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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded
Autoren: Oliver Uschmann
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jemand in einem Forum geschrieben, wir hätten keine Ahnung von der Materie.«
    »Heiner war nur eine Figur«, sagt Flo. »Er war nicht mehr als der arme Ritter hier auf meinem Monitor. Aber an den Tasten, an der Steuerung, da saß jemand anders. Jemand anders hat ihn gelenkt. Ihn auf die Idee gebracht. Ihm Geld geboten. Jemand anders war der Player in diesem Scheißspiel.«
    »Du meinst … Robin?«
    »Ja, sicher meine ich Robin! Er muss doch wissen, wie das Ganze ausgegangen ist. Und? Hat er sich jemals bei mir und meiner Mutter entschuldigt? Sie geht nicht mal mehr zu ihrem Aqua-Tai-Chi, weil sie das Bad nicht mehr betreten will, wo Robin sich aufhält. Der merkt das doch, dass sie nicht mehr kommt und trotzdem – niemals nur ein Wort! Diese arrogante Schwimmersau!«
    »Wow«, lacht Dustin, der sich fertig umgezogen hat. »Endlich lernt unser kleiner Geek mal zu sprechen wie ein Mann!«
    »Aber was können wir gegen Robin machen?«, frage ich und ignoriere Dustins Einwurf. »Seine Wohnung ist schon kaputt, immer noch eine Baustelle vom Rohrbruch. Er hat Geld, Einfluss. Ihm tut nichts weh. Wenn wir ihm seinen Pick-up beschädigen, bezahlt es bestimmt seine Versicherung.«
    »Hey, Flo«, labert Dustin weiter und ignoriert seinerseits, was ich gesagt habe. »Willst du mal sehen, was ein echter Mann noch machen sollte, statt auf kleine Bildschirme zu gucken?«
    Flo hebt den Blick.
    Dustin schaut in die ganze Jungenrunde und zeigt rüber in den Flur, zur Tür der Mädchenumkleide. »Weiber gucken!«, sagt er und kichert. Er läuft in den Flur, bremst ab, schleicht sich auf Zehenspitzen heran und späht durch den Spalt.
    Ein Schnaufen ertönt und Herr Broich schießt aus dem Dunkeln des Flurs wie ein böser Schatten, packt Dustin mit der einen Hand am Oberarm und mit der anderen im Nacken und schiebt ihn in die Jungenumkleide zurück. Dustin ist völlig entsetzt von der Kraft, mit der Herr Broich ihn packt. Die Finger unseres Sportlehrers hinterlassen weiße Abdrücke auf Dustins Hals. Die Haut um das Weiß herum läuft rot an. Eigentlich darf kein Lehrer einen Schüler so anpacken. Herr Broich ist außer sich und Dustin tut mir fast leid. Mein Herz klopft bis zum Hals.
    »Bist du wahnsinnig, Dustin?«, regt sich Herr Broich auf.
    »Aber ich hab doch nur …«
    »Das Wort ›nur‹ will ich aus deinem Mund nie mehr hören, wenn es ums Spannen geht. Hast du mich verstanden?«
    Dustin versucht zu nicken, was im Schraubstock der Hände schwer ist.
    »Ein Mann darf einen anderen Mann beim Spiel foulen und dann sagen: Ich habe ihn doch nur gestreift! Ein Mann darf einen anderen Mann beleidigen und dann sagen: Ich habe doch nur Spaß gemacht. Selbst, wenn es nicht stimmt. Aber nichts, absolut nichts, ist mieser und fieser, als Mädchen heimlich zu beobachten. Hast du das kapiert?« Herr Broich ruckt mit seinen Schraubstockhänden, als wolle er Dustin den Arm auskugeln. Herr Broich lässt ihn los. Er schüttelt schnell den Kopf, sodass seine halblangen schwarzen Haare fliegen. »Was ist bloß los mit euch?« Er stellt sich vor uns alle, hebt seine Hand und zeigt zur Tür. »Mal abgesehen davon, dass es armselig und gemein ist – ihr versaut euch euer ganzes Leben mit so was! Okay, ihr seid erst Teenager und gerade in der Pubertät, aber spätestens in ein paar Jahren werden aus euch Männer. Was glaubt ihr, was los ist, wenn die Leute von einem Mann denken, er belästige die Frauen? Was denkt ihr, was passiert, wenn ihr dieses Image habt? Ein notgeiler, aufdringlicher kleiner Spanner? Dann seid ihr am Ende, versteht ihr das? Dann ist es aus! Also fangt gar nicht erst damit an.«
    Herr Broich schnauft noch ein wenig aus, so sehr hat er sich bei seiner Predigt ins Zeug gelegt. Flo ist die ganze Zeit sitzen geblieben und hat auf seine Schuhspitzen gestarrt. Jetzt hebt er den Kopf und angelt nach Lukas’ und meinem Blick. Wir sehen ihn an. Er lächelt. Das erste Mal seit Wochen. Ein böses Lächeln, wie es jemand aufsetzt, der gerade die Idee zu einem Plan bekam. Herr Broichs Rede klingelt noch in unseren Ohren, als wir wortlos verstehen, was Flo eingefallen sein muss.

DIE RACHE
    Vivien ist der Schlüssel bei unserem Plan. Sie weiß, dass es wahnsinnig gemein ist, was wir vorhaben, aber sie gönnt Flo die Rache. Außerdem tut sie es für Sophia, auch wenn Sophia gar nichts davon weiß. Vivien hat Ahnung davon, wie es ist, wenn eine Frau von einem Mann tief in der Seele verletzt wird. Ihre Mutter fand letzten Sommer heraus,
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