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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz
Autoren: Helene Tursten
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in so einer Klammer hängen blieb. Das hat wahnsinnig wehgetan, denn ich saß wirklich fest.«
    »Vermutlich war dies auch hier der Fall. Ich habe auf der Toilette ein Haar von Sophie gefunden. Diese Toilette liegt direkt neben dem Büro, von dem wir glauben, dass Sophie darin gefangen gehalten wurde. Sowohl das Zimmer als auch die Toilette sind gründlichst mit Meister Proper geputzt worden«, fuhr Svante fort.
    »Wie wollt ihr wissen, dass es sich um Sophies Haare handelt? Die Frau ist doch verbrannt?«, wandte Jonny ein.
    »Wir haben Haare von ihrer Haarbürste sichergestellt. Außerdem gab es in ihrem Schlafzimmer in Änggården ausreichend viele Haare.«
    Svante legte eine Kunstpause ein und ließ den Blick über seine Zuhörer schweifen. Dann sagte er: »Der entscheidende Beweis ist der Abdruck ihrer Handfläche an der Wand über der Toilette! Wahrscheinlich hat sie sich dort abgestützt.«
    Irene sah den Kommissar an und sagte: »Somit steht fest, dass Sophie in Björkil gefangen gehalten wurde. Das lenkt den Verdacht auf eine bestimmte Person. Auf Frej. Ihren Bruder oder Halbbruder. Er hatte in Abwesenheit seiner Tante Zutritt zum Hof. Ingrid Hagberg … mein Gott … die Strickjacke!«
    Ihre Kollegen sahen sie erstaunt an. Jonny Blom flüsterte Hannu halblaut zu: »Jetzt fängt sie wieder an!«
    Irene ignorierte ihn und versuchte aufgeregt zu erklären: »Die Schließen sind doch aus Norwegen und stammen von einer Strickjacke. Ich habe diese Jacke gesehen!«
    Sie hielt inne, als sie sah, wie Jonny ihr einen Vogel zeigte und die Augen verdrehte. Nachdem sie ihm einen wütenden Blick zugeworfen hatte, fuhr sie fort: »Vor fünfzehn Jahren habe ich mich mit Ingrid Hagberg unterhalten, als wir wegen des Brandes in Björkil ermittelten, in dem Magnus Eriksson umkam. Es war ein kalter Tag im Februar. Ingrid Hagberg trug eine hübsche Strickjacke in verschiedenen Blautönen. Ich bin mir sicher, dass Sophie diese Jacke trug, als sie starb. Wahrscheinlich fror sie in dem Stall, obwohl es dort Elektroheizungen gibt.«
    »Du hast damals mit Ingrid Hagberg gesprochen?«, fragte Sven Andersson mit gerunzelter Stirn.
    »Nur ganz kurz. Wichtig ist, dass sie damals eine Strickjacke mit Schließen trug«, erwiderte Irene leichthin und mied den Blick des Kommissars.
    Um Andersson abzulenken, sagte sie: »Am Freitagabend wollte ich Pizza essen, und da wurde mir auf einmal klar, dass Sophie tatsächlich erzählt hat, was sich vor fünfzehn Jahren ereignete. Denn sie log nie. Sie schwieg, um die Wahrheit zu vertuschen. Aber sie log nie.«
    Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis sie ihren Kollegen ihre Theorie erläutert hatte. Dann brauchte sie noch einmal fünf Minuten, um den Kommissar davon zu überzeugen, dass sie wirklich auf der richtigen Spur war. Widerwillig erklärte er sich damit einverstanden, dass sie zusammen mit Tommy die Ermittlungen im Fall Sophie abschloss. Der Hauptgrund für seine Nachgiebigkeit war, dass sich das Drogendezernat an den Ermittlungen im Bandenmord beteiligte. Mit etwas Glück konnten sie diese Sache bald ganz auf sie abwälzen.
     
    Schwester Ulla öffnete die Tür und lächelte Tommy auffallend herzlich an. Ein so sonniges Lächeln hatte Irene nie von der Altenpflegerin erhalten.
    »Ich begleite Sie zu Ingrid. Sie ist immer noch ziemlich mitgenommen«, zwitscherte Ulla und bedachte Tommy erneut mit einem Lächeln.
    Seine Wirkung auf die meisten Frauen war schon erstaunlich. Irene fand, dass er mit seinen kurz geschnittenen hellbraunen Haaren und seinen braunen Augen recht alltäglich aussah. Er war nur wenige Zentimeter größer als sie und nicht sonderlich durchtrainiert. Der Ansatz eines Bierbauchs war zu erkennen, und Irene verspottete ihn gelegentlich deswegen. Aber das war ihm egal.
    »Den Frauen gefällt das. Auch die Fältchen um die Augen sind unschlagbar. Schlafzimmerblick!«, sagte er immer und lächelte dabei übermütig.
    Schwester Ulla schien diese Auffassung zu bestätigen. Mit wiegenden Hüften wies sie ihnen den Weg zum Aufzug und sagte: »Ingrid ist im Augenblick ungewöhnlich verwirrt. Außerdem ist sie oft deprimiert. Der Arzt schaut morgen noch mal bei ihr vorbei.«
    Die blecherne Stimme verkündete, dass sie im dritten Stock angelangt waren, und der Fahrstuhl hielt sachte. Die Schwester ging zu Ingrid Hagbergs Tür und schloss auf.
    »Hallo Ingrid! Ich bin’s, Schwester Ulla. Ich habe zwei Leute dabei, die sich mit Ihnen unterhalten möchten«, rief sie in die stille Wohnung
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