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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz
Autoren: Helene Tursten
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Drogen, bloß ab und zu mal einen Joint. Aber davon wurde sie … vollkommen komisch. Trotzdem hörte sie nicht damit auf.«
    Irene: »Okay. Erzählen Sie weiter.«
    Frej: »Ich ging ins Haus, holte das Klappbett und zwei Matratzen und trug sie ins Büro. Dann holte ich Bettzeug. Im Haus gab es jede Menge. Ingrid wirft nie was weg. Dann übernachteten wir im Büro. Am nächsten Morgen wollte ich nach Hause fahren, aber Sophie weigerte sich. Sie wollte sich weiterhin verstecken und hatte auf einmal diese fixe Idee, dass Marcelo sie vermissen würde, wenn sie einfach verschwand. Ich musste ihr also was zu essen besorgen und dann nach Hause fahren und so tun, als sei nichts geschehen. Am Samstag meldete dann unsere Mutter Sophie als vermisst … und damit war die Sache ins Rollen geraten. Sie wollte das Versteck nicht verlassen. Irgendwie fand sie es super, dass niemand wusste, wo sie war! Also, dass die Bullen sie suchten … Mama sich Sorgen machte … und dann glaubte sie wohl auch, dass Marcelo sie vermisste.«
    (Irene erinnerte sich, dass Frej kurz geschwiegen und sie viel sagend angegrinst hatte. Sie wussten beide, dass Marcelo nie irgendeiner Frau hinterhertrauerte.)
    Frej: »Aber Sophie hatte sich den Arm verletzt, als sie auf dem Weg zum Auto hinfiel. Sie hatte wahnsinnige Schmerzen, und nach ein paar Tagen schwoll der Arm enorm an! Da bat sie mich, die Tabletten zu holen, die in einer Schachtel im Schlafzimmer ihres Vaters lagen. Das waren die Tabletten, die er gegen seine Schmerzen nahm, kurz bevor er starb. Das waren richtige Hämmer, weil der Alte Krebs gehabt hatte. Ich nahm die ganze Schachtel mit, damit sie sich selber bedienen konnte.«
    (Er schwieg lange. Als er wieder zu sprechen begann, war deutlich zu hören, dass er gegen die Tränen ankämpfte.)
    Frej: »Ich glaube, sie schluckte zu viel. Sie hatte wahnsinnige Schmerzen, und ich wollte sie zur Notaufnahme fahren. Ich schwöre … ich wollte sie dazu überreden, sich nicht weiter zu verstecken, aber sie weigerte sich. Sie sagte andauernd, die Polizei sei hinter ihr her. Da wurde mir klar, dass sie ziemlich durcheinander war … ich hatte mir vorgenommen, mit Mama zu reden … aber als ich dann an jenem letzten Abend zu ihr fuhr … da lag sie tot auf dem Bett.«
    (Lautes Schluchzen und Weinen. Nach einigen Minuten fuhr Frej mit angestrengter Beherrschung fort.)
    »Ich versuchte sie zu wecken, aber es ging nicht. Sie war tot! Ich schwöre! Erst wollte ich Mama anrufen … oder einen Krankenwagen rufen … aber dann dachte ich, das wirkt ja alles vollkommen verrückt. Es wirkt total gestört, dass sich Sophie verstecken wollte. Niemand hätte mir geglaubt! Ich meine … man hätte vielleicht geglaubt, ich hätte sie umgebracht!«
    (Flehend sah er Irene mit seinen blaugrauen Augen an.)
    Irene: »Warum haben Sie sie in den Schuppen in Högsbo gebracht und diesen dann angezündet?«
    (Langes Schweigen und erneutes Schluchzen.)
    Frej: »Ich wusste mir keinen Rat … ich legte sie ins Auto und breitete einen Teppich über ihr aus, damit niemand sehen konnte, was auf dem Rücksitz lag. Die aufgerollte Matratze und ihre Bettwäsche quetschte ich in den Kofferraum. Alles war … eklig. Sie hatte erbrochen und ins Bett gemacht … ehe sie …«
    (Wieder ein langes Schweigen, ehe er fortfuhr.)
    »Wir hatten mehrmals darüber gesprochen, Sophie und ich. Dass man Tote einäschern sollte. Feuer reinigt, sagte sie immer. Ich wusste, dass sie sich gewissermaßen im Feuer auflösen wollte. Ich fuhr also zu diesem alten Schuppen in Högsbo. Ich legte sie auf die Matratze und breitete den Teppich über ihr aus … wie eine Decke. Und zündete dann alles an. So hätte sie es selbst gewollt.«
    (Er schluchzte leise.)
    Irene: »Woher kannten Sie den alten Schuppen?«
    Frej: »Wir entdeckten ihn letzten Sommer, als ein anderes Haus in der Nähe brannte.«
    Irene: »Haben Sie zusammen mit Sophie jenes Haus angesteckt?«
    (Frej antwortete nicht, sondern presste die Lippen zusammen.)
    Irene: »Letzten Sommer brannten in Högsbo mehrere alte Häuser, die abgerissen werden sollten. Außerdem brannte es in mehreren Müllcontainern in der Marklandsgatan. Haben Sie zusammen mit Sophie diese Brände verursacht?«
    (Frej schwieg lange, murmelte dann aber etwas, das sich auf dem Band wie »Schon möglich« anhörte.)
    Irene: »Bitte sprechen Sie deutlicher, damit es auf dem Tonband zu hören ist.«
    (Er schüttelte den Kopf und starrte zu Boden.)
    Irene: »Es ist 15.32 Uhr. Das
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