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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition)
Autoren: Clannon Miller
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mageren Nerd von der IT-Abteilung gar nicht zugetraut hätte.
    „Ich bekomme Ärger mit meiner Chefin, wissen Sie. Und so eine Bür otoilette ist doch kein gemütlicher Platz zum … na ja, Sie wissen schon. Haben Sie denn kein Zuhause? Sie möchten wohl nicht, dass Ihre Frau das mitkriegt? Frauen machen das auch.“
    „Ich lebe in Scheidung. Verschwinden Sie! Ich brauche keine Lebensb eratung von einer Putze“, kam es aus der WC-Kabine. Der Mann hatte einen über den Durst getrunken. Er lallte schon ein wenig, dabei verschliff er die Endungen seiner Worte und das Wort Putze hörte sich an wie Pusse .
    „Warum machen Sie nicht die Tür auf? Dann kann ich Ihnen helfen.“ Julia blieb von der „Putze“ unbeeindruckt. Sie war schon Schlimmeres g enannt worden und wenn sie den Kerl nicht bald aus der Kabine lotsen konnte, dann würde sich die Bunke um das Problem kümmern und das wäre dann wirklich schlimm.
    „Mir helfen?“ Er lachte kehlig. „Wie denn? Wollen Sie mir einen blasen? Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?“
    „Woher soll ich denn wissen, wer Sie sind, wenn Sie sich in dieser Kabine verstecken?“
    Er war ganz still. Der Gedanke schien ihm zu gefallen, dass er anonym hi nter der Klotür hockte und die Frau auf der anderen Seite nie erfahren würde, wer er war. Natürlich wusste Julia, dass es nur der IT-Freak sein konnte, aber sie musste die Situation ja nicht noch peinlicher für ihn machen, indem sie ihm das auf den Kopf zusagte.
    „Wissen Sie, ich verliere meinen Job, wenn ich hier noch länger trödle. Ich putze zuerst die anderen Toiletten und Sie können hier in aller Ruhe Ihr, ähm, Yoga zu Ende bringen. Aber in einer halben Stunde komme ich wieder und es wäre sehr nett, wenn Sie bis dahin vielleicht fe rtig sind.“
    Julia hatte sich schon umgewandt, als sich der Mann hinter der Klotür noch einmal meldete.
    „Es stört Sie nicht, wenn ein Mann sich selbst befriedigt?“
    „Na ja, wenn er’s nicht gerade mitten auf der Straße macht.“
    „Und wenn Ihr Mann das tun würde? Wäre das nicht eine Art Betrug an Ihnen?“
    Der Kerl hinter der Klotür wurde ihr langsam unheimlich. Jetzt fing er auch noch an, philosophisch zu werden.
    „Wie war das mit der Putze und der Lebensberatung?“
    „Sie klingen nicht wie eine Putze.“
    „Und Sie nicht wie ein Wichser!“
    Er lachte laut auf und dann wurde es schlagartig ganz still hinter der Tür.
    „Ich muss jetzt wirklich arbeiten. Ich bin auf diese Stelle angewiesen.“ Julia nahm den Putzwagen und schob ihn zur Tür. 
    „Ich hatte seit neun Tagen keinen Sex mehr!“, rief der Unbekannte hi nter der Klotür. Halb entschuldigend, halb gekränkt.
    Neun Tage? Wow! Julia nahm an, das war eine lange Zeit für einen Mann. Aber er lebte in Scheidung, hatte er gesagt, und da war es ja wohl normal, dass der eheliche Geschlechtsverkehr weggefallen war. Sie hatte alle möglichen lustigen Antworten auf den Lippen. Ihr lag auf der Zu nge zu sagen : Sie sind wohl nicht der Aufreißer-Typ? Oder Wohl kein Geld für den Puff übrig? Aber die geschlossene Klotür schaffte auch für sie eine angenehme Anonymität und das war vermutlich der Grund, warum sie leichthin sagte:
    „Trösten Sie sich, ich hatte mein ganzes Leben lang noch keinen Sex!“
    Und dann schob sie eilig den Putzwagen hinaus, bevor er noch mehr von seinen intimen Geheimnissen preisgab – oder sie.
     
    ***
     
    Thomas wachte am anderen Morgen auf und konnte sich nur noch vage erinnern, wie er in sein Bett gekommen war. Er hatte die Mutter aller Kopfschmerzen und einen grausigen Geschmack im Mund, als ob er sich die ganze Nacht übergeben hätte. Er hatte sich übergeben, fiel ihm gerade wieder ein. Auf der Herrentoilette bei Expiron – nach dem Gespräch mit der Putzfrau und nachdem er die dritte Flasche Whiskey geleert hatte.
    Großer Gott, er hatte sich mit einer Putzfrau über Sex und Onanieren u nterhalten! Die Erinnerung an die seltsame Unterhaltung brach wie eine kalte Dusche über ihn herein. Sie war klarer in seinem verkaterten Kopf als der ganze Rest der vorangegangenen Nacht.
    Die Frau hatte eine sehr sympathische Stimme gehabt, eine junge Sti mme. Aber in Stimmen konnte man sich täuschen und Putzfrauen waren üblicherweise eher ältere, ungelernte Frauen und wenn sie doch jung waren, dann stammten sie aus Polen oder Russland und sprachen kein akzentfreies und erstaunlich gewähltes Deutsch.
    Ach herrje, war es jetzt schon so weit? Er wachte nach einer durchzechten Nacht auf
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