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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch
Autoren: Nick Hornby
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kann mir nichts anderes ins Gedächtnis rufen, das ich zwei Jahrzehnte lang begehrt habe (g ibt es etwas anderes, das vernünftigerweise so lange begehrt werden kann?), noch kann ich mich an irgendwas anderes erinnern, daß ich mir sowohl als Junge als auch als Mann sehnlichst gewünscht habe. Also seid bitte denen gegenüber tolerant, die einen Augenblick im Sport als ihren schönsten Augenblick überhaupt beschreiben. Uns fehlt weder die Phantasie, noch haben wir traurige, leere Leben; es ist nur so, daß das wirkliche Leben blasser, glanzloser ist und weniger Potential für unerwartete Raserei enthält.

    Als der Schlußpfiff ertönte (nur einen weiteren, das Herz zum Stillstand bringenden Moment später, als Thomas sich umdrehte und einen erschreckend lässigen Rückpaß zu Lukic spielte, vollkommen sicher, bloß mit einer Kaltblütigkeit, die ich nicht empfand), rannte ich schnurstracks zur Tür hinaus, zum Wein- und Spirituosenladen in der Blackstock Road. Ich streckte meine Arme aus, wie ein kleiner Junge, der Flugzeug spielt, und als ich die Straße hinabflog, kamen alte Damen an die Tür und spendeten meinem Lauf Beifall, als ob ich Michael Thomas persönlich wäre; und dann wurde ich, wie mir später aufging, beim Kauf einer Flasche billigen Champagners von einem Ladenbesitzer, der sehen konnte, daß das Licht der Intelligenz komplett aus meinen Augen verschwunden war, böse ausgenommen. Ich konnte Freudenrufe und Schreie aus Pubs, Läden und Häusern um mich herum hören. Und als Fans begannen, sich am Stadion zu versammeln, manche in Banner gehüllt, manche auf hupenden Autos sitzend, jedermann Fremde bei jeder Gelegenheit umarmte, das Fernsehen auftauchte, um die Party für die Spätnachrichten zu filmen, und Clubverantwortliche sich aus Fenstern beugten, um der Menge zuzuwinken, ging mir durch den Kopf, daß ich froh war, nicht oben in Anfield gewesen zu sein und diese ausgelassene, fast südländische Explosion auf meiner Türschwelle nicht verpaßt zu haben. Nach einundzwanzig Jahren hatte ich nicht mehr das Gefühl, das ich im DoubleJahr gehabt hatte, daß ich kein Recht hatte, an den Feierlichkeiten teilzunehmen, wenn ich nicht bei den Spielen war; ich hatte die Arbeit verrichtet, viele, viele Jahre lang, und ich gehörte dazu.

Sitzplätze

    Arsenal gegen Coventry – 22.8.89

    Hier sind einige der Dinge, die mir in meinen Dreißigern widerfahren sind: Ich habe eine Hypothek aufgenommen, um ein Haus zu kaufen; ich habe aufgehört, den NEW MUSICAL EXPRESS und FACE zu kaufen und habe unerklärlicherweise angefangen, alte Ausgaben des Q MAGAZINE unter einem Regal in meinem Wohnzimmer aufzubewahren; ich bin Onkel geworden; ich habe einen CD-Player gekauft; ich habe mich bei einem Steuerberater angemeldet; ich habe festgestellt, daß bestimmte Arten von Musik – Hip-Hop, Indie-Gitarrenpop, Trash Metal – alle gleich klingen und keine Melodie haben; ich ziehe mittlerweile Restaurants Nachtclubs vor und Abendessen mit Freunden Partys; ich habe eine Abneigung gegenüber dem Gefühl entwickelt, das dir ein Bauch voll Bier gibt, auch wenn ich noch immer gern ein kleines Helles trinke; ich habe angefangen, Einrichtungsgegenstände zu begehren; ich habe eine jener Kork-Pintafeln gekauft, die man in der Küche aufhängt; ich habe angefangen, gewisse Ansichten zu entwickeln – über die Hausbesetzer, die in meiner Straße leben, zum Beispiel, und über unvernünftig laute Partys-, die ganz und gar nicht mit den Standpunkten übereinstimmen, die ich vertrat, als ich jünger war. Und 1989 habe ich eine Dauerkarte für die Sitzplätze gekauft, nachdem ich über fünfzehn Jahre lang auf der Nordtribüne gestanden habe. Diese Einzelheiten erzählen nicht die ganze Geschichte meines Älterwerdens, aber sie erzählen einen Teil davon.
      Du hast es einfach satt. Ich hatte die Schlangen satt und das Gedränge, und ich hatte es satt, jedesmal, wenn Arsenal traf, die halbe Tribüne hinabzutaumeln, und ich hatte die Tatsache satt, daß mir die Sicht auf das Tor vor mir bei großen Spielen immer teilweise verdeckt war, und es schien mir, daß zwei Minuten vor Anstoß im Stadion ankommen zu können, ohne in irgendeiner Weise benachteiligt zu sein, viel für sich hatte. Ich vermißte die Stehränge nicht wirklich, und genaugenommen genoß ich sie, den Hintergrund, den sie lieferten, ihren Lärm und ihre Farben, weit mehr als in den Zeiten, in denen ich selbst auf ihnen stand. Das Spiel gegen Coventry war unser erstes auf
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