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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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dadurch beeinflussen lassen sollte, da es ja sowieso mir gehört.«
    »Lancelot, im Namen unserer lebenslangen Freundschaft, unseres gemeinsamen Berufes -«
    »Aus dem Sie mich freundlicherweise hinauszuwerfen drohten.«
    »Lionel, geh sofort hinaus!« Josephine war in das Arbeitszimmer getreten. »Los!« Ich möchte allein mit Lancelot sprechen.« Der Dean blickte unglücklich von einem zum anderen, dann gehorchte er.
    »Lancelot.« Sie beruhigte sich. »Ich muß Ihnen ein Geheimnis anvertrauen. Lionel soll geadelt werden.«
    »Wußt’ ich vor ihm, meine Liebe. Der Minister fischt in meinem Lachswasser in Wales. Als es soweit war, legte ich ein gutes Wort für ihn ein.«
    »Oh, Lancelot! Was für ein gütiges Herz Sie unter der rauhen Schale haben!«
    Er strich sich den Bart. »Ich habe meine weichen Momente.«
    »Aber heute sind seine Aussichten auf Ehrungen zunichte gemacht worden.«
    »Ich gebe zu, daß sie nicht eben verbessert wurden. Jemanden anheuern, um der Erzwohltäterin des Spitals das Silber zu klauen.«
    »Aber Lionel sagt, sie kennen Lady Blaydon. Könnten Sie nicht mit ihr reden? Ich flehe Sie aus ganzem Herzen an.«
    »Nun gut«, beschloß Sir Lancelot. »Weil S i e mich darum bitten, meine Liebe.«
    »Oh, Lancelot! Sie sind süß!«
    Er tätschelte ihr die Wange. »Und wenn alle Frauen auf der Welt so wären wie Sie, Josephine, dann würde niemand an diese mageren jungen Dinger in kurzen Röcken und mit schmutzigen Füßen auch nur einen Blick verschwenden. Ich schlüpfe hier hinaus. Rufen
    Sie bei ihr an und sagen Sie, daß ich komme. Ihr Mann soll die Polizisten mit leichtem Geplauder unterhalten, bis ich wieder da bin.«

26

    »Aber natürlich, Lancelot, das war ein Fehler von mir. Was für eine dumme Gans ich war! Ich hätte nicht gleich die Polizei rufen sollen. Aber ich hatte diese süße kleine Zuckerdose so gern. Und du weißt, wie viele Einbrüche jetzt in London verübt werden. Wirklich, die Kerle brechen ein und nehmen alles, buchstäblich alles mit; sie würden sogar die Tapeten von den Wänden reißen, wenn sie Zeit dazu hätten.«
    Lady Blaydon, eine langbeinige Rothaarige, lehnte sich mit ihrem Gin-and-Tonic auf dem Sofa zurück und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Mein liebes kleines Pudelchen -«
    Sie lächelte zärtlich. »Seit Jahren hat mich niemand mehr so genannt. Mein Mann nannte mich nie so, kein einziges Mal.«
    »Ich hoffe, dieser Zwischenfall wird an deiner Großzügigkeit hinsichtlich des neuen Traktes von St. Swithin nichts ändern. Das ist ein Projekt, das uns allen sehr am Herzen liegt, mir ganz besonders.«
    »Aber gewiß nicht! St. Swithin lieht mir sehr, sehr am Herzen.«
    Sir Lancelot schmunzelte. »Es war die zweite Maiwoche 1953, wenn ich mich recht erinnere. Im Krönungsjahr.«
    »Ja, Le Touquet war zauberhaft. Was für Spaß hatten wir doch damals. Wir tanzten sogar! Ich werde mich immer an den Schlager erinnern, er war aus dem Musical Guys and Dolls - >Ich war noch nie zuvor verliebt*.«
    »Ich erinnere mich auch, daß dein Mann nicht ganz so großzügig war, wie du mich hoffen ließest, Pudelchen.«
    Sie machte eine kleine Handbewegung. »Ach, er hatte nur eine schlechte Rennwoche hinter sich. Er hatte schon das Interesse an mir verloren. Aber alles in allem war unsere Ehe ein Erfolg - er bekam das Geld und ich den Titel.«
    »Und du hast nie wieder geheiratet?«
    »Ich hatte nie Zeit, Liebling, bei so vielen Freunden.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Möchtest du die entzückende Narbe sehen, die du mir gemacht hast?«
    Sir Lancelot erhob sich. »Ich muß gehen.«
    »Schon?«
    »Ich muß mehreren Leuten aus der Patsche helfen. Dann muß ich schauen, daß ich in mein Haus nach Wales fahre, wenn ich abends noch zum Fischen zurechtkommen will!«
    »Aber warum bleibst du nicht in London? Es ist in diesen Tagen doch so aufregend.«
    »Zu aufregend für einen alten Mann wie mich!«
    »Alt? Bestimmt nicht, Liebling. Du bist noch ganz der alte, aber doch nicht alt!«
    »Du führst mich sehr in Versuchung, dir das zu beweisen, liebes Pudelchen.« Er neigte sich zu ihr und küßte sie. »Diese Wiedersehen können schreckliche Anforderungen an die Gefühle stellen. Ich habe den Eindruck, meine brauchen eine lange Erholung auf dem Lande. Vielleicht mehrere Jahre lang.«
    Es war früher Nachmittag, als Sir Lancelot abreiste. Der Dean war eigens zu Hause geblieben, um ihm Lebewohl zu sagen. Er stand mit Josephine an der Haustür, während Miss MacNish half,
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