die Luft. Es roch nach Mandelholz
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