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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch
Autoren: Nick Hornby
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Bridge schalten könnten. (Angesichts der Umstände las sich der Spielbericht im DAILY MIRROR am nächsten Morgen, nebenbei bemerkt, eigenartig: »Angriffswelle auf Angriffswelle ließ Tottenham verbissen um sein Leben kämpfen«, so in der Art.) ITV brachte die Meldung einige Minuten vor der BBC.
      Wie die meisten Menschen hatte ich Angst: vor der Möglichkeit, daß nukleare und chemische Waffen eingesetzt werden würden; vor Israels Verwicklung; davor, daß Hunderttausende sterben würden. Um drei Uhr am Samstagnachmittag, dreiundsechzig Stunden nach Beginn des Konflikts, war ich mehr durcheinander, als ich mich erinnern kann, je zu Beginn eines Fußballspiels gewesen zu sein: Ich hatte zu viel Nachtprogramm im Fernsehen gesehen und zu viele seltsame Träume geträumt.
    Auch im Publikum herrschte eine andere Stimmung. Die Nordtribüne sang »Saddam Hussein ist ein Schwuler« und »Saddam, komm Arsenal nicht in die Quere!« (Die erste Botschaft bedarf wohl kaum der Erläuterung; in der zweiten bezieht sich »Arsenal« mehr auf die Fans als auf die Spieler, was den Gesang eher selbstüberschätzend als verspottend macht und paradoxerweise einen Respekt vor dem irakischen Führer erkennen läßt, der der Spekulation über seine sexuellen Vorlieben fehlt. Eine stimmige Ideologie ist vermutlich zuviel verlangt.)
    Es war eine interessante Erfahrung, ein Fußballspiel anzuse
    hen, während sich die Welt im Krieg befand; eine, die ich nie zuvor gemacht hatte. Wie konnte Highbury zum Mittelpunkt des Universums werden, wenn eine Million Menschen sich in tausend Meilen Entfernung darauf vorbereiteten, einander umzubringen? Mühelos. Mersons Tor unmittelbar nach der Pause bescherte uns einen l:0-Sieg, was für sich allein genommen noch nicht genug gewesen wäre, die Aufmerksamkeit von Bagdad abzulenken; doch als Warren Bartons Freistoßtor Wimbledon in Anfield einen Punkt brachte und wir zum ersten Mal in jener Saison die Tabellenspitze übernahmen, war der Fußball wieder in den Brennpunkt gerückt. Im Dezember acht Punkte zurück und im Januar einen Punkt Vorsprung … Um Viertel vor fünf war Saddam vergessen, und in Highbury war Leben in der Bude.

Typisch Arsenal

    Arsenal gegen Manchester United – 6.5.91

    Im Mai 1991 holten wir den Ligatitel erneut, zum zweiten Mal in drei Jahren und zum dritten Mal in meinem ganzen Leben. Am Ende gab es keine Wiederholung des Dramas von 1989: Liverpool brach schmachvoll ein, und wir konnten davonziehen. Am Abend des 6. Mai unterlag Liverpool vor unserem Heimspiel gegen Manchester United bei Forest, und das Spiel gegen United wurde deshalb in eine wilde, rauhe Feier verwandelt.
    Wenn je eine Saison Arsenal anschaulich gemacht hat, dann war es diese. Es war nicht nur die Tatsache, daß wir in der gesamten Saison lediglich ein Ligaspiel verloren und erstaunlich kümmerliche achtzehn Tore kassierten, auch wenn diese Statistiken für sich allein genommen bezeichnend sind für die traditionelle Zähigkeit des Teams. Es lag vielmehr daran, daß die Meisterschaft trotz fast komischer Widerstände und Mißgeschicke errungen wurde. Uns wurden zwei Punkte abgezogen, nachdem wir, rückblickend unklugerweise, an einer Rauferei beteiligt waren, weniger als ein Jahr nach dem aufregenden Tumult im Spiel gegen Norwich. Kurz darauf wurde unser Kapitän aufgrund eines umwerfend idiotischen Falles von Alkohol am Steuer ins Gefängnis gesteckt. Und diese Vorfälle waren nur die Spitze des Eisberges, auf und außerhalb des Rasens – Schlägereien, Berichte in der Boulevardpresse über abstoßendes Verhalten im betrunkenen Zustand, kollektive Zurschaustellungen von Gereiztheit und Undiszipliniertheit (am auffallendsten bei Aston Villa 1989, als der Großteil der Mannschaft einen ungefälligen Linienrichter lange nach dem Schlußpfiff umringte und in einem Ausmaß gestikulierte und schrie, daß diejenigen von uns, die angereist waren, um sie zu unterstützen, nicht umhin konnten, peinlich berührt zu sein), und so weiter und so fort. Jeder dieser Verstöße isolierte den Club und seine glühenden Verehrer mehr und mehr vom lippenschürzenden, gerecht denkenden, Arsenal hassenden Festland; Highbury wurde zu einer Teufelsinsel inmitten Nordlondons, der Heimat von Nichtsnutzen und Schurken.
    »Ihr könnt euch eure zwei Scheißpunkte in den Arsch schie
    ben«, sang die Menge ausgelassen, wieder und wieder während des Spiels gegen Manchester United, und es fing an, wie das typische Arsenallied zu
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