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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien
Autoren: Sandro Mattioli
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Dir?« fragte Stefano Lo Mele, der gemerkt hatte, was sich zwischen Jacopo Trombetta und Paul Weiss ankündigte.
    »War ja eine tolle Diskussion, was?« sagte Paul Weiss mit bitterem Unterton in der Stimme.
    »Das läuft bei uns halt nicht. Vielleicht sollten wir unsere nächste Besprechung gemeinsam vorher durchgehen«, schlug Stefano Lo Mele vor, »dann kann ich Dir sagen, wie Du manche Themen am besten anpackst.«
    Paul Weiss nickte. »Und was mach ich jetzt mit dem Dicken?«
    »Ach, der kriegt sich wieder ein.«
    »Er hat ja auch gar keine andere Wahl«, sagte Paul Weiss. Als Stefano Lo Mele über diesen Satz nachdachte, gefiel er ihm plötzlich nicht mehr.
    »Kann ich auch eine haben?« sagte Paul Weiss und deutete mit dem Zeigefinger auf die Zigarette.
    »Klar.«
    Stefano Lo Mele holte die Packung mit Zigaretten aus seiner Jackentasche und gab Paul Weiss ein M+S. »Sollen wir noch etwas trinken gehen?«
    »Nein, ich glaube, ich muss mir erstmal Gedanken machen, wie wir die Umstrukturierung anpacken.«
    »Ich helfe dir gerne dabei.«
    »Danke. Lass mich erst einmal allein nachdenken, und morgen sprechen wir dann weiter, okay?«
    »Natürlich. Ich habe im Grunde heute Abend eh schon etwas vor. Nur wenn es dringend gewesen wäre...«
    »Nein, dringend ist es nicht, ich habe ja noch ein paar Wochen hier. Und wer weiß, wenn Hermann Koch sieht, dass es Probleme gibt, verlängert er vielleicht meinen Aufenthalt hier.«
    »Ich hätte nichts dagegen«, sagte Stefano Lo Mele. »Mit Dir zusammenzuarbeiten gefällt mir weit besser als mit dem Dicken und seinem Gehabe.«
    Nach diesem Morgen wusste vermutlich keiner so gut wie Paul Weiss, was Stefano Lo Mele damit meinte.
    »Stefano, ich bin Dir wirklich dankbar.« Jetzt war auch Stefano gerührt. »Meinst Du, ich kann mein Auto hier stehen lassen?«
    »Der Parkplatz ist gesichert, also ja.«
    »Ich will ein Stück mit der Metro fahren und dann zu Fuß gehen. Das tut gut.«
    »Ich fahre lieber mit dem Auto, das tut auch gut. Aber wie Du meinst.«
    Stefano Lo Mele ließ seine Zigarette fallen und drückte sie mit seinem Schuh aus. »Ich muss mal wieder rein und an die Arbeit. Dir einen schönen Tag, trotz allem. Und ich halte Dich auf dem Laufenden, wenn es etwas Neues vom Dicken gibt!«
    »Danke«, sagte Paul Weiss und drehte sich weg. »Bis bald dann!« rief er im Weggehen.

    Die Metrofahrt kam ihm heute extrem kurz vor. Er schaute auf die Leute, die auf den Bänken ihm gegenübersaßen, bis die Bahn sich schließlich so gefüllt hatte, dass er bloß noch direkt auf den Schritt eines über und über muskelbepackten Ungetüms schaute. Paul Weiss nahm kaum wahr, was um ihn herum geschah. Ihn trieb die Sorge um, dass nun sein Verhältnis zu Trombetta zerrüttet sein könnte und dass er damit seinen Auftrag gefährdet hatte, die Neustrukturierung zu organisieren. Himmel, hätte er sich doch in einem Buch darüber informiert, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat. Es gab sicher solche Bücher, es gibt heutzutage ja Ratgeber für alles, dachte Paul Weiss. Er hatte nie viel von diesen interkulturellen Trainings gehalten, hielt sie für Gelaber. Doch nun war ihm schlagartig klar geworden, dass sie selbst bei einer Kultur wie der italienischen, die der deutschen räumlich wie emotional so nahe ist, vonnöten sein können. Aber nun war es zu spät. Hoffentlich würde Stefano Recht behalten, als er meinte, dass der Dicke sich wieder einkriegen würde. Mist!
    Paul Weiss fuhr bis zur Piazza di Spagna. Die lag zwar ein ganzes Stück weg von seinem Hotel, aber ein Spaziergang beruhigte, selbst wenn er inmitten von Touristenmassen beginnt.

    Eigentlich könnte die Piazza di Spagna auch Piazza di Francia heißen oder Piazza d‘Inghilterra . Denn die spanische Treppe, die den Platz dominiert, wurde vor allem mit französischer finanzieller Unterstützung gebaut und 1725 eingeweiht. Außerdem dominieren »englische« Gebäude den Platz: Zum einen lebte (und starb) der romantische Poet John Keats in einer Wohnung an der Treppe, außerdem öffnet der Babington‘s Tea Room seine Pforten. Dort gibt es natürlich den klassischen Fünf-Uhr-Tee, aber auch genügend Rückzugsraum für die High Society Roms. Dass der Platz Piazza di Spagna heißt, liegt aber einzig und allein an der spanischen Botschaft am Heiligen Stuhl, die an der Piazza ihren Sitz hat. Zwar müssen die Diplomaten so einen längeren Weg zum Vatikan zurücklegen als viele ihrer Kollegen, doch stören dürfte sie das
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