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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Unschuldigen umgedeutet, die an diesem Tag durch den Kakao gezogen werden. Das trifft in der spanischen Presse an diesem Tag vor allem die Politiker und Prominenten. Sie werden ziemlich auf die Schippe genommen und der Lächerlichkeit preisgegeben. Fast wie im Rheinischen Karneval. Am 1. April dagegen ist »tote Hose« in Spanien.

    »Und was hat Neus dir wirklich von Weihnachten erzählt?« Tom ist immer noch misstrauisch.
    »Dass ihr einen lustigen Abend verbracht habt, dass Laura dich wegen deiner Geschenke liebt, und Neus’ Eltern meinten, als Schwiegersohn wärst du gar nicht so übel.«
    »Ich glaube dir kein Wort mehr, du Ekel!«
    Die ersten Töne der Starwars-Filmmusik kündigen eine SMS auf Toms Handy an. Sie kommt von Neus. Ob er Silvester mit ihr und ihren Freunden auf der Puerta del Sol feiern wolle. Treffpunkt: 23:45 Uhr am oso .

    Gemeint ist die Statue des Wappentiers von Madrid, el oso y el madroño (der Bär und der Erdbeerbaum), die an der Puerta del Sol, dem zentralen Platz in Madrid, unter dem Haus mit der überlebensgroßen Tío Pepe -Figur (Werbung einer bekannten Sherry-Marke) steht. Auf der Puerta del Sol befindet sich auch der kilómetro cero , der »Null-Kilometer«, das geografische Zentrum Spaniens, von dem aus die Landstraßen in alle Himmelsrichtungen ihren Ausgang nehmen.

    »Na, da schau an«, sagt Javi, der über Toms Schulter mitgelesen hat. »Läuft doch alles super. Wenn ihr um Mitternacht die Glückstrauben zusammen esst, kann euch beiden nichts mehr passieren, würde ich sagen.«
    Tom reagiert gar nicht, so geschmeichelt fühlt er sich.
    »Hast du eigentlich schon rote Unterwäsche für Neus gekauft?«, fragt Javi.
    »Sag mal, spinnst du?«
    »Ja, doch, kein Scherz! Die Trauben bringen Glück und die roten Dessous sorgen für das Feuer: amor y pasión , Liebe und Leidenschaft, du weißt schon. Aber nur, wenn Neus die Wäsche in der Silvesternacht trägt. Und, ganz wichtig: Du musst sie ihr geschenkt haben, sie darf sie nicht selbst gekauft haben!«
    »Ich glaub dir kein Wort mehr.« Tom schiebt Javi weg. »Und meine Post geht dich auch nichts an.«
    Was kann jetzt noch schiefgehen?
    Am 31. hat Tom noch einmal so richtig Stress mit der neu entwickelten Software, die eigentlich am 2. Januar fertig sein und ausgeliefert werden soll. Mit zwei Kollegen hat er den ganzen Tag nach einem Fehler gesucht und ihn erst gegen 20 Uhr abends gefunden. Mann! Jetzt aber schnell nach Hause, auf dem Heimweg noch etwas einkaufen, essen, duschen, anziehen. Nach dem Essen setzt er sich noch kurz in den Sessel, schlägt die Zeitung auf und – schläft ein. Als er wieder wach wird, ist es 23 Uhr. Anziehen, raus aus dem Haus, rein in die U-Bahn.
    »Hilfe, wo wollen die denn alle hin?« So voll ist die U-Bahn ja sonst nicht einmal zu den Stoßzeiten. Und es stimmt, was er befürchtet: Sie alle wollen zur Puerta del Sol, genau wie Tom.
    »Ich kann es nicht mehr vor Mitternacht schaffen«, denkt er. »Und dann kann ich keine Glückstrauben mit Neus essen und dann haben wir kein Glück im Neuen Jahr und ich keine Chancen mehr bei meiner lieben, süßen, sexy, tollen, wunderbaren Super-Neus.«
    Um fünf vor zwölf kommt er aus der Metro und irrt durch die Menschenmassen. Als er die Bären-Statue entdeckt und sich, fremde Rücken knuffend und rempelnd, einen Weg zu seinem Ziel bahnt, fangen die Glocken auf dem alten Postgebäude an zu schlagen: eins – zwei – drei – Tom zählt hektisch mit. Da, da ist Neus! Vier – fünf – sechs. Auch sie hat Tom entdeckt. Aber warum hat sie denn solche Hamsterbacken? Sieben – acht – neun. Die Trauben, klar! Als er endlich neben ihr steht, schiebt sie ihm schnell eine Traube in den Mund – zehn, und gleich noch eine – elf – und die letzte – zwölf.
    » ¡Feliz año! «, sagt sie und küsst ihn auf den Mund. Und sie sieht gar nicht böse aus, sondern einfach nur umwerfend.
    » ¡Feliz año! [fe lith a njo]«, nuschelt Tom zurück, lässt sein schon leicht zerknittertes Päckchen aus dem Dessousladen – mit Umtauschgarantie – unauffällig in der Jackentasche verschwinden, später, denkt er sich, schluckt die Trauben und küsst sie wieder.
    Was können Sie besser machen?
    Silvester, Nochevieja [notsche wje cha] (»die alte Nacht«), feiert man entweder zu Hause und macht dann zum Jahreswechsel den Fernseher an, oder man geht hinaus ins Freie und feiert dort mit den anderen den Übergang ins neue Jahr. Die größte Silvesterparty findet, laut, bunt und
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