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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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»Ich muss mich eben nur daran gewöhnen, dass es hier keinen Autopiloten gibt.«
    Ein durchdringendes elektronisches Dauerpiepen ertönte.
    »Zwölf Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit«, verkündete Fred.
    »Mach das weg«, verlangte Rebecca genervt.
    »Das geht nach zwei Minuten von allein aus«, sagte Fred.
    »So«, sagte Rosi zu Stefan und ließ das Steuer los. »Für mich ist das jetzt genug. Lass lieber die anderen üben. Ich werde schon mal das Abendessen vorbereiten: Sauerbraten, Klöße und Rotkohl. Zum Nachtisch gibt es Birne Helene.«
    »Du sollst üben, nicht kochen«, sagte Stefan, obwohl ihm sichtlich das Wasser im Mund zusammenlief. »In drei Tagen ist die Prüfung!«
    Aber Rosi tat, als hörte sie ihn nicht. Sie verschwand unter Deck und ward nicht mehr gesehen. Fred übernahm das Steuer um so bereitwilliger, um uns zu beweisen, dass dieser Segelschein für ihn nur noch reine Formsache war.
    Jack, Rebecca und ich wechselten vielsagende Blicke. Die Zeiten, in denen wir fröhliche Bergsteigerlieder gesungen und das Segeln nach Herzenslust genossen hatten, gehörten wohl ein für alle Mal der Vergangenheit an. Fred brüllte uns im Eifer des Gefechtes nicht nur die Kommandos, sondern auch wüste Beschimpfungen um die Ohren, und Stefan ließ ihn gewähren.
    »Das ist sein erster Tag«, sagte er zu uns. »Lasst ihm ein bisschen Zeit, sich einzuleben.«
    »Klar zur Halse!«, brüllte Fred. »Hol dicht Großschot, du Trottel! Schneller! Zack, zack, ihr Lahmärsche!«
    Die Weltuhr gab erneut ein schrilles Piepsen von sich.
    »In einer Viertelstunde schließt in Nairobi die Börse.« Fred war voll in seinem Element. »Rund achtern! Über vorn, Lumpenpack! Fier auf die Großschot, na los, wird’s bald! Hol an die Schoten, ihr Schnecken!«
    »Hier wird gleich Blut fließen«, knurrte Rebecca. »Die Meuterei auf der Bounty ist nichts dagegen.«
    Die Weltuhr piepste erneut.
    »Was bedeutet das schon wieder?«, schrie ich am Ende meiner Nerven. »Neue Ladenöffnungszeiten in Managua? Ich schmeiß’ das Scheißding über Bord!«
    »Ruhig Blut«, besänftigte uns Jack. Er amüsierte sich königlich.
    Erst am späten Nachmittag – in Christchurch kam man gerade aus der Kirche – gab Fred das Ruder an mich weiter, und Rosi geruhte, wieder an Deck zu kommen.
    »Okay, Judith, Kurs auf den Hafen. Ich möchte ein erstklassiges Anlegemanöver sehen«, sagte Stefan. Er sah leicht erschöpft aus. Dabei hatte er nicht wie wild kurbeln und sich von Fred als unfähiger Leichtmatrose beschimpfen lassen müssen.
    »Haha«, machte Fred. »Das möchte ich filmen.«
    Hinterm Steuer besserte sich meine Laune allmählich wieder. Nein, nicht mal Fred würde mir die Freude am Segeln verderben können. Der Wind hatte zugelegt, wir erreichten eine Geschwindigkeit von fast sieben Knoten. Eine Welle schwappte übers Deck und machte Rosis Hosenbeine nass.
    Plötzlich war es wieder da, das unbezwingbare Bedürfnis, zu singen. Ich schmetterte das erstbeste Lied, das mir in den Sinn kam: »Can’t fight this feeling! Can’t fight this feeling!«
    Das kannte Fred auch. Wahrscheinlich gab es eine deutsche Fassung von den Alzheimer Herzbuben auf CD. »Didel, dadel, dudel, schrumm, schrumm, schrumm«, stimmte er fröhlich mit ein.
    »Da kommt die True Love «, rief Rebecca. »Und gar nicht mal so langsam heute. Wir dürfen aber nicht zulassen, dass die vor uns in den Hafen einlaufen!«
    Fred stolperte eilig unter Deck und kam mit seiner Videokamera wieder herauf.
    »Didel, dadel, dudel, schrumm, schrumm, schrumm! Ein Wettrennen bahnt sich an«, sagte er. »Die True Love gegen die Werwolf . Wir dürfen sie nicht gewinnen lassen, ihr unfähigen Schrumpfköpfe! Regel Nummer eins: Die Werwolf ist immer als Erste am Ziel. Regel Nummer zwei: Ist das mal nicht der Fall, tritt automatisch Regel Nummer eins in Kraft.«
    »Das schaffen wir«, schrie ich begeistert. »Denen schneiden wir den Weg ab. Klar zur Wende!«
    »Ist klar«, sagte Jack.
    »Rosi?«
    »Was ist, Liebelein?«
    »Klar zur Wende?«
    »Ja, ja, macht ihr nur,« sagte Rosi. »Ich kenne das ja alles schon.«
    »Ree!«, rief ich. »Vorsegel über.«
    Jack warf die Vorschot los. Das Vorsegel flatterte wild im Wind.
    »Rosi!«, rief ich. Wir verloren merklich an Fahrt.
    »Rosi«, schrie auch Fred. »Die Vorschot! Du musst das Segel rüberziehen, altes Suppenhuhn. Die True Love zieht an uns vorbei!«
    »Ja, ja«, sagte Rosi. »Sag mal, Jack, würdest du so nett sein und mir mal die Winschkurbel
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