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Feuertaufe für Darlene

Feuertaufe für Darlene

Titel: Feuertaufe für Darlene
Autoren: Jack Slade
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ihn gewaltsam ins Freie gezerrt. Glaubst du allen Ernstes, er wäre danach aus freien Stücken mit ihnen gegangen?«
    Freeley zuckte mit den Schultern. »Ich habe schon oft genug erlebt, dass sich ein paar Kerle gegenseitig beinahe die Schädel eingeschlagen und schon fünf Minuten später ganz friedlich im Saloon zusammengehockt und ein Bier getrunken haben.«
    » Dave! « Moira glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Wie kannst du nur so etwas sagen? Fred schwebt in höchster Lebensgefahr! Willst du ihm deine Unterstützung etwa verweigern?«
    Der Gesetzeshüter erwiderte nichts. Aber er senkte den Blick, um der verzweifelten Frau nicht in die Augen blicken zu müssen.
    »Mein Gott, Dave.« Die Farmerin schnellte auf die Füße. »Wie lange kennen wir uns nun schon? Mehr als zehn Jahre müssen das inzwischen sein. Auf jeden Fall lange genug, dass du wissen müsstest, dass Fred sich nicht zum puren Zeitvertreib mit anderen prügelt. Du musst mir helfen, ihn zu finden. Bitte  …«
    »Ich glaube, dafür ist es noch zu früh«, entgegnete Freeley leise.
    »Aber …«
    In diesem Moment klangen vor dem Gebäude erregte Schreie auf. Das Poltern von Stiefeln, die eilig über den Stepwalk hetzten, drang bis ins Office.
    »Verdammt, was ist da los?« Freeley griff nach seinem Hut, dann stürmte er aus dem Büro.
    Moira packte Betsy-Louise an der Hand, bevor sie ihm dichtauf folgte.
    Draußen auf der Mainstreet war die Hölle los.
    Männer und Frauen jeden Alters waren auf der Hauptstraße unterwegs. Die meisten zu Fuß, manche zu Pferde. Alle hatten sie dieselbe Richtung eingeschlagen: zur östlichen Stadtgrenze.
    »Verdammt, Sam, was hat das zu bedeuten?« Der Sheriff packte einen jungen Kerl, der ihn beinahe über den Haufen gerannt hätte, an der Schulter und hielt ihn fest. »Wo wollt ihr alle hin?«
    »Zu der verlassenen Scheune bei der Weggabelung«, erwiderte der Junge. »Man hat dort was gefunden.«
    »Und was?«
    »Einen … ach, das weiß ich selbst nicht genau.« Er machte sich mit einer ungeduldigen Drehbewegung von der Hand los und stürmte weiter.
    Freeley rannte ihm hinterher. Auch Moira schloss sich ihm an. Als sie wenige Minuten später das baufällige Gebäude am Stadtrand erreichten, hatten sich dort schon mehrere Dutzend Personen versammelt. Eine Menschentraube drängte sich im Halbkreis vor dem weit offenstehenden Tor. In das allgegenwärtige Gemurmel mischten sich immer wieder entsetzte Schreie.
    »Macht Platz … weg da …« Der Sheriff schob sich durch die Reihen der Zuschauer. »Verdammt noch mal, lasst mich durch!« Endlich gelang es ihm, ins Innere der Scheune vorzudringen.
    Obwohl er in seinem Job schon einiges erlebt hatte, traf ihn der Anblick wie ein Faustschlag in die Magengrube.
    Eine netzartige Konstruktion aus Seilen hing vom Heuboden herab. In den Stricken verschlungen, baumelte ein Toter zwei Yards über dem Boden. Die Leiche war in einem grauenerregenden Zustand. Von der Kleidung waren nur noch Fetzen übriggeblieben. Die Haut war eine einzige schmutzige Wunde. Das Opfer war zweifellos hinter einem Pferd mehrere Meilen über steinigen Untergrund gezogen worden. Im Gesicht des Mannes spiegelten sich noch immer die Qualen wider, die er durchgestanden hatte.
    An der Brust des Toten war eine Papptafel befestigt. »Leere Kasse – volles Grab«, lautete die Aufschrift aus blutroten Buchstaben.
    Freeley hatte das makabre Schild kaum entziffert, als neben ihm ein markerschütternder Schrei ertönte.
    »Großer Gott … Fred !«
    Moira war ihm in die Scheune gefolgt. Sie hatte ihren ermordeten Ehemann sofort erkannt. Ihr Klagelaut ging in ein leises Wimmern über, während sie auf die Knie sank und das Gesicht in den Händen vergrub.
    Betsy-Louise stand nur einen Schritt hinter ihr. Im Gesicht des Mädchens war keine Regung zu erkennen. Lediglich seine Lippen hielt es so fest aufeinander gepresst, dass von seinem Mund kaum noch etwas zu sehen war.
    ***
    Die blonde Lady warf Lassiter einen vielsagenden Blick zu. Nicht zum ersten Mal. Schon als sie in Winslow gemeinsam die Postkutsche bestiegen hatten, hatte sie sich für den Platz entschieden, der dem seinen gegenüberlag. Weil sie das Abteil mit drei weiteren Fahrgästen und einigen Gepäckstücken teilen mussten, hatte im Innern des Wagens zeitweise eine unbequeme Enge geherrscht. Doch das schien der Blondine nicht viel auszumachen. Im Gegenteil.
    Immer wieder war sie auf ihrem Sitz so hin und her gerutscht, dass ihr großgewachsener
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