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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen
Autoren: Georg Seeßlen
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diskutiert, wie wir sie schließen sollten. Die Idee, es mit Sand zu machen, kam von Hawks; und es war tatsächlich viel natürlicher, den Sand zu benutzen, der ja dort überall herumliegt, als etwa Wasser oder Holz, welches man verbrennt. War erst einmal die große Linie da – das Heraushauen der Steine und ihr Transport zum Nil, die Konstruktion der Pyramide, die Steine, die sich zusammenschieben und die Pyramide bilden – und hatte man erst einmal die langen Kamerafahrten festgelegt, die vielleicht die längsten sind, die man jemals gemacht hat, nämlich damit man die Leute bei der Arbeit sehen kann –: dann hatte man schon das Maximum erreicht. Wenn man sich den Film heute noch anschauen kann, dann auf Grund dieser Sachen – von der Handlung her ist er nicht sonderlich befriedigend .»
    Land of the Pharaohs ist also ein Film über Arbeit, und insofern, obwohl in einem ungewohnten Genre, doch auch ein «typischer» Hawks-Film.
    «In Land of the Pharaohs gibt es die Maschine, wegen der sich am Ende die Pyramide unwiderruflich schließt um den toten Pharao und seine Schätze. Den Mechanismus hat der Baumeister zu Beginn des Films dem Pharao am Modell erklärt. So ist er auch dem Zuschauer kein Geheimnis mehr. Seine Erwartung wird übertroffen durch das Maß, das Anschauung der Vorstellung voraus hat.
    Zu sehen, wie etwas funktioniert: daher rührt ein Teil des Vergnügens bei den Filmen von Hawks. Immer geht dabei auch etwas in die Brüche, wird zerstört, indem es funktioniert. Damit die Pyramide sich schließe, werden zunächst ein paar Tonschalen, die aussehen wie Eierschalen, mit Hämmern zerschlagen. Dann rinnt Sand aus den Öffnungen, die die Schalen verschlossen hielten; in die Lücken, die der Sand freigibt, senken sich mächtige Steinquader, auf denen der Oberbau der Pyramide ruht, so dass alle Zugänge sich schließen. Das Prinzip wiederholt sich mehrfach, nachdem der Prozess in Gang gesetzt ist: immer aufs neue werden Eierschalen zerschlagen, nun durch herab sausende Steinbolzen, rinnt Sand, senken sich die Blöcke.
    Dann hat sich die Pyramide geschlossen, und der Baumeister und sein Volk werden aus der ägyptischen Gefangenschaft entlassen. Man sieht sie auf der Leinwand nach Hause ziehen, während man selbst aufsteht und dem Ausgang zustrebt.» (Hark Bohm/Enno Patalas)
    Bei allem Vergnügen an der Mechanik der Dinge wird vielleicht für Hawks und Faulkner auch der Gedanke faszinierend gewesen sein, das «Lebenswerk» eines Mannes zu zeigen: sein eigenes Grab.
    Land of the Pharaohs blieb im Übrigen Hawks’ einziger Film im CinemaScope-Verfahren, das gewissermaßen den Hollywood-Antikfilm konstituierte. Der Regisseur bemerkte:
    «Ich halte CinemaScope für kein gutes Verfahren. Es taugt nur dazu, große Massenbewegungen zu zeigen. Sonst lenkt es nur ab, es ist für den Zuschauer sehr schwer, genau hinzusehen», bemerkte der Regisseur.
    Die Entwicklung des Hollywood-Antikfilms führte über einige Filme nach nun gewohntem Muster wie Alexander the Great ( Alexander der Große ; 1956, Regie: Robert Rossen) und neuerlichen prunksüchtigen Melodramen wie Salomon and Sheba ( Salomon und die Königin von Saba ; 1959, Regie: King Vidor), mit Gina Lollobrigida und Yul Brynner in den Hauptrollen, zu Stanley Kubricks Spartacus ( Spartacus ; 1959), einer ersten politischen und historischen Reflexion innerhalb des Genres. Howard Fast, Verfasser des Romans, nach dem Dalton Trumbo das Drehbuch gestaltete:
    «Dies ist die Geschichte von Spartacus, der den größten Sklavenaufstand gegen Rom anführte. Ich schrieb den Roman, weil ich diese Geschichte gerade in der Zeit, in der wir leben, für wichtig halte. Nicht im Sinne historischer Parallelen, sondern weil man aus einer solchen Geschichte Hoffnung und Kraft für den uralten Kampf für die Freiheit gewinnen kann und weil Spartacus nicht nur eines Mannes Leben, sondern für alle Menschenalter gelebt hat. Ich schrieb sie, um denen Hoffnung und Mut zu geben, die sie lesen würden, und indem ich sie schrieb bekam ich selbst Hoffnung und Mut .»
    Eine Gruppe von Sklaven unter der Führung von Spartacus (Kirk Douglas) entflieht der Gladiatorenschule von Capua. In der nächsten Zeit verstärkt sich die Gruppe um Scharen entlaufener Sklaven und wächst zu einer Armee der Revolte an. Die Stärke dieses Aufständischenheeres wird verstärkt durch die Uneinigkeit der Römer. Doch schließlich gelingt es Marcus Licinius Crassus (Laurence Olivier), die Truppen des Spartacus
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