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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition)
Autoren: Halvar Beck
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seinem alten, abgewetzten Lederstuhl gesessen, aber der war einem modernen Bürostuhl gewichen, wie seine geliebte Schreibmaschine diesem elektronischen Spielzeug Platz machen musste. 
    »Was gibt es denn?«, fragte Tor Einar. 
    »Wir haben draußen im Seitenarm eine Leiche gefunden.« Carl Morgan ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. 
    Tor Einars Mundwinkel senkten sich. Der Polizist strich sich durch das dunkle, modisch geschnittene Haar. »Das ist übel … ertrunken? Neulich kam die Meldung, draußen wäre ein Matrose von einem Containerschiff ins Wasser gestürzt und …«
    Morgan schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist von hier. Und eindeutig ermordet.«
    »Ermordet? Von hier?«, fragte Hetland. »Eine Frau?«
    Der alte Polizist nickte. »Kein schöner Anblick.«
    Tor Einar suchte seine Sachen zusammen. 
    Carl bezweifelte, dass der junge Kollege schon mal eine Leiche, geschweige denn eine Wasserleiche gesehen hatte. »Wir haben sie zu Noah gebracht.«
    »Zum Arzt?«, fuhr Hetland auf. »Aber was soll er denn ausrichten? Und ihr könnt sie doch nicht eigenmächtig vom Tatort entfernen! Was ist mit der Spurensicherung? Was ist mit mir, verdammt noch mal? Das ist meine Aufgabe!«
    »Hier.« Carl warf ihm Noahs ausgedruckte Handyfotos und seine handschriftlichen Notizen zu. »Die Frau wurde wohl nicht am Fundort ermordet, auch wenn wir Fußabdrücke und eine Angelrute fanden. Und wir konnten sie ja schlecht da liegen lassen. Sie sieht übel aus.« 
    Der junge Polizist zog die Unterlagen zu sich, ohne den Blick von Morgan zu nehmen. »Mord? Seid ihr sicher?«
    Carl schnaubte. »Mehr als sicher. Sich selbst den Hinterkopf zu spalten, sollte selbst jungen Leuten ziemlich schwerfallen!«
    Zitternd hob Hetland die Bilder auf. Bevor er einen Blick drauf warf, schaute er Carl an und schluckte. »Wer ist es?«
    »Liv.«
    Tor Einar sackte in seinen Stuhl zurück. »Liv?«, flüsterte er. »Nein … nicht Liv … das glaub ich nicht … wieso …«
    »Das wirst du wohl herausfinden müssen«, meinte Carl und stand auf, um zu gehen. 
    »Ich? Aber ich … ich kann nicht! Ich war doch …« 
    »Mit ihr zusammen?«, ergänzte Carl und zuckte die Schultern. »Da warst du nicht der Einzige. Aber vielleicht der Letzte. Vielleicht auch nicht.«
    »Wir waren ein Paar. Sie hat mich nicht betrogen!«, fuhr Tor Einar den Älteren an. 
    »Jetzt verstehst du vermutlich auch, warum wir dich nicht zum Fundort holen konnten.«
    »Nein, verstehe ich nicht!«, rief Hetland aus und sprang wieder auf. »Das wäre meine Aufgabe gewesen, du bist doch raus aus dem Dienst und …« Seine Stimme brach. »Liv … oh mein Gott …«
    Morgan drehte sich zu ihm um. »Siehst du? Genau deshalb. Jeder Richter haut dir deine Untersuchungsergebnisse wegen Befangenheit um die Ohren. Du warst nach eigenen Angaben der Letzte, mit dem sie zusammen war. Also, wer hätte da wohl die beste Gelegenheit, die Tat einem anderen in die Schuhe zu schieben?«
    Hetland starrte ihn fassungslos an. Doch bevor er antworten konnte, winkte Morgan ab und ging zur Tür. 
    »Morgan, hilfst du mir? Ich war's nicht – bestimmt nicht! Du musst mir glauben!«, rief Tor Einar verzweifelt.
    »Ich? Dir helfen?« Carl Morgan verzog das Gesicht und öffnete die Tür. »Ich habe damit nichts mehr zu schaffen. Ruf in Trondheim an.« 
    »Bleib«, bat Hetland. »Ich brauche deine Hilfe, Carl. Du kennst hier jeden Bewohner, jeden Stein, jeden Weg. Sie respektieren dich. Sie hören auf dich. Bis Verstärkung kommt, dauert es … ich kann nicht … kannst du nicht … wen soll ich denn jetzt …«
    Carl Morgan verharrte ein paar Sekunden. Mit einem tiefen Luftzug wandte er sich Hetland noch einmal zu. »Okay, Hetland.« Nach einer weiteren Pause und einem weiteren Seufzer: »Gut, ich rede mit Trondheim. Die sollen uns wen schicken, der das übernimmt.« 
    »Danke. Du kannst gleich von hier aus …« 
    Morgan winkte ab. »Hab die Nummer nicht im Kopf. Werd ich von meiner Wohnung aus machen.«
    Tor Einar Hetland nickte und sackte zurück auf den Stuhl. Sein Blick fiel auf die Aufnahmen, die er immer noch verkehrt herum in seinen zitternden Händen hielt. Er schluckte, rang sichtlich mit sich, dann warf er einen Blick auf die Bilder und stöhnte auf. 
    Carl Morgan zog die Tür hinter sich zu. 
     
     
     

8
    Ann Christin fluchte leise, als es unten klingelte. Sie hielt abwechselnd mit Odin Wache an Eriks Bett. Der Arzt hatte einen lebensbedrohlichen Schock diagnostiziert.
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