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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges
Autoren: Andrew Harman
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Wumm, Wumm, Wummmmmmm.« Wie übersiedende Kesselpauken wummerten sie eine Weile unisono dahin, bis sie wieder von vorn anfingen. Zum zweitausendhundertsten Mal mußte Apathos jetzt feststellen, daß ihm wieder das Bild eines struppig behaarten Humanoiden durch den Kopf ging, der einen Schenkelknochen hoch in die urzeitlich klare Luft warf. Warum ihm das jedesmal wieder passierte – er hatte es nie herausgefunden.
    Draußen rückte der Sturm, der die Darbietung ganz offensichtlich nicht sonderlich aufregend fand, unbehaglich hin und her und schleuderte mit verdoppelter elementarer Wucht seine Blitze zur Erde. Die tief in ihre Aufgabe versunkenen Thaumaturgischen Physiker beachteten ihn nicht.
    »NAAAAAAAAA«, stöhnte Zerro aufs neue. Seine Kollegen stimmten mit ein, ihr Gejaule verband sich zu einem synergistischen Ganzen, und das Klangvolumen wuchs rapide an, nahm zu, wurde stärker und gewann an Resonanz. Ohne Vorwarnung hob Zhorrothustra die Hand und sang kontrapunktisch gegen den monastisch langsamen Rhythmus an. Was er sang – es erinnerte an Sprache, es hatte Vokale, Konsonanten, Assonanzen, es reimte sich sogar in irgendeiner Form und war dennoch (von den in diesem Raum versammelten Männern einmal abgesehen) für niemanden verständlich. Es hörte sich an, als hätte man das Band einer Tonaufzeichnung eines alten Volkslieds sauber zerschnipselt, die Schnipsel in eine Olivenölmarinade eingelegt und anschließend in lockerer Folge wieder zusammengeklebt. Zhorrothustras dünne Stimme stieg und fiel und rutschte fortwährend aus der Tonart. Er mußte sich intensiv konzentrieren und hatte große Mühe, die komplex verflochtene Melodie zu halten. Die Anstrengung grub Runzeln und Furchen in seine unter den Falten der Kapuze verborgene Stirn. Es war ein furchterregender Anblick: die schwarzen zeremoniellen Laborkittel, die unter Kapuzen verborgenen Gesichter, der fremdartige heulende Klagegesang – für einen Außenstehenden mag es ausgesehen haben, als machten sich vier tollwütige Wermönche einen schönen Abend. Doch heute schien kein Vollmond, und hier sangen vier Thaumaturgische Physiker, die viele Jahre lang schwer gearbeitet hatten und in Kürze schon den krönenden Abschluß all ihrer Mühen und Plagen erleben sollten.
    Zhorrothustra schwankte heftig wie in manischer Trance. Schweratmend intonierte Praxx den Grundton, der das harmonische Gerüst stützte. Knisternd sprang plötzlich ein Funke – seltsamerweise ein grüner Funke – von einer Kerze ab und landete genau im Mittelpunkt des Pentagons. Die Intensität der Beschwörungshymne nahm zu, die Lautstärke stieg deutlich um einige Dezibel, Zhorrothustras Stimme konnte kaum mithalten. Jetzt glitzerten auf den Rändern aller Kerzen grüne Funken – es sah aus, als hätten aus Wachs geformte flackernde Magneten türkisfarbene Feilspäne angezogen. Ein Hauch von Ozon hing in der Luft. Hoch über ihnen fuhr wieder ein Blitz zur Erde, und mächtig hallte das Grollen des Donners über die Berge. Der Sturm, der von diesen Darbietungen ganz offensichtlich so gelangweilt war wie von den Darbietungen einer erbärmlich unfähigen Truppe lustiger Musikanten, trollte sich und verzog sich hinter die Berge. Und trotzdem wurde diesmal das dröhnende Gepolter nicht schwächer, lange hallte es nach, tief und laut. Der Boden vibrierte, als wäre im Nebenzimmer eine Schar Steintrolle mit dem Umbau diverser kleinerer Kontinente beschäftigt. Der Cantus war bei diesem Lärm kaum mehr zu hören. Ein grüner Funke landete auf der Hakennase von Apathos, sprang wieder ab und fiel – nicht ohne ihm die Augenbrauen empfindlich versengt zu haben – auf den kalten Steinboden; ein ganzer Schwarm winziger grüner Funken flitzte und blitzte in Zerros Schnurrbarthaaren, die wie ein Geigerzähler im innersten Risikobereich eines Kernreaktors knatterten. Der Cantus strebte im Eiltempo seinem Höhepunkt zu, so mächtig und schnell, daß jeder von ihnen ein unerträgliches Kitzeln in der Nase verspürte. Zhorrothustra schrie die letzten Vokale beinahe hinaus, um das rumpelnde Getöse des Bodens zu übertönen. Und wie auf ein verabredetes Stichwort hin umklammerten die vier Zauberer die Handgelenke ihrer Nebenmänner und schlossen das Viereck um das Pentagon. Wie ein mächtiger Blitz jagte ein Energiestoß durch ihre Körper, die thaumaturgischen Wellenleiter bildeten ein Ganzes, thaumisch türkis leuchteten die von winzigen grünen Funken umzuckten Linien des Pentagons, das Gepolter
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