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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe
Autoren: Colin Dexter
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87)

    Find me, find the Swedish daughter —
    Thaw my frosted tegument!
    Dry the azured skylit water,
    Sky my everlasting tent.

    Who spied, ivho spied that awful spot?
    O find me! Find the woodman’s daughter!
    Ask the stream:     The truth thou know’st-the tragic slaughter?>

    Ask the tiger, ask the sun
    Whither riding, what my plight?
    Till the given day be run,
    Till the burning of the night.

    Thyme, I saw Thyme flow’ring here
    A creature white trapped in a gin,
    Panting like a hunted deer
    Licking still the bloodied skin.

    With clues surveyed so wondrous laden,
    Hunt the ground beneath thy feet!
    Find me, find me now, thy maiden,
    I will kiss thee when we meet.

    A. Austin (1833-87)

    Der Text war auf einer ziemlich altmodischen Schreibmaschine geschrieben, und die Polizei hofft, daß Sachverständigen-Untersuchungen zu weiteren Hinweisen führen. Die einzigen sofort feststellbaren Eigenarten der benutzten Schreibmaschine sind die abgenutzte obere Hälfte des kleinen und der leicht verkürzte Querstrich des kleinen .
    «Um die Wahrheit zu sagen», gab Chief Inspector Johnson zu, «nur wenige meiner Kollegen haben ein Händchen für Gedichte, darum hoffen wir, daß die Times uns vielleicht helfen kann. Es wäre eine Art poetische Gerechtigkeit, wenn sie es könnte.» Ein abschließendes Wort von Mr. Phillipson: «Vielleicht handelt es sich um einen grausamen Schabernack, und der Zusammenhang mit dem früheren Fall scheint wirklich recht dünn. Aber bei der Polizei scheint man anzunehmen, daß etwas dran ist, und das tue ich auch!»

    Morse las den Artikel auf seine Weise, und dann ein zweites Mal, wesentlich schneller. Danach blieb er mehrere Minuten still sitzen, mit ruhigem Blick und ausdruckslosem Gesicht; dann schlug er die Rückseite der Times auf und las den Hinweis, den er am Abend vorher nicht richtig hatte sehen können:

     (Coleridge) (4).

    Na ja! Wenn das Gedicht ein war, die Antwort war es auch! Ein Zitat von Coleridge auch noch! Halb lächelnd setzte er sich in seinem Stuhl zurück und wunderte sich wieder einmal über das häufige Vorkommen jenes alltäglichen Phänomens, das man nennt.
    Er wußte nicht, daß sich am vergangenen Abend ein viel größerer Zufall ereignet hatte, als er (doch sicher rein zufällig?) in den Speisesaal geführt worden war, um einen Tisch mit der reizenden Dame aus Zimmer 14 zu teilen. Aber vorläufig konnte er so etwas noch nicht wissen; er nahm seinen silbernen Parker-Kugelschreiber aus der Tasche und schrieb ein und ein in die von ihr offengelassenen Felder von S-B, bevor er wieder nach dem Telefon griff.
    «Nein, Sir — Superintendent Strange antwortet noch immer nicht. Kann jemand anders Ihnen helfen?»
    «Ja, vielleicht», sagte Morse. «Verbinden Sie mich bitte mit der Verkehrskontrolle.»

Kapitel acht

    Auszug aus einem Tagebuch vom 2. Juli 1992 (einen Tag bevor Morse in Lyme Regis eintraf)

    Ich muß meinem abschließenden Werk über Pornografie ein Kapitel über hinzufügen,denn es ist die stufenweise Natur des erotischen Prozesses, die am allerwichtigsten ist, was zu sehen selbst der alte Faschist Plato genug Verstand hatte. Doch ist dies ein Faktor, der in zunehmendem Maß von den Autoren und den Regisseuren und den Videoherstellern vergessen wird. Wenn sie es je gewußt haben. ist das Wort, um das es gehen sollte. Der Prozeß, der versinnbildlicht wird durch das Anheben eines langen Rockes bis zu einer Stelle eben über der Fessel oder das erste Aufmachen eines Knopfes an einer Bluse! Drücke ich mich verständlich aus? Ohne den Rock — welcher Mann wird über die Fessel frohlocken? Ohne die Bluse — welcher Mann wird über den bloßen Knopf in Erregung geraten? Nacktheit allein ist nichts: Es ist die Absicht von Nacktheit, die volle Inanspruchnahme garantiert. Nie hat Nacktheit allein mir viel bedeutet, selbst als ich ein Junge war. Nie habe ich mich für all jene italienischen Bilder von nackten Frauen interessiert. Ebenso scheinen mir nur wenige unserer lasterhaften und wahllos liebenden jungen Leute übermäßig viel Notiz zu nehmen von den Frauen, die ihre Körper täglich in der Boulevardpresse zur Schau stellen. Diese jungen Männer interessieren sich mehr für Fußballgeschichten auf der letzten Seite. Gibt es hier eine Moral?
    Ich habe gerade all die Scheiße, die ich eben geschrieben habe,
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