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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition)
Autoren: Halvar Beck
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Doch es steht uns nicht zu, sie deswegen zu verurteilen.«
    Noah rückte die Brille zurecht. »Liv Paulsen war schwanger. Der Vater des Kindes war vermutlich unser junger Polizist Tor Einar Hetland. Auch er ist tot. Wie Liv wurde auch er brutal ermordet.«
    Noah wartete das Raunen ab, das wie eine leise Welle durch den Saal glitt. 
    Mehrfach hörte Noah den Namen Odin Dahl in der Menge und schüttelte seufzend den Kopf. »Ihr vermutet falsch. Dank Odin sind Erik Sommer und Aurora Mortensen überhaupt noch am Leben.«
    Das folgende Raunen war deutlich lauter, und nun glaubte Noah, »Runar« zu vernehmen. Er entdeckte Sigrid in den Reihen der Zuhörer. Sie sank immer tiefer in ihren Sitz. Noah schickte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Kaum jemand hier verstand, was für einen großen Mut es von ihr erforderte, überhaupt hier heute zu erscheinen. Sigrid war ein weiteres Opfer der Vorfälle, doch was zählten schon seelische Wunden? Vielleicht wäre es das Beste für sie und die kleine Aurora, Kongesanger zu verlassen und woanders neu anzufangen. 
    »Liv Paulsen wurde entführt und beim Fluchtversuch getötet.« Wieder das Raunen, dass Noah diesmal aber mithilfe seiner lauten Stimme übertönte. 
    »Bevor ihr jetzt alle Namen durchprobiert, die euch einfallen, eines vorweg: Für alles, was in den letzten Tagen geschehen ist, gibt es nur einen einzigen Verantwortlichen: Carl Morgan.«
    Noah hatte mit Zwischenrufen, staunendem Echo oder Unmutsäußerungen gerechnet, doch nun hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    »Carl?«, fragte Erika Nolte schließlich leise.
    »Carl. Der gesetzestreue, anständige Carl, über jeden Verdacht erhaben.« Noah gab sich kurz seinen Emotionen hin, riss sich aber gleich darauf zusammen. Es brachte nichts, die Gemeinschaft oder den toten Carl zu verspotten. Die Menschen werden ihre Lektion auch so lernen , sprach eine innere Stimme. Er hoffte, sie würde recht behalten.
    »Es gelang ihm, Liv in den Hafen zu locken.«
    Noah setzte die Brille ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die folgenden Worte fielen ihm unendlich schwer. »Carl Morgan ist ebenfalls tot. Er war einmal mein Freund. Wir alle kannten ihn seit langer Zeit. Er war unser Polizist und ein guter noch dazu. Er war gerecht und fair, wenn auch manchmal ein engstirniger Paragraphenreiter. Aber er war anständig. Wenigstens während seiner aktiven Zeit. Doch dann hat er sich verändert. Alles begann mit dem Tod seines Sohnes Anders. Dann starb Emma. Er begann zu trinken. Dann wurde er vorzeitig in den Ruhestand beordert. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber die Kombination dieser Faktoren ist nur schwer verkraftbar. Er war auf einer Rachemission. Letztendlich richtete er sich selbst – vor unseren Augen¬.«
    Noah setzte die Brille wieder auf und atmete tief durch, bevor er weiter aus seinen Notizen vortrug. »Wie die Spurensicherung ergab, lockte Carl Morgan Liv Paulsen in das Wrack. Liv musste ihm vertraut haben. Als sie Carls Absichten durchschaute, wollte sie fliehen …« Noah versuchte, die Bilder, die sich unwillkürlich vor seinen inneren Augen abzeichneten, zu unterdrücken, »doch Carl ließ sie nicht gehen. Er erschlug sie von hinten, mit einer Axt. Sie hatte keine Chance.« Noah ignorierte die Zwischenrufe. Er musste die Worte hinter sich bringen, bevor ihn seine Stimme verließ. »Carl Morgan brachte die Leiche dann hinaus in den Fjord. Dort wurde sie schließlich im Seitenarm an Land gespült.«
    »Aber was ist mit Eriks Boot und der Angel?«, fragte Nils Haugen.
    Noah sah den Fischer scharf an. »Erik fuhr zum Fischen raus, zur Stelle, die viele von uns kennen. Nicht wahr, Nils? Dort fand er die Leiche. Er ging an Land und drehte den Körper um. Livs Anblick muss ihn schwer geschockt haben. Wir fanden seine Angel am Ufer. Die Schnur hatte sich im Gestrüpp verheddert. Gut möglich, dass die Angel im Boot verkeilt war und Erik in Panik geriet, als er nach Kräften ruderte, das Boot sich aber nicht vom Ufer entfernte. Nils, du hast es am nächsten Morgen im Hafen treibend gefunden. Ein Ruder fehlte, nicht wahr?«
    Nils Haugen nickte. 
    »Du bist dann zufällig zum selben Ort rausgefahren, mit der Absicht, dort zu fischen. Es war fast eine Ironie des Schicksals, dass du ausgerechnet Carl Morgan, den Täter, batest, dir zu helfen, findest du nicht? So fuhren wir drei dorthin und sicherten Livs Leiche. Erik Sommers Angel kam Carl Morgan gelegen, aber als guter Polizist wusste er, dass dies
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