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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition)
Autoren: Stefanie Maucher
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in Marsch.
    »Leck mich«, murmelte sie und klopfte ihre Knie ab. Sie trug feste Lederstiefel, das hatte sie vorher nicht bemerkt. Eine enge Hose, einen dicken Pullover, darüber eine zerschrammte schwarze Lederjacke. Es fühlte sich alles richtig an, und glich in keiner Weise der militärischen Aufmachung des Kerls, der sie gerade angeblafft hatte. Einen Brustpanzer hatte er getragen, aus Leder, mit Metallbeschlägen. Wie im Kino. Und er trug ein Paar glänzend schwarzer Flügel auf dem Rücken.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie lachte. Flügel. Und rote Augen, die Funken sprühten. Hände mit grünen Klauennägeln. Und waren das Hörner, die ihm aus der Stirn wuchsen? Der Kerl war ganz offensichtlich kein Mensch. Oder sie hatte Halluzinationen.
    Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und lief los. Der Typ war von dort hinten gekommen, also musste dort etwas sein. Eine Basis. Ein Camp. Ein Raumschiff, meinetwegen.
    Sie hatte Mühe, ihre weitausgreifenden Schritte dem schrundigen, geröllübersäten Boden anzupassen. Immer wieder stolperte sie über einen im Staub unsichtbaren Stein oder verfing sich mit dem Fuß in einem Spalt im Grund. Meistens konnte sie sich mit einem kleinen Hüpfer oder einer Reihe schnellerer Schritte retten, aber dann blieb ihr Stiefel in einem breiten Riss hängen und verkeilte sich. Sie schrie, riss die Arme hoch, fiel nach vorne und rechnete mit einem unsanften Aufprall.
    Mit einem lauten Knattern entfalteten sich ihre Flügel und rissen sie in die Luft. Das Zerren an ihren Schulterblättern und die ungewohnte Belastung der Muskulatur ließen sie aufschreien, aber mehr noch der Schreck darüber, was da Fremdes aus ihrem Rücken wuchs. Was war sie? Kein Mensch, wie sie angenommen hatte? Aber die anderen, die dort oben gehockt hatten, waren normale, wenn auch verängstigte Menschen gewesen, ohne Flügel oder Hörner oder Klauen. War sie allein ein Monstrum?
    Sie kam hart auf dem Boden auf, knickte um und schlug sich ein Knie auf.
    »Für einen ersten Flugversuch war das schon ganz in Ordnung«, sagte eine amüsiert klingende Stimme. »Aber die Landung war lausig, Rekrut.«
    Sie blickte auf, die Augen tränenverschleiert vor Schmerz und Schreck. »Warum nennst du mich ›Rekrut‹? Wo bin ich hier? WAS bin ich?«
    Der Mann bot ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen. Eine ganz normale, menschliche Hand, stellte sie erleichtert fest. Der Druck seiner Finger war warm und beruhigend.
    »Rekrut – weil ich deinen Namen nicht kenne. Und du bist ein Neuzugang, also kennst du ihn wahrscheinlich auch nicht. Noch nicht wieder. Oder?«
    Sie sah in seine Augen, die dunkel und dicht bewimpert waren. Er hatte ein blasses Gesicht und seine Haare waren so kurz geschoren, dass nur ein dunkler Schatten auf seinem Schädel schimmerte. »Gonzalo. Ich helfe Beleth beim Aufsammeln der Neuen, damit der Schock für sie nicht ganz so groß ist.« Er grinste. »Und? War das deine erste Begegnung mit dem neuen Equipment?«
    Sie tastete nach ihren Schulterblättern, verrenkte sich im Versuch, die seltsamen Auswüchse zu ertasten, die sie gerade in die Luft gehoben hatten. »Flügel? Habe ich Flügel?«
    Gonzalo drehte sich wortlos um, zeigte ihr seine Rückseite. Er trug eine dicke Jacke, die der ihren glich, und aus ihr heraus wuchs ein Paar schwarzer Schwingen, die er nun für sie entfaltete. Wunderschöne Flügel waren das, wie die eines schwarzen Schwans, fest und kräftig, mit langen, biegsamen Schwungfedern und kleineren Deckfedern, die glänzend schwarz schimmerten.
    »Sehen meine genau so aus?«, fragte sie mit schwacher Stimme. Das war ein Trip. Sie musste auf einem Trip sein.
    Aber was war ein »Trip«?
    Der Mann ging um sie herum und kam dann zurück. »Ja. Du bist eine von uns. Gratuliere, Rekrut, ab heute gehörst du zu den Dunklen Mächten.« Er lachte laut, den Kopf in den Nacken gelegt. Irgendwo in der Ferne antwortete ein bellendes Geheul, das ihr die Nackenhaare aufrichtete. »Was ist das für ein Ort?«
    »Limbus«, sagte er kurz. »Genauer gesagt: Schlachtfeld 235. Aber das erklärt euch alles euer Ausbilder. Ich bin nur so was wie ein Schäferhund und halte die Herde zusammen.« Er deutete zum Hügel hinauf. »Und da kommen die anderen Schäfchen. Heulend und zähneklappernd, wie immer.« Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Du bist ein anderes Kaliber, Chica. Du bist hart. Das ist gut. Die Harten haben es hier leichter.«
    Sie schnaufte, wenig überzeugt. Sie fühlte sich nicht sonderlich
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