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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666
Autoren: Andrew Harman
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Abteilung ›Folterplanung‹ mehr oder weniger im Eiltempo durchlaufen, um ständig vorwärts und aufwärts in Richtung der wahren Macht zu gelangen. Doch irgendwie war etwas schiefgegangen; irgendwann war er im Verlauf seines beruflichen Werdegangs in der ›Einwanderungsbehörde‹ steckengeblieben, wo er die Akten der Neuankömmlinge in Mortropolis bearbeitete, der Unterwelthauptstadt des Königreiches Helian. Seit Jahrhunderten tat er nichts anderes, gefangen in einem ebenso tristen wie langweiligen Todlichtbezirk ohne jede Aufstiegschancen. Unter einer Karriere stellte sich ein vor Feuereifer sprühender Dämon wie Nabob bestimmt etwas anderes vor, als Einreisevisa abzustempeln und Totenscheine zu überprüfen.
    Mit einem verschlagenen Grinsen stierte er auf die an der Pinnwand befestigte Mitteilung. Schon bald standen große Veränderungen bevor. Ha! Nach den Wahlen würde alles ganz anders sein …!
    Draußen vor dem Fenster schoß plötzlich überhitzter Dampf aus einer langen Rohrpfeife. Sekunden später gesellten sich andere Pfeifen hinzu und veranstalteten zusammen eine entsetzlich lärmende Kakophonie.
    Nabob jauchzte vor Freude, als er das zum Schichtwechsel aufrufende Signal hörte, das über ganz Mortropolis hinwegschallte. Mit einem Riesensatz schnappte er sich den Ascheknirps vom Haken und klapperte die Wendeltreppe hinunter, wobei seine Pferdefüße funkensprühend an den Eisenstufen entlangschabten.
    Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, sofort Feuerabend zu machen, um nicht stundenlang in dem maßlosen Gedränge steckenzubleiben, das sich kurz nach dem Signal auf der Treppe einzustellen pflegte. Und heute ging es ganz besonders schlimm ab. Das war immer so, wenn es draußen wie aus Feuereimern brannte. Die Trottel aus der Buchhaltung brauchten jedesmal eine Ewigkeit, ehe sie sich die Flammenmäntel übergestülpt und die Ascheknirpse aufgespannt hatten.
    Hastig schlitterte er über die letzten Stufen, durchquerte im Galopp die Eingangshalle, flutschte durch die Drehtür und stürzte sich in das Gedränge auf der Straße. Im Nu stand ihm die brodelnde Menge bis zum Hals, wobei ihn die schwarzen Hautschuppen und die gewundenen Hörner als Zugehörigen der herrschenden Klasse auswiesen. Wutschnaubend bahnte er sich den Weg durch die zahllosen Körper und steuerte auf den Tumor in der Innenstadt zu.
    »Aus dem Weg!« fauchte er zornig. »Platz da!« Wutentbrannt packte er sich eins der unzähligen Schulterpaare und schob dessen Eigentümer gewaltsam beiseite. Mit offenen Pranken bahnte er sich kratzend und schlagend den Weg durch die Körpermassen, wobei er ungefähr dieselbe Durchschlagskraft erzielte wie ein Leprakranker beim Gerangel im Winterschlußverkauf. Es gab einfach viel zu viele hier unten, und über den Phlegethon, den Fluß des Feuers, kamen immer mehr. Ein richtiger Krieg oder eine anständige Hungersnot – und schon brachten die Fährmänner täglich Hunderte und Aberhunderte über den Fluß.
    Aufs Geratewohl wählte er sich einen der Fußgänger aus, versuchte sich mit den Krallen an ihm hochzuziehen und hinterließ dabei am Hinterkopf seines Opfers einen heftigen Riß. Der Kopf drehte sich um, starrte auf den fauchenden Teufel mit der perfekt angepaßten schwarzen Lederhaut, erhielt als Antwort einen Kinnhaken und geriet im hohen Bogen rasch in Vergessenheit. Nabob grinste nur höhnisch und setzte seinen Marsch durch die bebenden Straßen fort.
    Mehr als anderthalb Stunden waren vergangen, als er schließlich in der Mitte des Innenstadttumors ankam, was er wie üblich sogleich bereute. Jemand, der noch einigermaßen bei Verstand war, suchte diesen Bezirk nur dann auf, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. Nabobs Ohren dröhnten vom Klang der Höllenmaschinen auf den Schiffswerften am Phlegethon, die Hitze war schier unerträglich – weit über sechshundertachtzig Grad Fahrenheit –, und hier unten drängten sich sogar noch mehr Körper. Wie man ihm ausdrücklich versichert hatte, habe die Gesellschaft für Transzendentalreisen mbH allein aus Kostengründen ihr Büro im Innenstadtrumor, da die Miete hier relativ günstig sei.
    Wütend warf Nabob drei ehemalige Seeleute aus dem Weg, durchquerte eine enge Seitenstraße, stieß eine rotglühende Stahltür auf und stampfte voll ungeduldiger Erwartung mit seinen Pferdefüßen eine sehr steile und scheinbar endlos lange Treppe hinauf, so daß seine Oberschenkel bereits vor Schmerzen pochten, als er endlich das oberste Stockwerk
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