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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben
Autoren: Jasmine Cresswell
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gestärkt, und seine korrekte Hose war maßgeschneidert. Bei Diannas Eintritt stand er auf und betrachtete sie höflich.
    Ein Schauder durchrieselte Dianna bei seinem prüfenden Blick. Schon als Kind war es ihr gelungen, die anderen nichts von ihrer überragenden Intelligenz merken zu lassen. Seit sie erwachsen war, bemühte sie sich darüber hinaus, ihre turbulenten Gefühle hinter einer Maske kühlen Spotts zu verbergen. Es fiel ihr nicht schwer, einen Mitstreiter von beachtlichen Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu erkennen. Ben Maxwell sah sie mit seinen silbergrauen Augen an, und sie wusste sofort, mit wem sie es zu tun hatte: Dieser höfliche, zurückhaltende Mann war ein tödlicher Gegner.
    »Guten Morgen, Hal. Wie geht es Ihnen?« Ben hatte sich wieder abgewandt und nickte dem Anwalt zu. Seine Miene blieb sanft, und sein Lächeln war absolut professionell. Trotzdem musste Dianna die Zähne zusammenbeißen, damit ihre Lippen nicht vor Angst zitterten.
    »Danke, ausgezeichnet«, sagte Hal. Seine Stimme klang unnötig laut und forsch. »Kommen wir gleich zur Sache. Dies ist Claire Campbell, wie Sie vermutlich bereits festgestellt haben. Die letzten sieben Jahre hat sie sich Dianna Mason genannt.«
    »Miss Mason … «, sagte Ben mit einer Gleichmütigkeit, die eine größere Bedrohung bedeutete als offenes Misstrauen. Er nickte ihr zu und forderte Hal und sie mit einer knappen Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
    Dianna setzte sich auf die Stuhlkante, presste die Knie und die Fersen zusammen und drückte ihre Handtasche an den Körper. Sie bemerkte Bens Blick auf ihre weißen Knöchel und holte tief Luft, um ruhiger zu werden. Er lächelte unmerklich, und sie wusste sofort, dass er den Grund für ihre winzige Bewegung durchschaut hatte. Dieser verdammte Kerl. Sie durfte sich nicht von ihm einschüchtern lassen.
    Hal und sie saßen, während Ben stehen geblieben war. Er lehnte sich an die Schreibtischkante und schob die Hände in die Hosentaschen. Äußerlich wirkte er absolut gelassen, doch Dianna ließ sich nicht täuschen. Der Mann war äußerst konzentriert.
    »Andrew Campbell hat mich gebeten, Ihre – Kandidatin zu befragen«, begann Ben, an Hal gewandt. »Außerdem bittet er mich, ihn zu entschuldigen, dass er Sie beide nicht persönlich begrüßt.«
    »Ist er krank?«, fragte Dianna.
    »Nein, es geht ihm ausgezeichnet.« Ben sah Dianna ausdruckslos an. »Sie können sich gewiss vorstellen, dass er es langsam leid ist, ständig jungen Frauen zu begegnen, die behaupten, seine Tochter zu sein.«
    Hal richtete sich drohend auf. »Claire behauptet nicht, Andrews Tochter zu sein. Sie ist seine Tochter.«
    Ben legte den Kopf zur Seite. »Trifft das zu, Miss Mason? Sind Sie Andrews verschollene Tochter?«, fragte er höflich.
    Sein aalglattes Verhalten machte Dianna immer wütender, denn sie erkannte instinktiv die spöttische Verachtung hinter seiner höflichen Fassade. Einen kurzen wilden Augenblick hätte sie am liebsten fest in seine arroganten silbrigen Augen gesehen und ihm die Wahrheit ins Gesicht geschrien. Nein, Andrew Campbell ist nicht mein Vater! Die Worte lagen ihr auf der Zunge. Aber selbstverständlich sprach sie sie nicht aus.
    »Ich bin Claire Campbell«, antwortete Dianna, ohne das geringste verräterische Zittern in der Stimme. »Und ich hoffe, ich kann Sie innerhalb der nächsten Stunden von dieser Tatsache überzeugen.« Wie immer, wenn sie sich ärgerte, wurde ihre Stimme leise und kehlig. Ben warf ihr einen raschen Blick zu und zeigte zum ersten Mal eine leichte Gefühlsregung. Überraschung? Interesse? Dianna war sich nicht sicher.
    Plötzlich richtete er sich auf und drückte auf den Knopf seiner Sprechanlage.
    »Isabella, würden Sie Mr. Doherty bitte zum Pool hinausführen und ihm eine Erfrischung anbieten?«
    »Ja, Senor. Ich komme sofort.«
    Verärgert stand Hal auf. »Hören Sie, Ben. Ich habe nicht die Absicht, mich abschieben zu lassen, während Sie Claire über ihre Vergangenheit ausquetschen. Ich bin Claires Anwalt, ihr gesetzlicher Vertreter. Sie haben kein Recht, sie allein zu befragen.«
    »Oh, dann bitte ich um Entschuldigung«, sagte Ben. »Ich muss Ihre Position missverstanden haben, als wir neulich miteinander telefonierten.« Er streckte Hal die Hand hin. »Auf Wiedersehen. Tut mir leid, dass wir die Angelegenheit nicht weiter erörtern können.«
    Hal starrte auf die ausgestreckte Hand. »Was, zum Teufel, soll das?«, fuhr er auf.
    Ben tat, als hätte ihn Hals Heftigkeit
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