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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch
Autoren: Nick Hornby
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würde. Elf ist zu jung, etwas derart Grausames zu wissen.
    Zum Glück ist es möglich, Profifußballer zu sein, ohne auf einem Spielfeld der Liga aufzulaufen und ohne mit der Statur, der Schnelligkeit, der Kondition oder dem Talent eines Fußballers gesegnet zu sein. Es gibt die Grimassen und Gesten – die verdrehten Augen und zusammensackenden Schultern, wenn du eine gute Chance vergibst, das Abklatschen erhobener Hände, wenn du triffst, die geballten Fäuste und das In-die Händeklatschen, wenn deine Mannschaftskameraden Aufmunterung brauchen, die offenen Arme und nach oben gekehrten Handflächen, um auf deine bessere Position und die Eigensinnigkeit deiner Mannschaftskameraden hinzuweisen, den Fingerzeig, wohin du gern den Paß geschlagen haben möchtest, und, nachdem der Paß genauso gekommen ist und du es trotzdem versaut hast, die erhobene Hand, die beide Tatsachen anerkennt. Und manchmal, wenn du den Ball mit dem Rücken zum Tor annimmst und einen Kurzpaß nach außen spielst, weißt du, daß du es völlig richtig gemacht hast, einfach perfekt, und daß du, wenn dein dicker Bauch nicht wäre (aber sieh dir andererseits Mölby an), deine fehlenden Haare (nochmals Wilkins und dieser Flügelstürmer von Sampdoria – Lombardo?) und deine geringe Körpergröße (Hillier, Limpar), wenn all diese Nebensächlichkeiten nicht wären, genau wie Alan Smith ausgesehen hättest.

Ein Sixties Revival

    Arsenal gegen Aston Villa – 11.1.92

    Ein Teil von mir fürchtete sich davor, all dies in einem Buch niederzuschreiben, genauso wie sich ein Teil von mir davor fürchtete, einem Therapeuten präzise zu erklären, welche Bedeutung der Fußball für mich bekommen hatte: Ich machte mir Sorgen, daß damit alles verschwinden und ich mit diesem riesengroßen Loch zurückbleiben würde, das der Fußball immer ausgefüllt hatte. Das ist nicht passiert, jedenfalls noch nicht. Es ist etwas Beunruhigenderes passiert: Ich habe begonnen, das Elend, das der Fußball bietet, zu genießen. Ich freue mich auf weitere Meisterschaften, auf Tage in Wembley und Siege in letzter Minute gegen Tottenham an der White Hart Lane, natürlich tu ich das, und wenn es soweit ist, werde ich vor Freude durchdrehen wie nur irgendwer. Aber ich will das alles nicht sofort. Ich will das Vergnügen aufschieben. Mir war so lange kalt und langweilig und unglücklich zumute, daß ich mich, wenn Arsenal erfolgreich ist, leicht doch unverkennbar verwirrt fühle. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen sollen. Alles geht irgendwann von vorne los.
    Ich habe im Sommer 1991 mit diesem Buch begonnen. Arsenal hatte überlegen die Meisterschaft gewonnen und stand im Begriff, zum ersten Mal nach genau zwanzig Jahren wieder am Europapokal der Landesmeister teilzunehmen. Der Club hatte den größten Kader, die glänzendsten Aussichten, die stärkste Verteidigung, den tödlichsten Angriff, den scharfsinnigsten Trainer; nach Arsenals letztem Spiel der Saison 90/91, in dem das Team das arme Coventry mit vier Toren in den letzten gut zwanzig Minuten mit 6:1 auseinandernahm, waren die Zeitungen voll von uns.
      »BEREIT, EUROPA ZU BEHERRSCHEN« ; »DIE KANONIERE WERDEN FÜNF JAHRE HERRSCHEN« ; »SO GUT WAREN WIR NOCH NIE« ; »MEISTER SCHIELT NACH DEM GRÖSSTEN ALLER TITEL«.
    Etwas mit diesem überschäumenden Optimismus Vergleichba
    res hatte es in meiner Zeit noch nicht gegeben. Selbst die Arsenalhasser unter meinen Freunden sagten uns einen prächtigen und triumphalen Durchmarsch ins Europapokalfinale voraus, genauso wie der erneute Gewinn der Meisterschaft außer Frage stand, alles kein Thema. Es gab zu Beginn der Saison ein paar kleinere Probleme, doch das Team hatte seine Form gefunden, als der Europapokal Mitte September anfing: Wir überfuhren den österreichischen Meister mit 6:1, eine großartige Vorstellung, die, so dachten wir, den Rest des Kontinents zu Tode erschrecken würde. Wir zogen in der nächsten Runde Benfica aus Portugal, und ich reiste in einer der zwei Fanmaschinen nach Lissabon, wo wir vor achtzigtausend Portugiesen im ehrfurchtgebietenden Estadio da Luz ein achtbares l:lUnentschieden hielten. Aber im Rückspiel in Highbury wurden wir niedergemacht, überrannt, vorgeführt, und es war alles vorbei, vielleicht für weitere zwanzig Jahre. Dann schieden wir nach einer Reihe von fürchterlichen Niederlagen und Punktverlusten in der Weihnachtszeit aus dem Rennen um die Meisterschaft aus; und dann wurden wir, unfaßbar und katastrophal, von Wrexham, das
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