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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released
Autoren: Oliver Uschmann
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einen guten Grund. Und wir haben Zahlen, Lukas. Vier Katzen, vier Familien. Zahlen.«
    Lukas brummt.
    »Kommt schon«, sage ich und gehe los.
    Flo und Lukas folgen mir. Fünf Minuten lang diskutieren sie nicht über Feuerstühle.
     
    »Können wir nicht einfach irgendwo klopfen?«, jammert Flo. Dabei laufen wir erst eine Viertelstunde.
    »Wir sind gleich da«, sagt Lukas. Er will als Erster versuchen, die Katzen zu vermitteln. Er meint, dann hätte er seinen Teil wenigstens hinter sich. Er ist sehr zuversichtlich, dass es ihm sofort gelingt. Er zeigt auf ein Haus mit Vorgarten und vier Mülltonnen auf einem Betonpodest. »Da drüben, da wohnt Herr Wollscheid. Das ist der Zeugwart von meinem Verein. Der kennt mich. Das wird ein Kinderspiel.«
    Lukas klingelt. Der Vorgarten ist schmucklos. Nur Rasen mit viel Löwenzahn. Vor dem Haus ein paar verkümmerte Buchsbäumchen. Es passiert gar nichts. Lukas klingelt noch mal. Aus dem Flur ruft ein Mann: »Ja, ja, ich bin ja unterwegs!« Dann geht die Tür auf und Herr Wollscheid steht vor uns. Sein Bauch wölbt sich über eine Jeans. Er trägt nur ein Unterhemd.
    »Lukas!?«, sagt er und es klingt, als freue er sich zwar, ihn zu sehen, aber doch nicht unbedingt um diese Zeit und vor seiner Haustür.
    »Hallo, Herr Wollscheid!«, begrüßt Lukas ihn strahlend. »Wir haben ein Angebot für Sie, das Sie nicht ausschlagen können.«
    »Ach ja?«, sagt Herr Wollscheid. »Was denn? Zeugwart beim FC Barcelona?«
    »Nein, was Schönes für Ihr Haus.«
    Herr Wollscheid runzelt seine buschigen Augenbrauen. Schön ist anscheinend nicht das Wort, das er mit seinem Haus verbindet. Er trennt zwar den Müll, aber er kümmert sich nicht gut um sich selbst. Ich vermute, seine Frau ist gestorben. Aus der Tonne für das Altpapier ragt Grünschnitt heraus, alter Efeu.
    »Vier süße kleine Katzen!«, sagt Lukas jetzt so feierlich, als verkünde er einen Lottogewinn. Er hält dem Mann das Handy mit dem Foto vor die Nase. Herrn Wollscheids Augenbrauen wandern noch tiefer, sodass sich schwarze Schatten über seine Augen schieben. Er räuspert sich, hält sich die linke Hand vor den Mund und kratzt sich mit der rechten in der Arschritze, bis er merkt, dass ich es merke, und sie wegzieht. Er sagt hustend: »Um Gottes willen, das fehlt mir noch!«
    Lukas fällt das Lächeln aus dem Gesicht. Damit hat er nicht gerechnet.
    »Ja, aber … Sie haben doch ein Haus und einen Garten und Sie leben allein.«
    Bei dem Wort »allein« zuckt Herr Wollscheid ein ganz klein wenig zusammen. Das sehe nur ich. Man sollte nicht die wunden Punkte von Menschen ansprechen, wenn man ihnen was verkaufen will.
    »Katzen, lieber Lukas«, sagt Herr Wollscheid und sieht mit seinen schwarzen Schattenaugenhöhlen auf uns hinab, »sind egoistische, anstrengende und unsaubere Viecher. Sich selbst putzen sie den ganzen Tag, aber sie haaren alles voll, verteilen Katzenklosand in den Couchritzen und wenn man nicht macht, was sie wollen, pissen und kacken sie aus Protest überallhin.«
    »Aber …«, setzt Lukas an, doch Herr Wollscheid ist nicht zu stoppen.
    »Vielleicht muss ich es in Fußballsprache ausdrücken, damit du es verstehst. Hunde sind wie Borussia Dortmund. Sie spielen im Team, sie gehorchen, wenn der Trainer spricht, und man hat eine Menge Spaß mit ihnen. Katzen sind wie eine Weltauswahl aus lauter arroganten Superstars, die alle nur machen, was sie wollen, und am Ende kriegt man dann einen Nervenzusammenbruch.«
    »Aber …«, stammelt Lukas.
    »Nix aber, Lukas«, sagt Herr Wollscheid und schiebt schon die Tür zu. Bevor er ganz dahinter verschwindet, schiebt er seinen Kopf noch mal kurz aus dem Dunkel seines Hauses. »Wenn du reinrassige Schäferhundwelpen im Angebot hast, darfst du wiederkommen.« Dann rummst die Tür ins Schloss.
    Wir stehen einen Augenblick schweigend vor dem Haus. Hinter seinen Mülltonnen hat Herr Wollscheid einen Karton mit Altglas versteckt. Zwölf Schnapsflaschen und ein Senfglas.
    »Wow«, bricht Flo das Schweigen und starrt zur Tür hoch, als sei sie die fünfzehn Meter hohe Pforte eines geheimnisvollen Bergeingangs, »der sah ja aus wie ein Golem. Und das ist euer Zeugwart?«
    Lukas schüttelt den Kopf, dreht sich um und rempelt Flo kurz an der Schulter, als er den Weg runtergeht. »Mach’s doch besser!«, sagt er.
    »Ja, das mache ich auch!«
     
    Die Bekannte, die Flo sich ausgesucht hat, um ihr die Katzen anzudrehen, wohnt in einem Viertel, das nur aus Spielstraßen besteht. Autos
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