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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen
Autoren: Georg Seeßlen
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zugeschnittene Film hielt sich eng an die Bühnenvorlage und konnte sowohl als «sehenswertes Experiment» als auch als «marmorn und vordergründig» bezeichnet werden.
    Es war dieser Film, der Roland Barthes zu seinen Anmerkungen zu einem ikonographischen Detail anregte, die sich sicherlich auch auf andere Details und vor allem andere Beispiele im Genre anwenden lassen:
    «Im Julius Caesar von Mankiewicz tragen alle Personen auf den Stirnen Haarfransen. Bei manchen sind sie gewellt, bei anderen glatt, bei wieder anderen aufgekräuselt und bei anderen geölt, bei allen jedoch sind sie sorgfältig zurechtgemacht, und Glatzköpfe sind nicht zugelassen worden, obwohl doch die römische Geschichte auch davon eine große Zahl geliefert hat. Wer wenig Haare hat, ist nicht billig davongekommen, denn der Friseur, Haupthandwerker des Films, hat es verstanden, aus dem spärlichen Haarwuchs immer noch eine letzte Strähne zu bilden, die bis zum Rand der Stirne reicht, eine jener römischen Stirnen, deren geringe Größe zu allen Zeiten eine spezifische Mischung von Rechtlichkeit, Tugend und Eroberertum angezeigt hat.
    Was ist mit diesen eigensinnigen Haarfransen verbunden? Ganz einfach die Zurschaustellung des Römertums. Man kann darum hier das unverdeckte Funktionieren der Hauptantriebsfeder des Schauspiels, des Zeichens , beobachten. Die Stirnfransen verbreiten Evidenz, niemand kann bestreiten, dass er sich im alten Rom befindet. Und diese Gewissheit wird aufrechterhalten: Die Schauspieler sprechen, handeln, quälen sich und diskutieren ‹universale› Fragen, ohne, dank dieser kleinen über die Stirn gebreiteten Fahne, etwas von ihrer historischen Wahrscheinlichkeit zu verlieren; ihre Allgemeinheit kann sich sogar in aller Ruhe ausbreiten, kann den Ozean überqueren, durch Jahrhunderte wandern und bis zu den Yankeeschädeln der Statisten von Hollywood dringen. Es macht nichts, denn jedermann darf beruhigt sein und sich in der gelassenen Gewissheit einer Welt ohne Duplizität ergehen, in der die Römer durch ein höchst lesbares Zeichen, die Haare auf der Stirn, römisch sind .»
    Zu dieser «kleinen» Ikonographie der Dialogfilme trat die große der Uniformen, Heere und Waffen in den Ausstattungsfilmen; in den Palästen und Tavernen definierte die Locke den Römer, im Felde seine Uniform. (Wie so oft zeigte sich auch hier der Höhepunkt einer in einem Genre entwickelten Ikonographie in ihrer Übertragung auf die Kinderkultur von Spielzeug, Comics etc. nach dem Erfolg der Neufassung von Ben Hur .)
    Auch The Robe ( Das Gewand ; 1953, Regie: Henry Koster) folgte der in The Sign of the Cross entwickelten Formel der Mischung von Abenteuerfilm, Melodram und christlicher Legende. Wie viele Filme dieses Genres hatte The Robe auch und vor allem technische Sensationen zu bieten: Es war der erste in CinemaScope gedrehte Spielfilm der Filmgeschichte. Erzählt wird von dem jungen Tribun Marcellus Gallio (Richard Burton), seiner Geliebten Diana (Jean Simmons) und dem griechischen Sklaven Demetrius (Victor Mature), die den Weg zum Christentum gefunden haben. Marcellus erhält vom römischen Statthalter in Jerusalem den Auftrag, eine Kreuzigung durchzuführen. Doch schon auf dem Weg nach Golgatha beginnen sich bei ihm Zweifel über die Schuld des Verurteilten Jesus von Nazareth zu bilden. Unheimliche Begebenheiten nach dem Tod des Gekreuzigten verwirren ihn, und entsetzt wirft er dessen Gewand fort, das er beim Würfelspiel gewonnen hat. Doch er erhält den Auftrag, es zu suchen und nach Rom zu bringen. Alles, was ihm begegnet, fördert seine Bekehrung. Seine tragische Begegnung mit Christus hat sein ganzes Leben geändert. Er geht nach Rom, schließt sich dort den Christen an und geht lieber in den Tod, als seinem neuen Glauben untreu zu werden.
    Delmer Daves’ Demetrius and the Gladiators ( Die Gladiatoren ; 1954) setzte die Handlung von The Robe fort, im Mittelpunkt steht nun die Figur des Demetrius. Den Prolog des Films bildet die Schlussszene aus Kosters Film, wo der Tribun Marcellus und seine Geliebte Diana zum Tode verurteilt werden.
    Kaiser Caligula (Jay Robinson) beauftragt nun Claudius (Barry Jones), den Mann von Messalina (Susan Hayward), damit, das Gewand, dem er magische Kraft zuschreibt, zu suchen. Derweil übergibt der Apostel Paulus (Michael Rennie) am Grab von Marcellus und Diana dem ehemaligen griechischen Sklaven Demetrius das Gewand, der es zu einem alten blinden Töpfer bringt. Dessen Tochter Lucia (Debra Paget)
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