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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr
Autoren: Martin dodenhoeft
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und geschrien und, ... und der sah auch ganz unheimlich aus, wie ein Gespenst mit einem Mopp auf dem Kopf! Ich wollte weglaufen, aber da ist Mami schon gekommen.«
    Caroline Schweiger erklärte ihm die Situation. Sie waren mit der ersten Morgenfähre aus Dagebüll nach Föhr gekommen. Man war früh aufgestanden, aber von Hamburg war das ja nicht so weit.
    Carl hörte ihr nicht ganz aufmerksam zu, denn ihr Gesicht und ihre Haare faszinierten ihn. Mehr, als gut ist, rief er sich zur Ordnung. Auch der leichte englische Akzent brachte etwas in ihm zum Schwingen.
    Caroline sagte gerade: »Ich sagte ihm, dass meine Tochter doch nur einmal auf die Brücke schauen wollte und dass sie das nicht wieder machen würde. Aber er hat gar nicht reagiert und die Tür hinter sich zugeknallt. Außerordentlich unhöflich. Und ziemlich ungepflegt für einen Kapitän oder Steuermann, was auch immer der ist. Vielleicht beschweren wir uns noch bei der Reederei. Aber das bringt wohl nichts.«
    Carl pflichtete ihr bei. Manche Nordfriesen – er nahm einfach mal an, dass der Mann einer war – waren halt etwas verschlossen oder sogar ungehobelt.
    »Catherine«, wandte sich Caroline dann aber beschwichtigend an ihre Tochter, »ich habe dir schon einmal gesagt, dass du nicht überall erzählen sollst, dass der Mann böse war. Der muss nämlich gut aufpassen, dass die Leute auf dem Schiff alles richtig machen. Und da hat er gesehen, wie du auf die Bank gestiegen bist, und du hättest leicht ins Wasser fallen können. Dann muss das Schiff anhalten und einer muss dich aus dem Wasser herausholen. Da hat er sich bestimmt erschrocken und deshalb so geschimpft. Vielleicht hat er ja auch an seine eigenen Kinder gedacht, die manchmal etwas machen, was sie nicht sollen!«
    »Ich mach immer alles, was ich soll!«, behauptete die Kleine keck. Zweifel sind durchaus angebracht, dachte sich Carl mit einem Lächeln. »Und der hat bestimmt keine Kinder, der ist ja schon ein alter Opa!«, triumphierte sie. »Und jetzt kenn ich hier schon den bösen Schiff-Mann und den lieben Matsche-Platsche-Mann!«, schloss sie begeistert. Sie ließ die Hände der Erwachsenen los, lief hüpfend vor ihnen her und sang begeistert »Schiff-Mann böse, Matsche-Platsche-Mann lieb! Schiff-Mann böse, Matsche-Platsche-Mann lieb!«
    »Ich glaube, ich sollte Ihnen künftig aus dem Weg gehen«, lachte Carl, »sonst bekomme ich auf der Insel ein ziemliches Imageproblem.«
    Die junge Frau lächelte ihn an. »Das wäre doch schade«, meinte sie leise.
    Carl fühlte ein wohlbekanntes Ziehen unter dem Brustkorb. Gefährlich, das konnte vielleicht gefährlich werden! Sie erinnerte ihn einfach zu stark an Mary. Mary hätte die Schwester dieser Frau sein können ... Er hatte seine große Liebe vor vielen Jahren bei einem Auslandsaufenthalt kennengelernt. Sie hatte ihn verlassen, obwohl sie sich geradezu verzweifelt geliebt hatten. Er hatte das Ende ihrer Beziehung nicht verstanden und bis heute nicht ganz verwunden. Sie hatte ein Kind bekommen und ihm mitgeteilt, dass es von einem Anderen, einem Jugendfreund, stamme. Das war eine furchtbare Verletzung für ihn gewesen, er hätte ihr jedoch vergeben und das Kind als seines akzeptiert. Aber sie hatte dem Druck ihrer katholisch-konservativen Familie nachgegeben und den Anderen geheiratet. Carl hatte Renata nicht alles erzählt und sprach von sich aus nicht mehr darüber. Es würde ihr zu weh tun, dass er nach so vielen Jahren immer noch an Mary dachte.
    Inzwischen waren sie den aufgeregten Möwen ein gutes Stück näher gekommen. Was hatten sie da nur, was das wohl war? Er machte Renata darauf aufmerksam, die wieder an seine Seite gekommen war. Er wusste, warum. Sie ließ ihn nie lange allein mit attraktiven Frauen. Gemeinsam mit der jungen Familie schlossen sie zum Wattführer auf. Der erklärte gerade, dass sich auch hier die Seehunde gelegentlich sehen ließen, ja, und dass es auch mal vorkomme, dass einer tot auf dem Watt liegend gefunden würde. Und dann ... die Möwen seien ja nun keine Kostverächter.
    »Der arme, arme kleine Seehund«, bedauerte Catherine. Renata verzog das Gesicht. Fetter Minuspunkt für den Wattführer. So ein herzloses Gerede!

Möwen kennen kein Pardon
    Hans-Jürgen Hansen beschleunigte seinen Schritt. Das war kein Seehund, das hatte er bald erkannt. Genauso hatte er damals den Urlauber gefunden, der wahrscheinlich in der Nacht allein hinausgegangen war, warum auch immer. Die Polizei hatte es nie herausgefunden. Genauso
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