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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition)
Autoren: Stefanie Simon
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ungewiss. Und die Welt wird erkalten.«
    »Dann erkaltet sie eben!« Ihr Götter, was kümmert mich die Welt, wenn Royia nicht mehr da ist? »Wiegt denn das ewige Leiden der Erwählten das Gedeihen der Welt auf?«
    »Du hast dem Gott-Einen geschworen, den Göttern zu dienen.«
    »Willst du nun doch das Schicksal beeinflussen, indem du dagegenredest?«
    »Ich rufe nur in Erinnerung, was du bedenken musst.«
    Naave schüttelte verwirrt den Kopf. Sie sollte den Göttern dienen? Dann wäre es ein guter Dienst, die geschundenen Gestalten von ihren Schrecknissen zu erlösen, oder nicht? »Alle im Tempel glauben, dass der Gott-Eine und seine vierzehn Götter die Welt beherrschen. Aber das ist tatsächlich nur eine Lüge. Muss das, was auf einer Lüge aufgebaut ist, nicht sowieso zusammenbrechen?«
    »Wahr gesprochen.« Die Göttin lächelte kühl.

    In dem Getöse in seinem Inneren, wo sich Feuer und Tod einen Kampf lieferten, vernahm er Naaves wildes Flehen, Rufen und Schreien. Wie aus weiter Ferne schaute sie auf ihn herab, doch er wusste, wie nah sie ihm war. Er liebte eine Menschenfrau, und sie musste mit ihm sterben, weil sie nicht geschaffen war, einen Gott zu lieben. Was hatte sie nur gesagt? In all dem Pochen und Rauschen, wo irgendwo sein Herz noch schlug, hatte sie ihn an jenen Tag erinnert, als er von ihr und Tzozic zum Tempel gebracht worden war. Ganz in Flammen aufgehen – würde er das noch einmal schaffen, in diesem Zustand? Ihn lockte der Schattenhauch, umgarnte ihn durchaus freundlich, während er an seinem Herzen zerrte. Aber daran zerrte auch sie. Und sie war stark.
    Royia, kämpfe. Schüttle den Tod ab. Befrei dich von dem Speer!
    Er spürte ihre Hände auf seinen Wangen. Ihre Lippen auf seinen.
    Wollte er das denn hergeben?
    Sie war ein Geschenk Iq-Iqs.
    Dicht vor seinen Augen weiteten sich ihre. Sie keuchte in seinen Mund. Der Schattenhauch drohte auf sie überzuspringen. Royia wollte sie von sich stoßen, doch ihm fehlte die Kraft. Er wollte dem Tod zurufen, dass er seine Klauen von ihr lassen sollte. Zwischen seinen heißen Lippen quoll nur ein Krächzen hervor.

    Ein kalter Hauch kroch in ihre Kehle. Er wollte sich ihres Körpers bemächtigen, sich ausbreiten bis in alle Winkel. Naaves Herz holperte schmerzhaft. Ihre Glieder fühlten sich an wie aus Stein gemeißelt, als sie neben Royia auf den Boden sank. Mit ihm zu sterben war ein schwacher Trost, doch es war immerhin einer.
    Ihr Kopf sackte zur Seite; ihr Blick kreuzte sich mit dem Royias. Ihr schwanden die Sinne, und doch sah sie jede Einzelheit in seinem längst vertrauten Gesicht. Vertraut trotz der Qualen, die in seinen Zügen lagen. Mit letzter Kraft öffnete sie ihre Hand. Er streckte sich, schaffte es, mit seinen Fingerspitzen ihre zu berühren. Allmählich legte sich Schwärze über sie …
    Neben sich hörte sie einen unmenschlichen Schrei. Zwischen den Wimpern ihrer schweren Lider hindurch sah sie, wie Royia sich hochstemmte. Alles an ihm leuchtete wie die Sonne selbst. Sogar der Schweiß rann ihm als leuchtende Tropfen die Schläfen hinab.
    Lass sie aus deinen Krallen, Tod!
    Grenzenlose Wut verlieh ihm eine neue Kraft. Er sprang hoch, breitete die Arme aus. Mehr sah Naave nicht; ihr fielen die Augen zu. Vor ihren Lidern blitzte es grell auf. Hitze flutete über sie hinweg, dass sie meinte, ihr würden die Haare versengt. Der Tod glitt aus ihr. Naave spürte das Leben in ihren Leib zurückkehren. Und den Schmerz.
    Geh ins Wasser!, schrie eine Stimme – seine Stimme – in ihrem Kopf.
    Sie kämpfte sich auf die Knie und kroch auf das Becken zu, schob sich über den Rand und ließ sich hineinfallen. Das Wasser war flach; gerade kniehoch. Vor der Göttin kauernd sah sie zu, wie das wirbelnde Feuer, das über dem Boden schwebte, auf die Schultern der Erwählten übersprang. Einer nach dem anderen ging vollständig in Flammen auf. Ein Rauschen erfüllte den Raum, und Naave schien es wie das erleichterte Aufseufzen der geschundenen Seelen.
    • • •
    Hände packten sie und zerrten sie hoch. Sie fand sich in seiner Umarmung wieder. Schreien wollte sie, da sie fürchtete, sie müsse in Flammen aufgehen. Doch dann begriff sie: Er war wieder menschlich. In seiner Umarmung sprang sie über den Rand des Beckens hinweg. Sie dachte, dass sie am Rauch ersticken müsste, aber da war kein Rauch, nur Hitze. Unerträgliche Hitze. An der Treppe blickte sie zurück: Rundum bedeckte Feuer die Jadewände. In den lodernden Flammenwänden waren die
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