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Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish

Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish

Titel: Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
Autoren: Stephen C. Lundin , Harry Paul , John Christensen
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aus.
    »Miss Scallpell, ich hatte nicht erwartet, dass Sie …«
    »Rhonda, ich bin hergekommen, um Ihnen beizustehen. Ich weiß, was in einem solchen Trauerfall alles auf einen zukommt, und ich möchte Ihnen helfen«, sagte sie und fügte im Stillen hinzu: Und ich habe selbst schon einmal diese Hilfe gebraucht und bekommen.
    »Aber es ist wirklich nicht nötig … «
    »Es ist schon immer die Aufgabe von Krankenschwestern gewesen, in schweren Zeiten für andere da zu sein. Sie haben jetzt eine Menge zu regeln und brauchen Ruhe, damit Sie um Ihren Verlust trauern können. Ich werde dafür sorgen, dass jemand Ihre Telefonate entgegennimmt und etwas Essen auf den Tisch kommt. Falls Sie sonst irgendetwas brauchen, lassen Sie esmich einfach wissen. Es tut mir schrecklich Leid, Rhonda. Ich weiß, dass es für Ihren Schmerz keine Worte gibt. Sie sollen jedoch wissen, dass ich für Sie da bin und alles tun werde, was in meiner Macht steht, um Ihnen zu helfen. Ich selbst habe manchen Verlust in meinem Leben durchgemacht und kann mir vorstellen, was Sie im Moment empfinden. Deshalb werde ich mich weitestgehend im Hintergrund halten. Rufen Sie mich einfach, wenn Sie mich brauchen.«
    Mit einem Dankeschön ging Rhonda wieder ins Wohnzimmer zurück, wo sie sich schweigend zu Will setzte. Beide sprachen nicht, sondern hielten sich still bei der Hand. Dann und wann hörte Miss Scallpell einen von ihnen laut schluchzen.
    Ich weiß, was ihr gerade durchmacht, dachte sie bei sich. Ein Schmerz wie dieser bleibt ein Leben lang.
    Sie wurde sofort aktiv. Innerhalb von dreißig Minuten hatte sie Schwestern und Pfleger zusammengetrommelt, die sich rund um die Uhr abwechseln sollten. Sie verteilte alle anfallenden Aufgaben: Essen kochen, Besucher empfangen, zum Flughafen fahren, um Angehörige abzuholen, Einkäufe und Behördengänge erledigen, Gästezimmer herrichten, Putzen und Telefonate entgegennehmen. Als Mitglieder aus Rhondas Gospelchor Essen brachten und ihre Hilfe anboten, wurden sie ins Team aufgenommen. Unter Miss Scallpells Anleitung kümmerten sie sich gemeinsam um alles, bis Rhonda und Will am Tag nach der Beerdigung nach L.A. flogen, wo Freunde von Ann eine Trauerfeier ausrichten wollten. Sobald die beiden zum Flughafengefahren waren, putzte der Hilfstrupp das Haus von oben bis unten und verschwand.
Im Krankenhaus
    Die Arbeit in einem Krankenhaus verlangt von jedem stete Aufmerksamkeit. In diesem Fall war den meisten der hektische Arbeitsrhythmus eine willkommene Ablenkung von der grausamen Wirklichkeit dessen, was ihrer Freundin widerfahren war. Wenn eine Kollegin ein Kind verliert, wird jedem Einzelnen auf erschreckende Weise klar, dass ihm oder ihr dasselbe geschehen könnte.
    Am schwarzen Brett fand sich eine rührende Nachricht von einem sechsjährigen Mädchen, das mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert worden war – ein Trauma, das mit einem Sitzgurt zu verhindern gewesen wäre. Während nun die Kleine noch um ihr Leben rang, spürte sie, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste und erkundigte sich bei Rhondas Kollegen.
    Als sie von Rhondas Verlust erfuhr, bestand sie darauf, ihr diese Zeilen zu schreiben:

    Liebe Schwester Rhonda,
    Sie erinnern sich vielleicht nicht an mich. Ich bin das Mädchen aus Zimmer 611.
    Es tut mir sehr Leid, dass Ihre Tochter gestorben ist. Ich bin traurigdarüber, aber Sie müssen noch viel trauriger sein. Ich möchte Sie gern in den Arm nehmen, wenn Sie wieder zurück sind.
    Alles Liebe,
    Tena

    PS Falls ich schon entlassen bin, wenn Sie wiederkommen, kann ich Sie nicht mehr in den Arm nehmen.

    Ping und Beth trafen sich vor dem schwarzen Brett und lasen den kleinen Brief. »Ach, Beth, auf unserer Station gibt es so viele nette und liebevolle Menschen …« Sie konnte den Satz nicht beenden, weil ihr die Tränen kamen.
    »Ja, und wenn so etwas geschieht wie jetzt, denken wir alle unwillkürlich daran, was wirklich wichtig im Leben ist. Wie schnell lassen wir uns dazu verleiten, unsere Arbeit nur noch mechanisch zu erledigen. Erst wenn so etwas geschieht wie jetzt, erkennen wir, zu wie viel Mitgefühl wir fähig sind. Wir machen alles irgendwie bewusster. Und deshalb müssen wir an unserer Philosophie festhalten. Sie ist der Grund, weshalb wir überhaupt Krankenschwestern geworden sind: um Menschen zu helfen, die unser Mitgefühl brauchen. Ich denke oft, wie es wohl für Rhonda sein muss, wieder zur Arbeit zurückzukehren. Ich habe gehört, dass es Monate dauert, bis nach
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