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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded
Autoren: Oliver Uschmann
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Butter statt Biobutter dafür genommen, denn er steht ein wenig zu hoch in der Punktzahl, auch ohne zu schummeln. Mein Opa ist zu Besuch und trinkt mit den anderen den heißen Wein. Der Dampf aus den Tassen nebelt wollige Ohrenklappen ein. Das Baumhaus ist fertig. Flo, Lukas, Vivien und ich sitzen darin, obwohl es Winter ist. Auf dem Rasen zwischen Teich und Baumhaus hat Heiner das Material für ein Lagerfeuer aufgeschichtet. Meine Mutter stimmt das Lied Nun freut euch, ihr Christen an, aber Lukas’ Vater legt eine CD ein, auf der eine alte Band »Rock ’n’ Roll Christmas« singt. Das ist auch gemütlich, aber weniger Religion. Venja nimmt ein Stück Stollen, treibt ihren Bruder rückwärts auf den Rasen und schiebt ihm das Süßgebäck volle Elle in die Nase, sodass die Rosinen wie rote Popel aus den Löchern quillen.
    »Wisst ihr, was krass ist?«, sagt Flo.
    Wir schweigen, weil die Antwort sowieso von selbst kommt.
    »… dass die Quest niemals zu Ende war. Werde tauglich für Sophia. Erst dachten wir, sie sei zu Ende, als der Wettkampf der Männer nicht klappte. Dann dachten wir, sie sei zu Ende, als wir erfuhren, dass Heiner sie die ganze Zeit heimlich betrieb. Und jetzt ist er wieder da. Und muss noch mal drei Monate ran.«
    »Die schafft er«, sagt Vivien.
    »Er braucht ja keinen hohen Sieg«, sagt Lukas. »Nur einen echten.«
    Sie küssen sich. Mein Halsfrosch tritt um sich.
    »Eine Quest, die einmal angefangen hat, geht immer weiter, bis sie zu Ende ist«, sagt Flo. »Sie findet ihren Weg.«
    Auf dem Rasen niest Alex Rosinen aus der Nase. Am Gartenzaun erscheint der Kopf eines Orks.
    »Nichts zu tun an Heiligabend?«, fragt Heiner den Ork und der erschreckt sich, da er nicht damit gerechnet hat, erwischt zu werden. Er dreht sich wackelig auf der Stelle, um zu fliehen, aber Heiner sagt: »Bleib doch!« Der Ork grunzt kurz und hält inne. »Wir machen jetzt ein Feuer.« Heiner reicht dem Ork die Hand und hilft ihm über den Zaun.
    Wir klettern aus dem Baumhaus. Dach, Seil, Leiter. Alles da. Alle versammeln sich langsam an der Feuerstelle.
    »Dir ist schon klar, dass hier nicht Suzanne Myers wohnt?«, fragt Heiner den Ork und der senkt den Kopf. Dann klatscht Heiner in die Hände. »So! Die Jungs haben mich darum gebeten, euch Großen an Heiligabend das Feuerbohren zu zeigen. Das hier ist unser Zundermaterial. Und das hier ist die Spindel.« Heiner präsentiert unseren Eltern das kleine Wunderwerk aus Holz, lächelt würdevoll und reicht es dann an Flo weiter. Der macht große Augen. Mein Opa beobachtet das Geschehen, als wüsste er, was kommt. Als wüsste er alles. Als hätte er sämtliche Geschichten der Welt schon zu Ende geschrieben.
    »Ich überlasse es dir, Florian«, sagt Heiner.
    Flo fühlt sich geschmeichelt. Er wird rot. Er beugt die Beine, um sich hinzuhocken, unterbricht die Bewegung und gibt mir die Spindel. »Ich finde, das sollte der größte Pfadfinder von uns machen. Der, der immer auf der richtigen Fährte ist.«
    Ich nehme die Spindel, schlucke und schaue zu meinen Eltern und meinem Opa. Eigentlich kann niemand erwarten, dass es jetzt klappt, oder? Ich meine, das muss man tausendmal üben! Selbst Überlebenskünstler im Fernsehen schaffen es nicht immer. Heiner hat zugegeben, dass es Glück war, als es ihm im Wald gelang. Obwohl er wirklich viel Übung hat. Das war nicht gelogen.
    Ich hocke mich hin, zurre das Seil und lasse die Spindel auf dem Kerbholz kratzen. Unter mir surrendes Holz. Über mir die Köpfe der Erwachsenen, meiner Freunde und Viviens. »Feuer ist wie ein scheues Tier. Es ist immer da, überall um dich herum. Es beobachtet dich, während du das Holz reibst … solange du versuchst, die Funken zu zwingen, werden sie nicht schlagen. « Ich stelle mir vor, wie auf dem Bildschirm eine Anzeige erscheint, die meine Fortschritte anzeigt. Ein kleines, goldenes Flammensymbol. Es wird größer, wenn ich die Funken anlocke. Es wird kleiner, wenn sie sich wieder zurückziehen. Wie groß muss es werden, damit es wirklich klappt? In dem Moment, als ich mich das frage, schrumpft das Symbol wieder. Die Musik, die ich innerlich höre, wird synchron dazu leiser. Dunkle Streicher, brummende Stimmen und ein Rhythmus, wie Holz, das auf Holz geschlagen wird. »Erst, wenn du dich komplett im Reiben verlierst, lockst du das Feuer an. Das Feuer muss denken: Jetzt ist dem Typen alles egal. Jetzt macht er weiter, und wenn es tausend Tage dauert. « Ich versuche, mich zu verlieren, aber es klappt
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