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Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten

Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten

Titel: Flaming Bess 03 - Gefangene der Schatten-Welten
Autoren: Thomas Ziegler
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Sonnen, als wäre dort die Wiege des Echsenvolkes zu finden.
    Vielleicht ist das die Antwort, dachte Ken Katzenstein, als er mit Vira Mandala das Casino betrat. Vielleicht liegt dort tatsächlich die Heimat der Dhrakanen. Sie sind eine uralte Rasse, vielleicht sogar so alt wie die Sonnen in den Kugelsternhaufen, die schon vor Jahrmilliarden den Zenit ihrer Entwicklung überschritten haben. Kosmische Greise, dem Tode nah. Sie haben ihr Leben gelebt und nun sterben sie, verglühen und schrumpfen zu Neutronensternen und Schwarzen Löchern, oder sie bäumen sich in einer letzten Kraftanstrengung auf und verwandeln sich in Novae oder Supernovae. Die Kugelsternhaufen sind die Friedhöfe der Milchstraße, und wenn dort Leben entstanden ist, dann in einer Zeit, die so weit zurückliegt, daß es menschliches Vorstellungsvermögen übersteigt.
    Er dachte an die Worte des sterbenden Pra-Yaswän: Die Zeit zieht an uns vorbei. Wir sehen die Sonnen aufleuchten, brennen und erlöschen, und wir warten …
    Aber worauf? fragte sich Katzenstein. Worauf warten die Dhrakanen …?
    In brütendes Schweigen versunken, ging er weiter.
    »Du solltest ein wenig schweigsamer sein, Katz«, sagte Vira Mandala ironisch. »Es macht mich nervös, wenn du so gesprächig bist.«
    Katzenstein gab sich enttäuscht. »Tatsächlich? Und ich dachte immer, es macht mich interessant, wenn ich bedeutungsschwanger schweige.«
    Er deutete auf die Bar, die auf halbem Weg zwischen Eingang und Panoramafenster in einer Wandnische eingelassen war. Der gläserne Tresen war von innen her erleuchtet und tauchte die Gäste auf den hochbeinigen Stühlen in pastellfarbene Lichtschattierungen.
    »Ich schlage vor, wir genehmigen uns erst mal ein paar Gläschen Venusiac. Vielleicht lockert das meine Zunge.«
    Vira Mandala verengte mißbilligend die Augen. »Wir sind hier, um die Kunst zu genießen.«
    Katzenstein hakte sich elegant bei ihr ein und steuerte auf die Theke zu. »Kunst ohne Alkohol ist wie ein Raumschiff ohne Triebwerk«, erklärte er. »Man kann alle Register seines Könnens ziehen, aber man hebt nicht ab.«
    »Vielleicht«, seufzte die Frau, »ist es doch besser, wenn du schweigst … «
    »Zu spät!« rief Katzenstein und schwang sich auf einen Barhocker. »Außerdem dürfen wir Biggs Beiderbecke nicht enttäuschen. Ich habe mir sagen lassen, daß er seine Dichterlesungen grundsätzlich nur vor volltrunkenem Publikum hält.«
    Der Barkeeper, ein kleiner, dicker Mann mit einem melancholischen Gesicht, der geschäftig mit einem Tuch über die Glastheke wischte, nickte zustimmend.
    »Der gute Biggs dichtet nur, um den Absatz seines selbstgebrannten Vurguzz anzukurbeln«, knurrte er. »Wer ihn einmal gehört hat, weiß, daß sich seine Verse nur im Rausch ertragen lassen.«
    Vira warf ihm einen frostigen Blick zu. »Das beweist nur, daß Sie von Kunst nichts verstehen, Harp. Beiderbecke ist der größte lebende Künstler … an Bord dieses Schiffes.«
    Harp, der Barkeeper, verzog das Gesicht und stellte zwei gefüllte Gläser auf die Theke. »Wenn Sie das Wort Künstler durch das Wort Trinker ersetzen, geht die Runde auf Kosten des Hauses.«
    »Ich bin nicht erpreßbar«, erklärte Vira. »Außerdem hat mich Katz eingeladen.«
    »Ach ja?« Katzenstein wölbte eine Braue. »Und ich habe die ganze Zeit in dem Wahn gelebt, daß ich Ehrengast der Freizeitbeauftragten des 2.. Oberdecks bin.«
    Harp lachte hohl. »Sie sind der erste Gast hier im Casino, der noch nicht den Glauben an die Menschheit verloren hat. Ich gratuliere. Genießen Sie Ihre Illusionen, solange Sie noch können. Spätestens, wenn Biggs mit seiner Lesung beginnt, holt die grausame Realität Sie wieder ein.«
    Der Barkeeper wandte sich ab und schlurfte zum anderen Ende der Theke, wo mehrere junge Frauen in der weißen Tracht des Medizinischen Korps lautstark auf die Weltraumleere in ihren Gläsern aufmerksam machten.
    Hinter Katzenstein ertönte ein dezentes Hüsteln.
    Er sah von seinem Venusiac auf und blickte in die Augen eines blassen Mannes mit pechschwarzen, exakt gescheitelten Haaren, einer Hakennase und dünnen Lippen. Seine unnatürliche Blässe wurde von seinem schwarzen, konservativ geschnittenen Anzug noch verstärkt. Er lächelte höflich.
    »Verzeihen Sie, aber wissen Sie zufällig, wann der Vortrag des begnadeten Künstlers beginnt?«
    »Ich schätze, in wenigen Minuten«, antwortete Katzenstein. »Allerdings scheint hier nicht jeder hier Biggs Beiderbecke für einen Künstler zu
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