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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz
Autoren: Helene Tursten
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verzogen hat, ist das vermutlich auf der Aufzeichnung zu sehen, dachte sie. Als Sophie ihren Kopf wieder zurückdrehte und den Blick auf die Hände senkte, war in ihrem Gesicht keinerlei Veränderung zu erkennen. Es war so leer wie eine Maske aus Porzellan.
    Irene beschloss, sich auf Angelicas Aussage zu konzentrieren. Immerhin sagte wenigstens sie was. Vielleicht würde sich Sophie dabei entspannen und irgendeine Reaktion erkennen lassen.
    »Ich habe der Akte entnommen, dass Ihr Mann Journalist war. Für welche Zeitung arbeitete er?«
    »Für verschiedene. Er war als freier Mitarbeiter tätig.«
    »Wo hielt er sich auf, wenn er schrieb?«
    »Zu Hause, jedenfalls hauptsächlich.«
    »Es war also nicht ungewöhnlich, dass Magnus da war, wenn Sophie aus der Schule nach Hause kam«, stellte Irene fest.
    »Nein … also, manchmal war er auch nicht zu Hause.«
    Angelica warf Irene mit ihren schönen Augen einen raschen Blick zu, und Irene glaubte, in ihnen etwas aufblitzen zu sehen. Was? Bevor sie es noch analysieren konnte, war es schon verschwunden.
    »Wo war er, wenn er nicht zu Hause war?«
    »Unterwegs. Bei der Arbeit. Journalisten müssen schließlich manchmal vor Ort Dinge in Erfahrung bringen. Leute treffen und so.«
    Irene war sich bewusst, dass sie jetzt improvisierte und von dem abwich, was sie sich vorher für das Verhör zurechtgelegt hatte. Schließlich hatte sie vorgehabt, zu Sophie durchzudringen. Sie hatte aber das Gefühl, dass es bei dieser Ermittlung noch eine Menge offener Fragen gab, die einer Antwort bedurften. Und jede Antwort warf neue Fragen auf. Die einzige Person, die etwas sagte, war die Mutter. Mit ihrer Hilfe ließen sich möglicherweise neue Teile zu dem Puzzle finden. Vielleicht war dies ja der Weg zu Sophie? Sie direkt zu konfrontieren, hatte keinen Sinn. Sie hatte sich während des ganzen Verhörs noch nicht gerührt, sah man einmal von dem kurzen Blick zur Kamera ab.
    »Was für eine Art von Journalist war Magnus?«, fragte Irene.
    »Art?«, wiederholte Angelica ratlos.
    »Schrieb er über Sport, Filme, Essen oder Lokales?«, verdeutlichte Irene.
    »Er … er schrieb über alles Mögliche. Was eben so passierte. Und dann verkaufte er es an eine Zeitung.«
    »An welche?«
    »Verschiedene. Göteborgs Tidning und Göteborgs Posten. Manchmal an Wochenblätter. Gelegentlich auch an die Norra Hisingens Nyheter und das Björkils-Bulletinen.«
    »Die zwei Letzteren sind Lokalzeitungen?«
    »Ja. Aber beim Björkils-Bulletinen handelt es sich eher um ein Anzeigenblatt.«
    Irene hatte den Eindruck, dass Magnus Eriksson sich nicht gerade am Zenit des Journalistenhimmels befunden hatte. Möglicherweise täuschte sie sich, aber Angelicas Verlegenheit sprach dafür, dass ihre Annahme korrekt war.
    »Wie lange wohnten Sie schon in dem Haus in Björkil?«
    »Drei … fast vier Jahre.«
    »Und wo wohnten Sie vorher?«
    »In der Linnégatan.«
    »Das ist eine gute Adresse. Sehr zentral. In einem der neuen Häuser?«
    »Nein. In einem, das renoviert werden sollte. Die Wohnung war sehr gemütlich. Hohe, große Zimmer. Die Küche war etwas renovierungsbedürftig, aber sehr schön. Sie hatte einen Gasherd und ähnliches.«
    »Warum sind Sie dann umgezogen?«
    Angelica wich ihrem Blick aus.
    »Die Ersatzwohnungen, die man uns zuwies, waren zu teuer … die Mieten waren zu hoch.«
    »Daraufhin haben Sie also das Haus gekauft?«
    »Wir haben es von Magnus’ Schwester gemietet. Es liegt auf ihrem Grund. Wir wollten nur ein Jahr lang bleiben.«
    »Aber dann sind es fast vier Jahre geworden«, stellte Irene gelassen fest.
    »Das kam einfach so. Die Mieten im Zentrum sind so hoch.«
    In den Augen von Angelica standen Tränen. Auch ihre Stimme klang tränenerstickt.
    »Verdient man als freier Journalist nicht so gut?«, fragte Irene gespielt naiv.
    Unwillkürlich presste Angelica die Lippen zusammen, bevor sie antwortete: »Kommt darauf an. Zeitweise läuft es sehr gut, und dann dauert es wieder sehr lange, bis man einen Artikel verkauft.«
    »Aber Sie arbeiten doch als Tanzlehrerin. Verdienen Sie nicht gut damit?«
    »Tanzlehrer werden schlecht bezahlt, und die Arbeitsbedingungen sind miserabel. Außerdem arbeite ich auch frei und tanze bei verschiedenen Theateraufführungen und Shows. Zwecks regelmäßigerer Einkünfte unterrichte ich auch im Haus des Tanzes und an der Hochschule für Tanz. Die Hochschule ist im selben Gebäude untergebracht.«
    »Sophie nimmt ihre Stunden doch im Haus des Tanzes?«
    »Ja.
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