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Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217

Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217

Titel: Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
Autoren: Claire Thornton
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Schlichtheit grausam.
    Jakob war so verwirrt, dass er einen Augenblick lang reglos dastand. Wie waren diese schweren Verletzungen entstanden? In allen Teilen der Bevölkerung waren Pockennarben verbreitet, aber diese Wunden ähnelten jenen, die ein Soldat in der Schlacht erhielt. Mitleid überkam ihn, während sein Verstand sich zu begreifen mühte, was er da sah. War dies die Erbin, die er suchte? Waren diese Narben der Grund für ihre Zurückgezogenheit? Oder stand vor ihm nur ein Dienstmädchen, das im Garten der Herrin arbeitete?
    Die Frau sah ihn ebenso überrascht an, und das konnte er ihr tatsächlich schwerlich übel nehmen. In ihren warmen braunen Augen lag allerdings ein Ausdruck, den er nicht einordnen konnte. Eigentlich hätte sie ihn für sein Eindringen beschimpfen oder die Dienstboten rufen müssen, damit sie ihn hinauswarfen.
    Stattdessen sah sie ihn an wie eine wundersame Erscheinung oder einen Geist. Jakob kam der Gedanke, dass der Unfall, der Spuren auf ihrem Körper hinterlassen hatte, vielleicht auch ihren Geist in Mitleidenschaft gezogen hatte.
    In demselben Augenblick veränderte sich ihre Miene. Aus Staunen wurde Entsetzen, und eine ganze Reihe von Gefühlen spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. Verzweiflung, Scham, Wut.
    Sie hob die Hände und kehrte ihm dann den Rücken zu.
    Als Soldat war er sehr erschrocken, dass sie eine Haltung wählte, die sie ihm gegenüber vollkommen wehrlos machte. Als Mann bemerkte er den anmutigen Schwung ihres schmalen Nackens, der unter ihrem aufgesteckten Haar sichtbar wurde. Ihre blasse, zarte Haut ließ sie noch verletzlicher wirken. Innerlich fluchend, ertappte Jakob sich dabei, dass er sie begehrte – und gleichzeitig das starke Bedürfnis empfand, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten.
    Entschlossen ließ er seine Arme dort, wo sie waren, und konzentrierte sich nur noch auf den einen Grund, der ihn dazu veranlasst hatte, die Mauern von Godwin House zu erklimmen. Die Zeit lief ihm davon. Er musste sich vergewissern, wen er vor sich hatte, und räusperte sich.
    „Habe ich die Ehre, Lady Desirée Godwin gegenüberzustehen?“
    Desirée zuckte zusammen. Der Fremde hatte sie angesprochen. Seine Worte klangen fremdartig, als wäre Englisch nicht seine Muttersprache. Vielleicht war er wirklich ein Engel des Herrn.
    Es war lange her, seit Desirée Kontakte zur Außenwelt unterhalten hatte, so dass die Vorstellung, einen Engel vor sich zu haben, ihr nicht ungewöhnlicher erschien als das plötzliche Erscheinen eines Mannes in ihrem persönlichen Refugium.
    Aber, dachte sie dann, wenn er wirklich ein Engel ist, dann hätte er auf mein Dach herniedersinken müssen – und nicht von unten heraufklettern. Vielleicht ist er ein gefallener Engel?
    „Lady Desirée?“, wiederholte er ein wenig dringlicher.
    Sie holte tief Luft. Es wurde Zeit, die Dinge wieder in die Hand zu nehmen. Dies hier war ihr Dach. Ob nun Engel oder nicht, sie wollte eine Erklärung für sein Eindringen hören. Langsam drehte sie sich herum, wobei sie ihren Hut mit beiden Händen vor sich hielt wie einen Schild. Allerdings versuchte sie nicht, ihr Gesicht zu verstecken. Dazu war es zu spät. Vor Verblüffung hatte sie den Fremden so lange angestarrt, dass ihm genug Zeit geblieben war, jede einzelne ihrer hässlichen Narben genau zu betrachten.
    „Wer seid Ihr?“, fragte sie.
    Während sie sprach, zwang sie sich, ihm in die Augen zu sehen, und machte sich auf einen Ausdruck des Abscheus oder Mitleids gefasst. Vorhin hatte sie ihr eigenes Aussehen für einen Moment vergessen, daher war es ihr leicht gefallen, seine männliche Schönheit zu bewundern. Jetzt ertrug sie es kaum, ihm ins Gesicht zu sehen.
    Doch in seinen blauen Augen sah sie nichts als Erstaunen und einen Anflug von Ungeduld.
    Die Sonne war hinter dem Horizont versunken und verlieh ihm nun keinen goldenen Glorienschein mehr. Er sah aus wie ein gewöhnlicher Sterblicher. Ein hochgewachsener, starker Mann, der ihre Mauer erklommen hatte wie ein Einbrecher.
    „Wer seid Ihr?“ Vor Angst klang ihre Stimme lauter als gewöhnlich. „Was wollt Ihr von mir?“
    „Jakob Smith“, erwiderte er. „Mylady…“
    „Ihr seid kein Engländer“, sagte sie und wollte nicht glauben, dass ein Mann von so außergewöhnlichem Aussehen einen so alltäglichen Namen trug.
    Wieder bemerkte sie in seinen blauen Augen den Ausdruck von Ungeduld.
    „Meine Mutter ist Schwedin, mein Vater war Engländer“, entgegnete er knapp. „Doch mein Stammbaum
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