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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben
Autoren: Jasmine Cresswell
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Sicherheitsdienst an, und lassen Sie das ganze Haus nach ihm durchsuchen. Ich muss unbedingt wissen, ob er hier ist. Es handelt sich um einen Notfall. Treiben Sie Roger auf. Das hat unbedingten Vorrang.« Ben lief zu seinem Schreibtisch zurück und blätterte in seiner Telefonkartei, bis er Claires Nummer in Boston gefunden hatte.
    Ich reagiere viel zu heftig, sagte er sich und drückte die Tasten mit den Ziffern. Sharon war am Rand eines Zusammenbruchs, ich darf ihre Aussage nicht wörtlich nehmen. Sie wäre nicht die erste Frau, die mit falschen Beschuldigungen um sich wirft, nachdem ihr Liebhaber sie verlassen hat. Sharon hat selber zugegeben, dass sie auf eine Ehe mit Roger hoffte. Möglicherweise waren Frust und verletzte Gefühle der Grund dafür, dass sie Roger Schwierigkeiten bereiten wollte.
    Das wäre eine logische Erklärung, überlegte Ben. Und weshalb war er trotzdem halb wahnsinnig vor Sorge?
    Claires Anschluss war besetzt. Ben drückte auf die Wahlwiederholung und versuchte es erneut. Immer noch das Besetztzeichen.
    Es besteht kein Grund zur Panik, sagte er sich. Solange Claire telefoniert, ist sie gesund und munter. Entschlossen wählte er die Fernvermittlung.
    »Ich benötige eine Verbindung mit folgendem Teilnehmer«, sagte er und nannte Claires Nummer. »Der Anschluss ist ständig besetzt.«
    »Ich versuche es für Sie, Sir.«
    Ben wartete, und der Schweiß lief ihm den Rücken hinab. Kurz darauf meldete sich die Vermittlung wieder. »Tut mir Leid, Sir. Der Anschluss scheint gestört zu sein«, erklärte die Frau mit professionell höflicher Stimme. »Ich werde sofort die Störungsstelle benachrichtigen.«
    »Wieso ist der Anschluss gestört? Liegt der Hörer nicht richtig auf?«
    »Auf der Leitung wird nicht gesprochen, Sir. Ich kann den Fehler von hieraus nicht erkennen. Wir müssen einen Techniker hinschicken. Das Problem scheint außerhalb des Hauses zu liegen.«
    Ben warf den Hörer auf die Gabel, eilte aus dem Zimmer und konnte seine Besorgnis nicht länger verbergen. »Haben Sie schon etwas von Roger gehört? Hat man ihn gefunden?«, fragte er Nancy.
    »Nein, offensichtlich ist er nicht mehr im Haus«, antwortete die Sekretärin. »Wenn ich mich recht entsinne, hat er erwähnt, er wolle das Wochenende zu Hause verbringen und einige Akten aufarbeiten. Stimmt etwas nicht?«
    »Ich nehme das nächste Flugzeug nach Boston und fahre zu Claire Campbell«, antwortete er. »Sollte Andrew nach mir fragen, sagen Sie ihm bitte, wo ich bin.«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Und falls man Roger doch noch findet, hinterlassen Sie mir bitte eine Nachricht am Flughafen.«
    »In Ordnung, das werde ich tun. Und was ist mit Mr. Sanchez?, fuhr sie fort. Doch Ben hatte das Büro schon verlassen.
     
    Aus einem unerklärlichen Grund wollte Claire so hübsch wie möglich für ihr Zusammentreffen mit. Andrew aussehen. Um sechs Uhr, also zwei Stunden, bevor Ben oder Andrew frühestens eintreffen konnten, hatte sie bereits geduscht und ihr Haar gefönt und trug ihr Make-up auf. Einige Minuten stand sie grübelnd vor dem bescheidenen Inhalt ihres Kleiderschranks und wählte schließlich eine Baumwollhose und eine weiße Seidenbluse, die sie mit einem silbernen Navajogürtel in der Taille zusammenhielt, der mit Türkisen bestickt war. Sie schlug ihr Haar zu einem lockeren Knoten ein, legte lange exotische Ohrringe an und betrachtete sich kritisch im Schlafzimmerspiegel.
    Ich sehe absolut wie eine Künstlerin aus, dachte Claire und war nicht sicher, ob sie über diese Zurschaustellung ihrer Persönlichkeit lächeln oder die Nase rümpfen sollte. An ihrer Kleidung würde Andrew gleich erkennen, dass er es eher mit Claire, der schon fast berühmten Glasdesignerin zu tun hatte, und weniger mit Claire, der Campbell-Erbin.
    Ziellos schlenderte sie durch den Wohnteil ihres Ateliers, als die Türglocke läutete. Ihr Herz schlug einen Moment schneller vor Angst, dann beruhigte es sich wieder. Andrew war nicht wahnsinnig. Er würde sie nicht zu einem Zeitpunkt ermorden, wo der Verdacht sofort auf ihn fallen musste. Trotzdem hoffte sie, dass es Ben war und nicht Andrew. Mit Ben an der Seite fiele es ihr erheblich leichter, ihrem angeblichen Vater gegenüberzutreten.
    Doch der frühe Besucher war weder Ben noch Andrew. Roger stand auf der Schwelle, als sie die Tür öffnete. Eine kleine Flugreisetasche hing über seiner Schulter.
    »Roger!«, rief Claire erfreut und strahlte ihren Bruder an. »Das ist ja eine tolle
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